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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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offenbar er, Krystallus Eopia, als Erster entdeckt hatte. Und er war der Erste, der unverletzt hindurchgekommen war. Ein weiterer Sieg über diese Angeberin Serella! Dann schaute er geradeaus und ging über den harten Boden an den Rand des Pfortenlichts.
    Dunkle Hügel, die sich kaum vom lichtlosen Himmel abhoben, erstreckten sich weiter, als er sehenkonnte. So dunkel war die Aussicht, dass er noch nicht einmal sagen konnte, was im Vordergrund lag und was weit dahinter. Alles vermischte sich in einer dicken Nachtsuppe. Eine Suppe, die zweifellos mehr als ihren Anteil an ungewöhnlichen Gewürzen enthalten würde … und an tödlichen Giften.
    Doch anders als einen Moment zuvor ließ diese Szene sein Herz nicht vor Angst rasen. »Irgendwo dort draußen«, sagte er leise, »ist eine kleine, nach Minze duftende Motte.«
    Plötzlich veränderte sich der Himmel. Feuerpfeile, orange und golden, fuhren hoch oben darüber und zerrissen den Schleier aus Dunkelheit. Blitze? Fallende Sterne? Krystallus hielt den Atem an und betrachtete ehrfürchtig die feurigen Bögen.
    Nein! Das sind keine Blitze. Das sind –
    Er hielt inne, seine Gedanken rasten und versuchten, die Worte hervorzurufen, mit denen seine Mutter die Geschöpfe beschrieben hatte, die zur Hochzeit der Eltern gekommen waren. Geschöpfe, die Männern mit riesigen Flügeln ähnelten – Flügel, die mit hellen orangen Flammen brannten.
    Feuerengel.
    Er beobachtete gebannt, wie die flammenden Geschöpfe oben flogen und glühend orange Spuren am Himmel hinterließen. Dutzende Feuerengel flogen dort und beleuchteten das verdunkelte Reich.
Wohin ziehen sie?
, fragte er sich.
Und warum sind sie hier?
    Als schließlich das letzte dieser leuchtenden Geschöpfevorbeiflog, senkte Krystallus den Blick, um zu sehen, was der momentane Lichtausbruch von den Ländereien ringsum enthüllen konnte. Jetzt sah er deutlicher die zerklüfteten Hügel, die diesen Fleck umgaben. Sie ragten zu Bergen auf, die anscheinend in den Himmel stachen.
Immerdunkle Gipfel
, sagte er sich und hatte damit bereits den Namen, den er in seine Karte dieses Reichs schreiben wollte.
    Unter den Hügeln lag ein See, die Oberfläche war so unbewegt wie ein Spiegel. Selbst mit den orangen Flammenspuren, die sich im Wasser spiegelten, wirkte der See wie aus flüssiger Dunkelheit gemacht. Unter der Oberfläche bewegten sich bedrohliche, schattige Formen, die noch dunkler waren.
Schattensee,
dachte Krystallus.
    Gerade als das letzte orange Licht vom Himmel verschwand, sah er noch etwas – etwas, das ihm zuvor ganz entgangen war. Gestalten! Gestalten von – konnte das sein? – Elfen!
    Nur wenige Schritte vom Lichtring der Pforte entfernt lagen die Elfen bewegungslos auf dem Boden. Sie waren verdreht, als würden sie sich noch winden, der Todesschmerz war in ihre Gesichter gegraben. Mehrere hatten die Arme zur Pforte ausgestreckt. Griffen sie suchend nach einer Fluchtmöglichkeit? Flucht wovor?
    Ohne auf die vordringende Dunkelheit zu achten, lief Krystallus zu ihnen hinüber. Es waren fünf, sechs, insgesamt sieben – und alle waren sichtlich tot. Erbiss die Zähne zusammen, teils aus Mitgefühl wegen ihres schrecklichen Todes, dessen Ursache er nicht kannte. Und teils, gestand er sich ein, aus Enttäuschung, dass andere die Pforte zuerst gefunden hatten.
    Im letzten Lichtschein der Feuerengel bemerkte er eine kleine Bewegung. Eine der Elfen – eine Frau mit silberblondem Haar – regte sich ganz leicht. Ihre Finger griffen in die Luft, während aus ihrer Kehle ein schwacher, ersterbender Atemzug drang.
    Krystallus starrte sie auch noch an, als ihre Gestalt vom Dunkel verschluckt wurde. Denn er kannte diese Elfe, kannte ihr Haar und ihre Stimme und ihre arrogante Art, die ihn schon in seinen Träumen gequält hatte.
    »Serella«, knurrte er. Eifersucht und Groll drangen so unaufhörlich in sein Herz wie die zurückkehrende Nacht in die Landschaft.
    Doch … tief innen, in seinem innersten Selbst, spürte er eine andere Empfindung. Eine, die er nie erwartet hätte, bestimmt nicht für Serella. Mitgefühl. Nicht für sie als eine Forscherkollegin, sondern auf einer tieferen Stufe: als ein Lebewesen, genau wie er.
    Ohne länger zu zögern, eilte er zu ihr. Weil er über einen der dunklen Körper stolperte, verlor er fast das Gleichgewicht und erreichte sie gerade, als völlige Dunkelheit einsetzte. Er kniete nieder, legte die Hand auf ihren Rücken und spürte eine winzige Atembewegung.Dann schob er die Arme

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