Merry Ex-Mas
nickte und ging ins leere Wohnzimmer, während Cass nach oben schlich und sich in ihrem Schlafzimmer verbarrikadierte. Was war das doch für ein wundervoller Abend gewesen.
Und wessen Schuld war das?
Während sie sich bettfertig machte, versuchte sie, diesen ernüchternden Gedanken zu verdrängen. Doch er ließ sich einfach nicht verscheuchen. Er folgte ihr unter die Dusche. Anschließend folgte er ihr ins Bett, wo er es sich auf ihrem Kopfkissen gemütlich machte und sie noch stundenlang beschäftigte. Vergeblich versuchte sie, der Wahrheit nicht ins Gesicht zu sehen, während von unten gedämpfte Stimmen erklangen. Vermutlich war Dani zurück und redete mit Mason über ihre schreckliche Mutter. Irgendwann hörte Cass dann Schritte auf der Treppe und im Flur, als einer nach dem anderen ins Bett ging. Hatte Willie seine Hausaufgaben gemacht? Amber hatte sie vorhin gebeten, ihr bei Mathe zu helfen. Daran hatte Cass gar nicht mehr gedacht. Na toll. Mutter des Jahres.
Jetzt hüpfte der unangenehme Gedanke in ihrem Bett auf und ab. Wessen Schuld war das? Wessen Schuld?
Sie drehte sich auf die Seite und schloss die Augen, bestrebt, den Gedanken zu verscheuchen, damit sie endlich schlafen konnte.
Leider gelang ihr beides nicht.
Um ein Uhr entschied sie sich aufzustehen, um zu sehen, ob warme Milch wirklich beim Einschlafen half. Barfuß machte sie sich in die Küche auf. Zu ihrer Überraschung fand sie dort Mason am Küchentisch sitzen, vor sich einen Becher Kakao und ein Buch. Als sie hereinkam, schaute er auf und runzelte die Stirn.
„Ich konnte nicht schlafen“, erklärte sie. „Ein schlechtes Gewissen ist kein gutes Ruhekissen.“
Er brummte. Dann hob er seinen Becher und fragte: „Willst du auch Kakao?“
„Ich nehme warme Milch“, antwortete sie und setzte sich an den Tisch.
„Das ist doch was für Weichlinge.“
„Weichlinge, die früh am Morgen aufstehen müssen. Schokolade würde mich nur wach halten.“ Genau wie der unangenehme Gedanke. Okay, jetzt oder nie. Sie holte tief Luft. „Mason, es tut mir leid. Ich war eine miese Gastgeberin.“
Er zuckte mit den Schultern und stellte einen Becher Milch in die Mikrowelle.
„Ich habe mich grauenhaft benommen“, gab sie zu.
Er drehte sich zu ihr herum und schaute sie an. „Auch wenn es mir widerstrebt, das sagen zu müssen, Cass, aber dein Verhalten mir gegenüber lässt schon lange zu wünschen übrig.“
Ihr erster Impuls war, mit einer wütenden Bemerkung zurückzuschlagen, doch sie tat es nicht. Stattdessen tat sie etwas, was sie seit Jahren nicht getan hatte: Sie hielt inne und dachte über das nach, was er gesagt hatte.
Die Mikrowelle piepte. Mason holte den Becher heraus und brachte ihn zum Tisch. Dann setzte er sich und schaute sie weiter ernst an. „Weißt du, was ich an Babette so mag?“
„Die Tatsache, dass sie jung ist und toll aussieht?“
Er schüttelte den Kopf. „Die Tatsache, dass sie für mich da ist.“
Okay, jetzt konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. „Was, und ich war das nicht?“
„Nicht wirklich.“ Er trank einen Schluck Kakao und musterte Cass über den Rand seines Bechers hinweg. „Komm schon, Cass, lass uns ehrlich sein.“
„Okay“, stimmte sie zu. „Seien wir beide ehrlich. Aber dann versetz dich mal in meine Lage. Mir stinkt es gewaltig, dass du jahrelang nur durch Abwesenheit geglänzt hast und jetzt plötzlich daherkommst und den Super-Daddy spielst. Du unterschreibst ein paar Schecks, verteilst Geschenke, und alle lieben dich. Da kommt bei mir das Gefühl auf, als wäre alles, was ich all die Jahre für die Kinder getan habe, absolut nichts wert.“
Mit einem Seufzer stellte er den Becher hin. „Es tut mir leid, wenn du dich bedroht fühlst, Cass. Du warst und bist eine tolle Mom. Niemand würde dir das absprechen, ich am allerwenigsten. Ich versuche einfach nur, ein besserer Dad zu werden. Ich bin es leid, immer außen vor zu sein. Und wenn du die Wahrheit wissen willst: Ich habe mich nie wirklich dazugehörig gefühlt.“
„Nicht dazugehörig?“ Wovon redete er?
„Es waren immer du und die Kinder, während ich sozusagen am Rand gestanden und euch zugeschaut habe. Während ich versucht habe herauszufinden, wo mein Platz in dieser Familie sein könnte. Manchmal hatte ich das Gefühl, als wäre ich nichts weiter als ein Gehaltsscheck.“
„Mehr warst du ja auch nicht“, sagte Cass unverblümt. „Du warst so sehr damit beschäftigt, Karriere zu machen, dass du für uns keine Zeit
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