Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman
verdeckten halb ihr Gesicht.
»Iiiick!«, schrie Shim. Erstaunlich schnell rollte er sich auf die Seite, sprang auf die Füße und lief davon. So schnell er konnte, rannte er in die Sicherheit der hohen Gipfel.
Die Riesin richtete sich auf und schaute ihm missmutig nach. Aus den Tiefen ihrer Kehle kam ein wütender Fluch, dann ein riesengroßer enttäuschter Seufzer. Zögernd beteiligte sie sich wieder am Kampf gegen die Feuerdrachen und Flamelons, sie kämpfte neben ihrer Mutter. Doch alle paar Sekunden machte sie eine Pause und schaute sehnsüchtig auf die verschwindende Gestalt, die sie immer noch am Horizont sehen konnte. Als Shim schließlich verschwunden war, seufzte sie wieder und versprühte dabei eine Speichelmenge, die ein Seebecken gefüllt hätte. Verdrossen wischte sie sich den ungeheuren Mund und ging zurück ins Gefecht.
Selbst mit Bonlogs erneuter Beteiligung ging der Kampf für die Verteidiger schlecht aus. Die Drachen zündeten ein Gebäude nach dem anderen an und ließen den Überlebenden nur wenige Möglichkeiten zum Versteck. Die Flamelons rückten näher und zogen ihre tödliche Schlinge enger. Rhia rief ihren Anhängern zwar immer noch Ermutigungen zu, doch sie glaubte ihren eigenen Worten nicht.
Alles, was sie getan hatten, um diesen Ort anzulegen, um die höchsten Ideale von Avalon und ihre Träume von dem, was es werden könnte, zu ehren – all das war für immer verloren. Sie wusste es. Nuic, der sich an ihre Schulter klammerte, war jetzt pechschwarz.
»Schaut!«, rief Lleu. Er zeigte mit seinem blutbefleckten Arm zum Himmel.
Rhia sah hinauf und erkannte einen Drachen, der rasch näher kam. Aber das war kein Feuerdrache. Das war ein Drache, dessen grüne Schuppen, mächtige Flügel und kräftiger Schwanz nicht verwechselt werden konnten.
»Basil!«, rief sie. »Es ist Basilgarrad!«
Schon beim Klang seines Namens kreischten mehrere Feuerdrachen und flohen. Andere, die zögerten, bereuten bald ihren Fehler. Sowie der grüne Drache das Gelände erreichte, schlug sein Schwanz mit dem Knüppel auf einen Drachen und schleuderte den Körper bis ins südliche Moor. Im nächsten Moment fuhr er herum und schlug einen anderen so fest, dass er ihm jede Rippe in der Brust brach. Bevor dieser Angreifer auf den Boden fiel, schlang Basilgarrad den großen Schwanz um den Hals eines dritten und warf ihn irgendwo hinter den Rand des Reichs. Inzwischen stieß er seinen Kopf gegen den Hinterkopf eines vierten – so kräftig, dass dem ein Auge herausflog und in einem meilenweit entfernten See landete.
Als die Flamelons diese mächtige Kraftvorführung sahen, bliesen sie in die Hörner und zogen sich hastig zurück. Sie waren erfahrene Krieger und wussten, dass sie sich gegen einen so überlegenen Feind nicht behaupten konnten. Doch einige ihrer Anführer blieben zurück und versuchten, bei Basilgarrad irgendwelche Schwächen auszumachen. Denn ihnen war zweifellos klar, dass sie erneut gegen diesen Drachenkämpfen würden. Und sie hatten nicht vor, dann besiegt zu werden.
Mit der Zeit klarte der rauchige Himmel auf. Monatelange Arbeit war nötig, doch Rhia und ihre Anhänger äscherten ihre geliebten Toten ein, reparierten die beschädigten Gebäude und setzten die Gärten des Geländes wieder instand. Die Säulen des großen Tempels wurden ausgebessert und die meisten Brandstellen gereinigt. Priesterinnen, Priester und ihre Marythen freuten sich, als die Schnallenglocke wieder erklang – diesmal nicht aus Sorge, sondern zur Begrüßung. Für alle in Avalon, die noch den Wert des Friedens zu schätzen wussten. Selbst die verstreuten Feen kehrten zurück, ihre Flügel leuchteten in den Farben von blauem Himmel, von rosigen Blüten und silbrigem Nebel.
Doch den schrecklichen Tag, der mit der Zeit als Schlacht bei der versiegten Quelle bezeichnet wurde, konnte niemand vergessen. So wenig wie den großen grünen Drachen, der schließlich gesiegt hatte.
31
Der dunkle Spalt
Wer gesagt hat »Vor dem Morgengrauen ist es immer am dunkelsten« war in dieser langen Nacht eindeutig nicht bei mir.
E ines Nachts lag Basilgarrad allein am Rand der Prismenschlucht in den oberen Regionen von Wasserwurzel. Er konnte nicht schlafen. Sein Schwanz, der auf dem vielfarbigen Sims ausgestreckt war, leuchtete von dem roten, gelben und violetten Staub, der im Sternenlicht schimmerte, während er sich drehte und wälzte.
An diesem Tag hatte er von einer durchreisenden Sylphe gehört, dass die Feuerdrachen sich zu einem
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