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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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nicht klüger wäre, weniger waffenstarrend vor den Toren Aachens zu erscheinen, doch er behielt seine Bedenken für sich. Hartmann kannte die Aachener und deren Stadt besser als jeder andere; er musste wissen, was er tat.
Am Morgen war Hartmann mit seinen bewaffneten Begleitern vor dem Haus des Dorfherrn erschienen. Der Birgeler war sichtlich verwundert – um nicht zu sagen: verwirrt – gewesen, als Mathäus ihm seine geänderten Pläne offenbarte: Ein ungesühnter Kindermord machte seine Abwesenheit in der „Herrschaft“ unmöglich. Mit einem beinahe triumphierenden Lachen hatte der Dorfherr dem Birgeler seinen Stellvertreter präsentiert: Heinrich!
Zunächst hatte Hartmann gegen diese Eigenmächtigkeit protestieren wollen, doch die kompromisslose Entschlossenheit, die Mathäus mit jedem seiner Worte versprühte, hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass seine Entscheidung unabänderlich war.
Nun also ritten die beiden Männer, die sich aus früheren Zeiten kannten, nebeneinander her. Die Hitze des Mittags trieb ihnen Schweißperlen ins Gesicht. Der Birgeler gab sich wortkarg. Heinrich beschloss, das Eis zu brechen.
„Ihr habt Euch nur wenig verändert in all den Jahren, Hartmann.“
„Ich wünschte, ich könnte das auch von Euch behaupten, Heinrich.“ Hartmann lächelte, doch es wirkte keineswegs hämisch.
Heinrich atmete auf. Offenbar lag dem Vertrauten des Grafen doch nichts an eisigem Schweigen. „Ich weiß. Die Zeit ist nicht spurlos an mir vorübergegangen.“
„Früher wart Ihr der Held aller Frauen. Beim Turnier schielten sie immer nur nach Euch.“
„Tatsächlich? Ist mir niemals aufgefallen.“
„Ich erinnere mich gut an eine Jungfer im Gefolge des Grafen, der Ihr es angetan hattet. Sie biss sich ständig in die Fingerspitzen vor lauter Angst um Euch. Am Ende hat die Ärmste geblutet und geweint, als hätte sie sich zum ersten Mal im Zwiebelschneiden versucht.“
„Und? Habe ich das Turnier gewonnen?“
„Was fragt Ihr? Habt Ihr nicht immer gewonnen?“
„Übertreibt nicht. Ich erinnere mich deutlich, das eine oder andere Mal im hohen Bogen aus dem Sattel geflogen zu sein.“
„So häufig kann es nicht vorgekommen sein. Noch heute sind Eure Kampfkünste in aller Munde. Fragt mal Bodo und Anno.“ Mit dem Daumen deutete Hartmann nach hinten, wo die beiden Gardisten ihnen in gemächlichem Trab folgten.
„Sie täten wohl besser daran, sich andere Vorbilder zu suchen.“
„Heinrich!“ Die Stimme des Birgelers war mit einem Male sehr ernst. „Stimmt es, was man sich über Euch erzählt?“
„Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt.“
„Damals – der englische König! Eure Ruhmestat! Der unglückliche Tod des Kindes! Ist es wahr, dass Ihr aus den Diensten des Jülichers getreten seid, weil Ihr Euch schuldig fühltet?“
Heinrich antwortete nicht, starrte finster vor sich hin.
„Es war weiß Gott nicht Eure Schuld“, sagte Hartmann beschwörend.
„Glaubt Ihr, dass ich diesen Spruch nicht schon tausend Male hören musste seit jenem Tag? Ich möchte nicht darüber sprechen, Hartmann.“
Hartmann senkte den Kopf. „Verzeiht mir. Ich wollte Euch nicht ...“
„Schon gut. Lasst uns über unsere Aufgabe sprechen, die uns in Aachen erwartet.“

    Es war zwecklos. Und wenn er den Waldboden einen ganzen Monat lang nach Spuren absuchte – er würde keine finden. Zu trocken und ausgedörrt war der Boden. Der Mörder des Knaben hatte keinen Fehler begangen. Zumindest keinen, der zu seiner Entlarvung führen konnte. Zwar war er in seinem Tun beobachtet worden, doch der kleine Martin hatte ihn fälschlich für den Schweinehirten Jakob gehalten. Mathäus fluchte leise. Dieser Fall würde ihm alles abverlangen. Er verwünschte den unseligen Kerl, der in Aachen sein mörderisches Unwesen trieb, war dieser doch schuld daran, dass Heinrich ihm nun nicht mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte. Heinrichs Spürsinn hätte ihm gewiss weitergeholfen. Andererseits: War es nicht gut denkbar, dass den Knaben – aus welch widernatürlichen Gründen auch immer – ein durchreisender Fremder umgebracht hatte, der längst über alle Berge war?
Eines war Mathäus jedenfalls klar: Lethargie half ihm hier nicht weiter.
„Dietrich! Wo bist du?“
Aus einem knackenden Dickicht erschien der rothaarige Diener. „Ihr habt mich gerufen, Herr?“
„Lass es gut sein mit der Spurensuche. Es hat wohl keinen Zweck.“
Dietrich nickte ernst. „Das fürchte ich auch, Herr. Inzwischen kenne ich hier jeden

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