Merry Ex-Mas
mich so, wie ich war“, erinnerte er sie leise.
Dazu sagte sie gar nichts, und eine Weile verteilten sie schweigend weitere Kugeln im Baum. Jedes Mal, wenn eine neue Erinnerung aus dem Karton auftauchte, griff Ella nach ihrem Becher. Schnell war der Becher leer, doch Jake füllte ihn erneut. Und kurze Zeit später war er schon wieder leer. Wie schnell so ein Eierpunsch verschwand, wenn man versuchte, Erinnerungen darin zu ertränken!
Schließlich war der Baum fertig geschmückt. „Sieht gut aus“, befand Jake. „Eine Sache fehlt allerdings noch.“
Nach einem Blick auf die Kartons meinte Ella: „Ich glaube nicht.“
Jake griff nach einer alten Zeitung und zerknüllte sie. „Wir zünden immer ein Kaminfeuer an, wenn wir den Baum schmücken.“
Ja, früher. Früher hatten sie das immer gemacht. Ella schwieg beharrlich. Stattdessen räumte sie die leeren Kartons weg, während Jake das Anzündholz aufschichtete. Als sie zurückkehrte, hatte es bereits Feuer gefangen, und Jake legte ein paar Holzscheite nach. Der Duft der brennenden Kiefer breitete sich im Zimmer aus. Ein geschmückter Tannenbaum, ein Mann, der ein loderndes Feuer entzündete – das war eine Kulisse, die einer Zeitschriftenwerbung würdig war. Aber Werbung wofür? Für Glück.
Nein, dies hier war kein echtes Glück, sondern nur ein vom Alkohol produziertes Kribbeln.
Allerdings … Kribbeln war gar nicht so schlecht.
Jake holte die Rumflasche und gesellte sich zu ihr aufs Sofa. „Erinnerst du dich noch an das erste Mal, als wir in diesem Kamin ein Feuer angemacht haben?“, fragte er, als er ihren Becher noch einmal auffüllte.
Sie trank einen Schluck. Wie sollte sie das je vergessen? Er hatte geglaubt, er hätte den Kaminschieber geöffnet, doch stattdessen hatte er ihn geschlossen. Sie lächelte. „Seitdem hast du einiges dazugelernt. Du bist ziemlich gut darin geworden, ein Feuer anzuzünden.“ Auch auf anderen Gebieten hatte er dazugelernt und war ziemlich gut geworden. Vor allem, wenn es darum ging, sie zu lieben. Jeden Zentimeter ihres Körpers kannte er. Und er wusste genau, was sie erregte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, spürte sie auf einmal seine Finger in ihrem Nacken, wo er sie direkt unter dem Haaransatz streichelte. Das zum Beispiel war eine der Zärtlichkeiten, bei denen sie schwach werden konnte.
„Dies ist unser letztes gemeinsames Weihnachten“, flüsterte er und begann dann noch einmal, den Refrain des Hochzeitsliedes zu singen, das er für sie geschrieben hatte.
Sag ihm, er soll aufhören, befahl sie sich selbst. Doch sie brachte es nicht über sich.
Schon immer hatte sie es geliebt, wenn Jake ihr etwas vorgesungen hatte. Es vermittelte ihr das Gefühl, in seinen Augen etwas ganz Besonderes zu sein. Es war schön, sich noch einmal als etwas Besonderes zu fühlen.
Jake nahm ihr den Becher ab und stellte ihn auf den Couchtisch. Dann umschloss er ihr Gesicht mit beiden Händen und schaute Ella voller Verlangen an. Der Blick aus seinen dunklen Augen zog sie vollkommen in seinen Bann.
Er liebt dich noch immer .
Das war nur der Rum, der ihr das einflüsterte. Sie würde einfach nicht darauf hören.
Sei ehrlich. Du liebst ihn auch immer noch , sagte der Rum. Und du willst ihn .
Der Rum hatte recht. Sie ließ zu, dass Jake sie küsste. Und als er sie immer wieder und immer stürmischer küsste, erwiderte sie seine leidenschaftliche Umarmung. Sie wehrte sich auch nicht, als er mit einer Hand unter ihren Pullover wanderte. Oh … Ella hatte das Gefühl, als würden sich sämtliche Fasern ihres Körpers zu einer La-Ola-Welle hinreißen lassen. Oh, oh, dachte sie dann, das wird kein gutes Ende nehmen.
Doch , sprach der Rum. Es wird wunderbar enden .
Cecily schaute auf die Uhr im Wohnzimmer von Cass. „Was ist denn bloß mit Ella los? Dass sie zu spät kommt, passt so gar nicht zu ihr.“
Cass hatte schon die DVD mit dem Film „Das Wunder von Manhattan“ eingelegt, und jetzt warteten sie nur noch darauf, dass auch das letzte Mitglied ihrer kleinen Runde eintraf. Ella liebte diese Filmabende. Wo steckte sie nur?
„Ich würde sagen, wir geben ihr noch zehn Minuten. Wenn sie dann nicht da ist, fangen wir ohne sie an“, meinte Samantha und steckte sich eine Pfefferminztrüffelpraline in den Mund.
„Ich habe sie heute beim Weihnachtsbaumverkauf getroffen.“ Cass nahm sich noch ein Plätzchen von dem Teller, der auf dem Couchtisch stand. „Vielleicht ist sie so mit dem Schmücken beschäftigt, dass sie es
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