Merry Ex-Mas
Autodach, der sofort ihr gesamtes Auto zu verschlingen schien.
„Wie gut, dass du es nicht so weit hast“, meinte Al. „Sonst wäre sicher ein Strafzettel fällig.“
„Na, dann hoffen wir mal, dass Tilda keinen Dienst hat“, fügte sein Sohn hinzu. „Sonst gibt sie bestimmt einen.“
Ella bedankte sich bei ihnen, stieg in den Wagen und fuhr nach Hause. Dabei musste sie durch die Tannenzweige lugen. Gerade als sie das Auto parkte, sah sie, dass Jake und Tiny die Straße entlangkamen. Tiny entdeckte sie und kam sofort angerannt, um sie zu begrüßen, als sie ausstieg.
„Hallo, mein Großer“, sagte sie. „Seid ihr schön Gassi gegangen?“
Inzwischen war auch Jake bei ihnen. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du einen Weihnachtsbaum kaufen gehen wolltest.“
Warum hätte sie das auch tun sollen? Es war ja nicht so, dass sie einen gemütlichen Nachmittag damit verbringen wollten, ihn zu schmücken. „Ich dachte, dass es dich sowieso nicht interessiert.“
Er sah sie grimmig an. „Ich sehe auch keinen Sinn darin, einen Baum aufzustellen.“
„Vielleicht habe ich es dir deshalb nicht erzählt.“
„Was hat er gekostet?“
Sie hatte mehr ausgegeben als geplant, aber sie wollte nicht, dass Jake etwas dazugab. Das konnte sie allein bezahlen. Künftig würde sie ja alle ihre Sachen allein bezahlen müssen, und dazu gehörten eben auch Tannenbäume. „Ist doch egal“, antwortete sie und begann, die Knoten des Seils zu lösen.
„Komm, lass mich das machen“, sagte Jake und drängte sie zur Seite. „Ich verstehe wirklich nicht, warum du einen Baum gekauft hast.“
„Damit das Haus schöner aussieht.“
„Ach so! Na, das passt.“
„Was?“, wollte sie wissen.
„Nichts“, sagte er verärgert.
Mims hatte zum Baumschmücken immer jemanden engagiert. Deshalb war das Schmücken für Ella immer noch etwas Neues, was ihr viel Spaß bereitete. Aber es war eigentlich etwas, was man mit einem Lächeln im Gesicht tun sollte. Heute gab es keinen Grund zum Lächeln. Was für eine blöde Idee. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Als wenn allein ein Tannenbaum genügen würde, um das Haus zu verkaufen. Vermutlich war es nicht das Fehlen der Weihnachtsdekoration oder ein leckender Abfluss, die dafür sorgten, dass das Haus keinen Käufer fand. Es war die fehlende Liebe im Haus. So etwas spürten die Leute sofort.
Jake wuchtete den Baum vom Wagen und zog ihn die Einfahrt hoch, fast so wie ein Höhlenmensch das erlegte Tier nach Hause schleppen würde. „Sei vorsichtig“, mahnte Ella, als er die Treppen hochging und den Baum dabei hinter sich her schleifte.
„Keine Sorge.“
Sie seufzte und folgte ihm. Es war wirklich eine idiotische Idee gewesen.
Er stellte den Baum am Eingang ab. „Brauchen wir den Tannenbaumständer?“
„Ich brauche einen Tannenbaumständer“, erwiderte sie. „Aber ich hole ihn selbst.“
Jake hob eine Hand. „Das kann ich auch machen. Dann bringe ich gleich die Kugeln und so vom Dachboden mit.“
Eine halbe Stunde später stand der Baum im Ständer vor dem Erkerfenster und wartete darauf, geschmückt zu werden. Ella nahm an, dass Jake jetzt, nachdem sein Teil der Arbeit erledigt war, verschwinden würde. Doch stattdessen öffnete er den Karton mit den Lichterketten und zog eine heraus. „Sag mir, wie du sie aufgehängt haben möchtest“, sagte er und begann, sie in der Tanne auszurichten.
So hatten sie es im letzten Jahr auch gemacht. Er hatte die Lichterketten angebracht, und sie hatte mit dem Auge der Künstlerin zugeschaut und ihm Anweisungen gegeben. Plötzlich musste sie schlucken, weil sie einen Kloß im Hals hatte.
„Wie ist es so?“, fragte er.
„Gut“, brachte sie heraus.
Nachdem die Lichterkette angebracht war, verschwand Jake in der Küche. Sein Job war erledigt.
Ella öffnete den Karton mit dem Christbaumschmuck, den sie gesammelt hatten. Unvermittelt spürte sie eine ungeahnte Welle der Traurigkeit in sich aufsteigen. Mit diesen Sachen waren eigentlich nur schöne Erinnerungen verbunden. Irgendwie war es nicht richtig, dass das alles jetzt auf einmal nichts mehr bedeuten sollte.
In dem Karton lagen hauptsächlich schlichte bunte Kugeln, doch es gab auch ein paar ganz besondere Schmuckstücke. Sie merkte, dass ihr die Tränen in die Augen traten, als sie einen Anhänger herausnahm, der wie ein Miniaturweihnachtsgeschenk aussah. Jake hatte ihn ihr zu ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest geschenkt. „Ich wünschte, ich könnte dir eine
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