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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Wibert? Ihr bringt ihn ja um ...“
„Das“, fauchte der Bauer, „lag auch in meiner Absicht, Herr Mathäus.“
„Ihr wolltet ihn totprügeln?“ Mathäus straffte seine Schultern und wirkte dennoch wie verloren neben dem zornigen Riesen. „Fällt mir schwer, das zu glauben. Was hat der Ärmste denn verbrochen?“
„Das will ich Euch sagen: Der Ärmste hätte um ein Haar meine Jüngste umgebracht. Erwürgen wollte er sie. Von wegen unschuldiger Krüppel ...“
„Lazarus wollte ein Kind umbringen?“ Der Dorfherr lachte ungläubig. „Das glaubt Ihr ja selber nicht.“ Er deutete auf den wimmernden Irren, der immer noch zusammengekauert am Boden lag. „Lazarus könnte keinem Huhn den Hals herumdrehen.“
„Aber ich hab’s mit eigenen Augen gesehen!“, rief ein halbwüchsiger Bursche aus der Menge. „Er fasste der Kleinen an den Hals. Hier, mitten auf dem Hahndorn. Ich habe sofort um Hilfe gerufen.“
Selbstverständlich fehlte auch die dralle Kunigunde nicht am Ort des Geschehens. „Nun kennen wir also den Kindermörder in unserer Mitte!“, rief sie schrill.
„Hängt ihn auf!“, forderten einige Stimmen mit Nachdruck.
„Niemand wird hier aufgehängt!“ Mathäus erstickte weitere Willensbekundungen im Keim, indem er jeden einzelnen der Anwesenden mit drohenden Blicken in die Schranken wies. „Lazarus ist kein Mörder, jedermann weiß das. Ebenso wenig wie der Schweinehirt Jakob. Nur weil sie anders sind, macht das keine Bestien aus ihnen.“
„Aber der Bursche hat’s doch gesehen ...“ Wibert deutete auf den vermeintlichen Zeugen und fletschte die Zähne. „Lazarus wollte die Kleine erwürgen ...“
Der Dorfherr wandte sich an den Beschuldigten. „Stimmt das?“ Er packte den Wimmernden an der Schulter und rüttelte ihn kräftig. „Lazarus, antworte mir. Wolltest du Wiberts kleine Tochter erwürgen?“
„Töten, töten“, stöhnte Lazarus.
„Da habt Ihr’s“, triumphierte Kunigunde.
„Klappe halten.“ Mathäus drohte der Bäuerin mit einem zuckenden Finger, bevor er sich wieder dem Verprügelten zuwandte.
„Du wolltest töten, Lazarus?“
„Ja, töten, töten ...“
„Wen wolltest du töten? Die kleine Tochter des Wibert?“
„Töten ... Die Diener Satans.“
Mathäus klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und half ihm dann auf die Beine. Lazarus zitterte am ganzen Körper. Er deutete auf ein brummendes Insekt, das in der flirrenden Mittagshitze über ihren Köpfen seine Kreise zog.
„Diener Satans“, stammelte er.
„Unsinn! Eine dicke Viehfliege ist das.“
„... saugen die Seelen aus den Leibern der Menschen.“
Mathäus stutzte. „Wibert! Holt Eure Tochter her!“
„Warum denn das? Die Kleine ist verängstigt genug.“
„Holt sie her, sagte ich!“
Wütend verschwand der Bauer und kehrte nach kurzer Zeit mit einem flennenden Kind an seiner Hand zurück. Der Dorfherr ging in die Hocke.
„Wie heißt du, Kind?“
„Lena“, schniefte sie.
Sanft griff er nach ihren Händchen, die sie vor ihr Gesicht presste. Seine Vermutung bestätigte sich.
„Dein Hals, Lena. Tut er weh?“
Sie wischte sich den Rotz von den Wangen und nickte. Der Dorfherr strich ihr über den Kopf und erhob sich wieder.
„Wisst ihr, was das ist?“, fragte er in die Menge und deutete auf den Hals der Kleinen, wo sich eine puterrote Schwellung abzeichnete. Als niemand etwas zu erwidern wagte, gab er selbst die Antwort. „Das ist der schmerzhafte Stich einer fetten Viehfliege.“
Alle starrten zu Boden.
„Lazarus“, fuhr der Dorfherr fort, „wollte Lena aus den Fängen des satanischen Dieners befreien.“ Seine Stimme wurde noch lauter. „Ihr Esel, er wollte das blutsaugende Viech am Hals der Kleinen töten! Und jetzt nach Hause mit Euch! Verschwindet! Alle!“
Murmelnd löste sich der Haufen auf. Zurück blieben Mathäus, Dietrich und der immer noch bibbernde Lazarus, aus dessen Nase unaufhörlich Blut tropfte.
„Didi! Tu mir den Gefallen und bring den Lazarus zu Sibylle. Ich fürchte, der Ärmste braucht ein wenig Pflege und Fürsorge.“
„In Ordnung, Herr.“
Mathäus machte sich auf den Heimweg. Er fühlte sich leer und ausgelaugt. Ein böser Fluch, der alle Menschen in Besitz nahm, schien über der „Herrschaft“ zu liegen. Wer, bei allen Heiligen, hatte den kleinen Heiner umgebracht?
In seiner Stube hockte er sich grübelnd an den Tisch. Ins Leere starrend überlegte er, wie er in dieser Sache weiter vorgehen sollte. Schon bald aber merkte er, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.

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