Merry Christmas, Holly Wood
mich gern. Weißt du, ich habe meine Mom gern oder meine Grandma. Oder Pearl. Oder die Verkäuferin in der Eisdiele, die mir als Kind immer eine extra große Kugel gegeben hat. Oder ...“
„Halt einfach die Klappe!“, sagte sie und küsste ihn. „Ich hab dich sehr lieb, okay?“
„Ich hab dich auch lieb, Holly. Mehr als Pearl. Und fast so sehr wie die Eisverkäuferin.“ Er neckte sie so gerne und lachte sich dabei kaputt.
Plötzlich hörten sie von draußen Stimmen, es ertönten Weihnachtslieder.
„Die Weihnachtssänger sind da!“, rief Deb von unten. „Logan, Holly, kommt runter, die Weihnachtssänger!“
Logan lief voran und Holly hinter ihm her. „Das rettet dich nicht! Na warte, ich kriege dich!“, rief sie.
Lachend kamen sie die Treppe runter gestürzt, Deb sah ihnen strahlend dabei zu.
„Da seid ihr ja. Hört, wie schön sie singen!“ Sie öffnete die Tür und sie sahen und hörten der Gruppe von etwa zehn Leuten unterschiedlichen Alters dabei zu, wie sie ihre Lieder sangen. Jingle Bells. Santa Claus Is Coming To Town. Oh Holy Night.
Als sie fertig waren und sie alle geklatscht hatten, rief Deb: „Wartet! Noch nicht gehen! Ich habe noch Plätzchen für euch!“
Sie brachte eine große Dose an und jeder nahm sich, so viel er mochte, bevor sie zum nächsten Haus weiterzogen. Holly betrachtete das Ganze mit einem breiten Lächeln. Oh Gott, wie sie es vermisst hatte, das Kleinstadtleben.
„So, jetzt kommt aber wieder rein“, sagte Deb zu Logan und Holly. „Wir wollen zusammen den Christbaum schmücken.“
Auch das hatte Holly seit einer Ewigkeit nicht gemacht. Sie hatte in den drei Jahren, in denen sie Weihnachten allein gefeiert hatte, keinen Baum gehabt, wozu auch? Doch jetzt merkte sie, wie sehr ihr der Geruch und die bunten, glänzenden Kugeln gefehlt hatten.
Die nächste Stunde standen die drei vor dem Baum und hängten alte Erinnerungen daran. Holly fühlte sich geehrt, bei dieser Aufgabe dabei sein zu dürfen. Einmal, als Logan glaubte, dass seine Mom nicht hinsah, zog er sie zu sich und küsste sie auf ihrer Seite des Baumes. Holly war nie glückseliger gewesen.
❆
Nach dem Essen sagte Logan, er habe noch etwas zu tun und sie würden sich später sehen. Holly ging hoch in ihr Zimmer und machte sich weiter an die Strickarbeit.
Um halb neun trafen sie sich alle vier in der Küche der Bakers und jeder von ihnen nahm einige der Geschenktüten in die Hand, die Deb in den letzten Tagen liebevoll zusammengestellt hatte. Heute waren noch die Plätzchen dazugekommen.
Holly ließ es sich nicht nehmen, in eine der Tüten mit einem Weihnachtsbaum, einem Engel, einem Schneemann oder einem Santa Claus darauf, hineinzuschauen.
Sie hatte Kekse erwartet, eine Flasche Glühwein vielleicht, doch dieser Inhalt machte sie vollkommen sprachlos. Die Tüte enthielt nicht nur eine wunderschöne kleine Keksdose mit den selbstgebackenen Plätzchen sowie eine Flasche Wein, sondern dazu noch selbstgestrickte Strümpfe, Handschuhe und eine Mütze. Außerdem befanden sich darin noch Restaurant-Gutscheine, Duftkerzen und ein Schokoladen-Weihnachtsmann.
Holly war zutiefst berührt von der Großherzigkeit dieser Menschen. Wie konnte man nur so gut und selbstlos sein? Anstatt ihre Zeit mit nutzlosem Fernsehen zu verschwenden, hatte Deb Tage oder sogar Wochen dafür verwendet, für ihre Mitmenschen warme Bekleidung zu stricken, damit sie nicht frieren mussten, Kekse zu backen und Eintopf zu kochen, damit sie etwas in den Magen bekamen und hatte diese wundervollen Tüten zusammengestellt.
Wann hatte sie das letzte Mal ihre Zeit dafür verwendet, anderen eine Freude zu bereiten? Klar, sie erfreute die Menschen jede Woche aufs Neue mit ihrer Kolumne, aber was war mit all den Obdachlosen in den Straßen von New York, den bedürftigen Kindern, die sich wahrscheinlich schon über etwas zu essen gefreut hätten, etwas, das sie nicht einmal hätte selbst kochen müssen, das sie dagegen ganz einfach und für nicht einmal viel Geld in einem der vielen Fast Food Restaurants hätte kaufen können.
Sie hatte sich nie selbstsüchtiger gefühlt. Sie war SCROOGE und sie hatte dieses Erlebnis gebraucht, ja, all die Erlebnisse der vergangenen letzten Tage, um ihre eigene Erleuchtung zu haben. Sie brauchte keine Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht, sie brauchte echte Menschen wie Pearl, Mr. Hendrix, Deb und Logan, um aufzuwachen. Und sie wusste in diesem Moment, dass sie
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