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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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muss. Irgendwie muss ich meine Magie nicht als Last begreifen – sondern als eine Gabe. Etwas, womit ich Menschen und Orten, die ich liebe, helfen kann. Wenn ich nur das Selbstvertrauen hätte, eine so enorme Aufgabe erfüllen zu können!
    Aber solche Zweifel will ich vergessen. Wenn das meine Aufgabe ist, dann akzeptiere ich sie. Und ich erkenne auch, dass es auf ganz andere Art ebenso schwierig für Geschöpfe ist, die ohne Magie geboren werden. Am schlimmsten, glaube ich, wäre das Schicksal eines Kindes ohne Magie, dessen Vater oder Mutter große Kräfte besitzen. Wenn ich an ein solches Kind auch nur denke, schmerzt es mich zutiefst und erinnert mich daran, wie glücklich ich wirklich bin.
    Krystallus blinzelte wieder und las noch einmal diese Zeile:
Wenn ich an ein solches Kind auch nur denke, schmerzt es mich zutiefst.
    Er verlagerte das Gewicht und lehnte sich zurück an die alte Ulme. Dabei berührte die magische Klappe seinen Daumen. Mit einem Mal erkannte er etwas Neues an der Klappe. An dem Tagebuch. Und an seinem Vater.
    Wie wäre es, wenn Krystallus nicht nur Glück gehabt hatte, weil das Passwort keine Magie verlangte, die über den Inhalt der Klappe hinausging? Wenn |185| Merlin es so geplant hatte – damit auch eine Person ohne eigene Magie eines Tages dieses geheime Tagebuch lesen konnte?
    Er schluckte. Und wenn   … Merlin nur gewollt hatte, dass der Leser des Tagebuchs ihn gut genug kannte, um seinen wahren Namen zu kennen – Olo Eopia? Jemand, der sein eigenes Kind sein konnte, ein Sohn oder eine Tochter, die noch geboren werden sollten.
    Ich. Er wollte, dass ich dieses Tagebuch finde.
    In der Ferne erhob sich ein kreischendes Gejammer. Krystallus erkannte es jetzt. Mit einem letzten Blick auf die Passage, die er gerade gefunden hatte, blätterte er zu den Seiten über die Moorghule. Die Beschreibung ihrer tragischen Geschichte hatte er schon viele Male gelesen, doch nie mit so viel Interesse wie jetzt.
    Vor langer Zeit lebte im versunkenen Fincayra auf wunderbaren Wiesen voller Blumen eine Gemeinschaft von Magierinnen, die Xania-Soe. Sie lebten friedlich und häuften einen Wohlstand an, der sich nicht aus Edelsteinen oder Waffen zusammensetzte, sondern aus Wissen. Ihre Weisheit war so groß, erzählte man sich, dass sich sogar der Wind weigerte, über ihr Reich zu wehen, damit er nicht gefährliches Wissen zu anderen trug. Sie lernten, in einem magischen Spiegel die Zeit zu biegen und magische Parfums von den Blumen zu gewinnen. Mit der Zeit duftete die Luft dieses Reichs nach Magie. Nach mächtiger Magie.
    |186|
So groß war diese Macht, dass der Kriegsherr Rhita Gawr versuchte, das Reich zu erobern. Und fast gelang es ihm. Die Magierinnen konnten seine Invasion nicht aufhalten und beschlossen, ein schreckliches Opfer zu bringen. Gerade bevor Rhita Gawr alles beherrschte, belegten sie ihre geliebte Heimat mit einem Fluch – einem Fluch, der ihre magischen Blumen Gifte und Flüche in die Luft spucken ließ. Weil es dort keinen Wind gab, sickerten die Gifte in den Boden des Landes und verwandelten Leben in Tod, Licht in Schatten. Die Magierinnen weigerten sich, ihre geliebte Heimat zu verlassen, selbst nach der schlimmen Verwandlung. Deshalb wurden auch sie vergiftet. Von Zorn und Leid verzerrt, entwickelten sie sich zu tödlichen, koboldartigen Wesen – zu Moorghulen.
    Krystallus klopfte auf die Wurzel neben sich und dachte über die traurige Lage dieser Geschöpfe nach. Er wusste, dass sie – einst so schön und bewundert, jetzt so unheimlich und gefürchtet – nach Avalon ausgewandert waren und sich an diesem Ort, der jetzt als das verhexte Moor bekannt war, niedergelassen hatten. Weil sie nur Zorn und Trauer fühlten, hatten sie weiter an jedem Rache geübt, der es wagte, in ihre Nähe zu kommen. Nur eine Person in der Geschichte hatte je den Moorghulen ins Auge gesehen und überlebt.
    Mein Vater.
Krystallus verzog den Mund, er fragte sich, was tatsächlich geschehen war. Irgendwie beschlossen die Moorghule, Merlin nicht nur zu verschonen, sondern ihm zu helfen – sehr wahrscheinlich |187| die einzige gütige Tat, die es bei ihnen je gegeben hatte. Aber warum? Die Beschreibung im Tagebuch war flüchtig. Sicher konnte man daraus nur schließen, dass bei ihrer Begegnung der magische Spiegel eine Rolle gespielt hatte.
    Vielleicht bitte ich ihn eines Tages, es mir zu erzählen.
    Er biss sich auf die Lippe.
Oder auch nicht.
Bei ihrer letzten Begegnung hatte er so mit seinem Vater

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