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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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sagte er sich.
Meine erste Wanderung durch die Wüste. Aber nicht meine letzte.
    Über die Schulter sah er durch die Ulmenäste die dichte Wolke über dem Land in etwa anderthalb Meilen Entfernung. Sie blähte und drehte sich und stieg hoch in die Luft. Das verhexte Moor. Die Wolke sah noch dunkler aus als zu Beginn seiner Wanderung – ein bodenloser Brunnen der Schwärze.
    Er musterte die Wolke. In ihren dunklen, aufgedunsenen |178| Falten entdeckte er einen kurzen roten Schein, der eine aufragende Gestalt zu enthüllen schien, die dichter war als die Dünste rundum. Vielleicht war es nur das wechselnde Licht vom Sternenuntergang, das jetzt schnell schwand. Vielleicht aber auch nicht.
Was sich dort versteckt, werde ich herausfinden. Und wenn es mit Avalons Schwierigkeiten zu tun hat, werde ich es Basil wissen lassen.
    Als die Dunkelheit tiefer wurde, verschmolz die Wolke über dem Moor mit der Finsternis rundum. Krystallus beobachtete es besorgt. Er würde jetzt nicht versuchen hineinzugehen. Er bliebe bis zum Morgengrauen in seinem sicheren Lager unter dem alten Baum. Dann würde er, vom Tageslicht unterstützt, das Moor herausfordern.
    Im Halblicht musterte er den Baum. Seine knorrigen Äste, einst stark und robust, schienen vor Alter durchzuhängen. Oder kam das durch eine andere, unheilvollere Gewalt? Wo einst Hunderte gesunder Blätter geknospt hatten, sprossen jetzt nur ein paar schwache. Krystallus klopfte mit dem Knöchel an die Wurzel neben ihm. Das Holz klang hohl und krank, sein Echo schien zu klagen:
Weeeg, geh weg.
    Krystallus legte die offene Hand an den Baumstamm. Unter den flockigen Rindenstreifen liefen tiefe Risse durch die Säule und schnitten ins Kernholz. Und doch, trotz allem – schlechter Erde, Mangel an Wasser, Nähe zum Moor – hatte dieser Baum irgendwie überlebt.
    |179| »Du hast dir einen schrecklichen Ort zum Wachsen ausgesucht«, er trommelte mit den Fingern auf den alten Ulmenstamm. »Aber hier bist du dennoch, selbst jetzt, immer noch am Leben.«
    Er nickte, teils bewundernd, teils mitfühlend. Denn auch er wusste einiges über das Aufwachsen unter schwierigen Bedingungen – mit einem abwesenden Vater, dessen Liebe immer unerreichbar schien, mit Erwartungen für seine eigene Magie, denen er nie entsprechen konnte, und mit dem einsamen Leben eines ziellosen Wanderers. Bis er Serella begegnet war.
    Wieder wandte er sich dem Moor zu. Jetzt, wo der Vorhang der Nacht gefallen war, sah er fast kein Zeichen des Sumpfs. Fast. Denn anders als über den Wüstendünen und Ebenen, die ihn umgaben, glitzerten keine Sterne über dem Sumpf. Nicht das geringste Licht durchdrang die drohende Wolke. Nur die Abwesenheit von Licht verriet die Existenz des Moors.
    Natürlich bemerkte er auch noch andere Anzeichen. Diesen schwach bitteren Geruch im Wüstenwind – einen Geruch, der an faulende Pflanzen, alten Torf und verwesendes Fleisch denken ließ. Und auch gelegentliche Geräuschfetzen, einen trillernden Schmerzschrei oder einen fernen Ruf.
    Einer dieser Laute durchstach die Nacht, ein zugleich weit entfernter und gefährlich naher Schrei, der unter die Haut ging. Krystallus horchte aufmerksam und kratzte die Stoppeln an seinem Kinn. Das |180| war bestimmt der Schmerzensschrei eines Moorghuls. Reisende – darunter die weltgewandtesten Barden, die er kannte, sowie die erfahrenen Forschungsreisenden, die in der Eopia Hochschule für Kartenzeichner gewesen waren – hielten Moorghule für die entsetzlichsten und unverbesserlichsten üblen Geschöpfe von Avalon.
    Doch Krystallus war nicht ihrer Meinung. Bestimmt waren sie nicht hoffnungslos böse   … schon gar nicht, seit er die geheime Geschichte ihres Ursprungs entdeckt hatte. Denn erst vor ein paar Monaten hatte er etwas Wertvolles gefunden. Etwas voller Information. Etwas, was er sein Leben lang gesucht hatte.
    Aus einer Tasche seiner Tunika holte er ein zerfleddertes, ledergebundenes Buch, so alt, dass Runzeln seinen Einband zerknitterten wie das Gesicht eines betagten Freundes. Sanft fuhr er mit dem Finger über den Einband. Dann tippte er auf die Lederklappe, die das Buch geschlossen hielt, eine Klappe, die sich mit Gewalt nicht öffnen ließ. Noch nicht einmal ein mächtiger Riese hätte sie auseinanderziehen können.
    Nein, wie Krystallus wusste, öffnete sich die Klappe nur, wenn ein geheimes Passwort gesprochen war. Nach Wochen voll Versuch und Irrtum und viel Frust hatte er zum Glück das Passwort erraten. Und auch in anderer Hinsicht

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