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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Farbschattierungen von goldbraun zu rostrot sah alles gleich aus.
    |167| Nur zwei Ausnahmen fielen ihm auf. Als er sich leicht drehte, bemerkte er die erste, einen majestätischen Turm aus rostfarbenem Fels, der im Licht des Spätnachmittags zu glühen schien. Im Lauf der Jahrhunderte von angewehtem Sand gebildet, streckte sich der spitze Turm wie eine solide Säule nach oben – bis er sich bei mehr als fünfzig Mannesgrößen über der Wüste zu einem riesigen Kreis öffnete. Dieser große, grob geformte Kreis schien ein Weg zu einer fernen Welt zu sein oder eine andere Art Pforte, die zu den Wolken und dem Himmel darüber führte. Legenden erzählten von einer Gruppe Elfen aus dem Wald von Africqua, die ihre Häuser und Familien verlassen hatten, um durch die Öffnung zu steigen – und nie zurückkamen.
    »Kein Wunder«, sagte Krystallus laut, als er staunend auf den Turm schaute. »Man nennt dich das verborgene Tor.«
    In diesem Moment flog ein langhalsiger Kormoran zu dem Turm. Als der Vogel sich näherte, schien er direkt zu dem Kreis zu wollen. Mit jedem Schlag seiner schwarzen Flügel kam er näher, bis Krystallus sicher war, dass der Vogel versuchen wollte, durch die Öffnung zu fliegen. Starr stand er da und beobachtete den Kormoran genau, seine Stiefel standen so fest im Sand, dass er selbst einem Turm glich.
    Schließlich streckte der Vogel den Hals zu seiner ganzen Länge. Dieser Vogel, dachte Krystallus, kann |168| es kaum erwarten, durch das Loch zu kommen! Er grinste.
Ein Forscherkollege.
    Gerade da bemerkte er, wie das Nachmittagslicht auf der felsigen Oberfläche spielte.
Das ist seltsam
, sagte er sich. Das wechselnde Licht ließ den Stein beweglich erscheinen. Die Kreisränder schienen nach innen zu fließen, gekräuselt wie ein rostfarbener Bach.
    Im Bruchteil einer Sekunde bevor der Kormoran den leuchtenden Kreis erreichte, kreischte er überrascht. Doch er wandte sich nicht ab. Mit einem weiteren Flügelschlag flog er in den Kreis und verschwand. Krystallus hielt den Atem an.
Er ist weg. Ganz und gar weg!
    Er schüttelte ungläubig den Kopf, sodass seine weiße Mähne um die Schultern tanzte. Ohne die Augen von dem rätselhaften Turm abzuwenden, griff er in die Tasche seiner Tunika und holte sein Notizbuch heraus. Mit geübten Bewegungen zog er auch die Phiole mit Oktopustinte hervor, entfernte den Korken und tauchte seine Feder in die schwarze Flüssigkeit.
    Zum ersten Mal schaute er weg vom Turm und öffnete das Notizbuch auf einer leeren Seite. Unten schrieb er die Worte
Verborgenes Tor, Malóch
. Darüber zeichnete er hastig den Turm – vollständig mit dem schwarzen Kormoran, der gerade in den Kreis fliegen will. Mit ganz leichtem Strich deutete er ein paar krause Linien um die Steinränder an, Linien, die Licht oder Magie andeuten sollten   … oder beides.
    |169| Er hielt sich das Büchlein vors Gesicht und verglich die Zeichnung mit dem Turm, um die Genauigkeit zu prüfen. Sorgsam fügte er noch ein paar Linien und Schatten hinzu. Endlich zufrieden, schloss er das Notizbuch mit einem
Schnapp
. Dann steckte er es mit der Feder und der Tintenphiole wieder in die Tasche.
    »Eines Tages«, sagte er zu dem Turm, »werde ich wieder herkommen. Und deine Geheimnisse erkunden.« Er nickte entschlossen. »Das ist ein Versprechen.«
    Ein paar weitere Sekunden lang schaute er auf die seltsame Öffnung. »Aber jetzt muss ich woandershin.«
    Langsam wandte er sich nach Norden, zu dem einzigen anderen Objekt in seiner Sichtweite, das nicht Sand war. Es ließ sich nicht übersehen. Am Horizont blähte sich eine Gruppe dicker, schwarzer Wolken und stieg in die Luft. Doch anders als alle Sturmwolken, die er je gesehen hatte, erschienen sie so dunkel, dass sie nicht aus Dämpfen bestehen konnten – und aus keiner anderen physischen Substanz. Nein, diese Wolken schienen aus dem
Fehlen
von allem, einschließlich Licht, gemacht zu sein.
    Krystallus kaute nachdenklich an seiner Lippe.
Das verhexte Moor. Was dort auch geschieht, es kann nichts Gutes sein.
Er schluckte und wusste: Was es auch sein mochte, er würde es bald herausfinden.
    Mit zusammengekniffenen Augen schätzte er die |170| Entfernung.
Zwölf Meilen, vielleicht fünfzehn. Ich sollte vor Sternenuntergang dort sein.
    Er griff in eine andere Brusttasche. Diesmal holte er eine Glaskugel an einem Lederband heraus, den erstaunlichen Kompass, den Serella ihm geschenkt hatte. Er drehte die Kugel in den Händen und sah zu, wie die beiden

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