Merry Ex-Mas
Schachtel voll mit kostbarem Schmuck schenken“, hatte er auf die Karte geschrieben, „hoffe aber, dass du dich erst einmal mit all meiner Liebe zufriedengibst.“
Sie schniefte und befestigte den kleinen Anhänger im Baum.
„Daran kann ich mich noch gut erinnern“, sagte Jake, und als Ella sich umdrehte, sah sie, dass er, mit zwei Bechern in der Hand, wieder ins Wohnzimmer gekommen war. Er reichte ihr einen der Becher. „Eierpunsch. Schließlich trinken wir immer Eierpunsch, wenn wir den Baum schmücken.“
Mit einem gemurmelten „Danke“ nahm Ella ihm einen Becher ab und nippte daran. „Dem hast du aber einen ordentlichen Schuss verpasst.“
„Mache ich doch immer.“
Und sie war dann immer ziemlich schnell beschwipst und ein bisschen ausgelassen. Doch sie waren nicht mehr verheiratet. Es bestand keine Veranlassung, beschwipst und ausgelassen zu sein. Ernüchtert stellte Ella den Becher auf den Couchtisch und machte sich wieder ans Schmücken. Jake gesellte sich zu ihr. „Du brauchst nicht zu helfen“, sagte sie zu ihm.
„Ich weiß. Aber ich möchte gern.“ Er nahm einen Porzellanengel mit einem Spitzenkleid. „Erinnerst du dich noch hieran?“
Sie nickte. Den Engel hatte Jake ihr vor drei Jahren am Thanksgiving-Wochenende im Kris Kringl Mart gekauft. Sie waren bummeln gewesen, hatten sich die Kunsthandwerkerstände angeschaut, heiße Schokolade getrunken und waren dann durch den Schnee nach Hause gegangen. Am Abend hatten sie ein knisterndes Feuer im Kamin angezündet und sich auf der Couch geliebt. Jetzt wandte Ella den Blick ab und hängte den Engel auf.
„El, ich wollte vorhin nicht so gemein klingen. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass wir einen Baum aufstellen würden. Und …“
„Und was?“, hakte sie nach.
Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwie ist es blöd, dass wir einen Baum aufstellen, um das Haus besser verkaufen zu können.“
„Du wolltest doch sowieso nach Nashville ziehen“, erinnerte sie ihn.
Er biss die Zähne zusammen, ein sicheres Zeichen dafür, dass er etwas zurückhielt, was er anscheinend lieber nicht sagen wollte.
Das hier war eine idiotische Idee gewesen. Ella trank einen großen Schluck Eierpunsch.
Währenddessen holte Jake eine kleine Jukebox heraus, auf der ein schwarzer Cowboyhut lag. O nein! Ella kippte den Rest ihres Eierpunsches in einem Zug herunter.
Ein wenig wehmütig betrachtete Jake den Anhänger. „Weißt du noch, wann du mir den geschenkt hast?“
Sie hatte ihn in einem Kiosk in einem Einkaufszentrum in Seattle gefunden, als sie dort ihren ersten Hochzeitstag gefeiert hatten. Die Firma hatte einen besonderen Service angeboten: Man konnte die Anhänger mit individuellen Gravuren versehen lassen. Die Worte, die Ella ausgewählt hatte, lauteten: „Ja, ich will.“ Es war der Titel des Liedes, das Jake ihr zur Hochzeit komponiert und gesungen hatte.
„Ich brauche noch einen Eierpunsch“, murmelte sie und ging in die Küche. Tiny folgte ihr hoffnungsvoll. „Das ist nicht gut für dich“, sagte Ella, als sie den Eierpunsch einschenkte. Verflixt, all die Kalorien waren auch nicht gut für sie. Morgen früh, wenn sie auf die Waage stieg, würde sie das hier bitter bereuen, aber heute Abend brauchte sie dringend einen Seelentröster.
Sie hörte Schritte, und im nächsten Moment stand Jake neben ihr. „Ich könnte auch noch einen Nachschlag vertragen“, sagte er und nahm ihr die Flasche ab. Er füllte seinen Becher und griff nach der Flasche Rum, die er auf der Arbeitsplatte hatte stehen lassen, um sich einen Schuss dazu zu schenken. Ehe Ella protestieren konnte, hatte er auch ihren Becher aufgefüllt. „Gehört nun mal dazu.“
Schweigend ging Ella zurück zum Baum. Es reicht jetzt mit dem besonderen, erinnerungsträchtigen Schmuck, befand sie und holte einen Karton mit schlichten goldenen Kugeln heraus. Doch selbst die brachten sie fast zum Weinen.
Jake stupste die Jukebox mit dem Finger an. „Ich glaube immer noch, dass dieses Lied ein Hit werden könnte.“ Leise begann er zu singen. Damit zeichnete er ein musikalisches Bild ihrer Hochzeit.
Ella konnte es kaum ertragen. Sie griff nach dem Eierpunsch und trank noch einen großen Schluck. Dann rief sie schließlich: „Hör auf!“
Jake hielt inne und sah sie ernst an. „Was ist mit uns passiert, El? Warum haben wir nicht alles versucht, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen?“
„Wozu? Du hättest dich doch nie geändert.“
„Als wir zusammenkamen, mochtest du
Weitere Kostenlose Bücher