Merry Ex-Mas
anziehen konnte. „Danke“, sagte sie, um Würde bemüht. Dann schloss sie die Tür hinter sich und lief die Auffahrt hinunter.
Erst als sie in der Boutique ankam, stellte sie fest, dass sie nicht nur zwei verschiedenfarbige Schuhe angezogen hatte, sondern dass auch eine schwarze Socke ihren rechten Fuß und eine blaue Socke ihren linken Fuß zierte. Verdammt. Jetzt sah sie äußerlich genauso chaotisch aus, wie sie sich innerlich fühlte. Da sie bei Gilded Lily’s keine Schuhe verkaufte, musste sie also weiter so herumlaufen. Es sei denn, sie wollte nach Hause laufen und sich umziehen. Und dabei auf Jake treffen. Was sie, da war sie sich ganz sicher, definitiv nicht wollte. Zum Glück hatten sie montags nicht geöffnet. So bestand wenigstens keine Gefahr, dass jemand sie so sah und womöglich fragte, was sie sich dabei gedacht hatte, als sie sich heute Morgen angezogen hatte.
Die nächste Stunde verbrachte sie damit, die Homepage und die Facebook-Seite des Ladens wieder auf den neuesten Stand zu bringen, wobei sie krampfhaft versuchte zu ignorieren, dass ihre Kleidung nicht zusammenpasste und dass sie vollkommen aufgewühlt war. Anschließend machte sie sich daran, neue Ware zu bestellen. Auch in einem kleinen Laden gab es viel zu tun. Dummerweise halfen all diese Arbeiten nicht, die Gedanken an Jake zu vertreiben. Noch immer konnte Ella sich daran erinnern, wie sich die Berührung von Jakes Lippen auf ihrem Mund und ihrem Körper angefühlt hatte. An das Gefühl seiner Arme, als er sie an sich gezogen hatte … Oh, hör schon auf, schalt sie sich. Du klingst wie die Heldin aus einem Liebesroman.
Und was war falsch daran?
Alles, wenn man sich von dem falschen Mann verführen ließ.
Seufz.
Jake hatte die Küche blitzblank geputzt. Nirgends war mehr ein Körnchen Staub oder Schmutz zu entdecken. Das würde Ella glücklich machen. Auch die Wäsche hatte er erledigt. Das Zusammenlegen bekam er nie richtig hin, aber er hoffte, dass sie seine Bemühungen trotzdem anerkennen würde. Somit war der Haushalt gemacht, jedenfalls soweit er das beurteilen konnte, und ihm blieben noch ein paar Stunden Zeit, ehe Curt Whalen zu seiner Gitarrenstunde kam. Jake wünschte, er könnte zur Boutique hinübergehen und Ella überreden, mit ihm Mittagessen zu gehen. Als er noch im Musikladen gearbeitet hatte, hatte er das häufiger getan. Dann waren sie ins Big Brats gegangen und hatten dort gegessen. An anderen Tagen hatten sie nur ein paar Sandwiches im Laden gegessen, wenn gerade keine Kunden da gewesen waren. Das waren schöne Zeiten gewesen. Sie hatten schlicht und einfach gelebt und das Leben genossen, während sie darauf warteten, dass er einen Hit landete.
Gestern Abend war es fast so gewesen wie damals, als sie frisch verheiratet gewesen waren – keine Sorgen, kein Streit, keine Schwiegermutter, die Lügen über ihn verbreitete. Warum konnten sie nicht einfach die Zeit zurückdrehen?
Die Zeit zurückdrehen. Ließ sich daraus vielleicht ein Lied komponieren? Sofort machte er sich auf die Suche nach seiner Gitarre. Zwei Stunden später hatte er sein Herz ausgeschüttet und daraus einen Wahnsinnssong gemacht. Der wäre sogar für die Band Lady Antebellum perfekt, überlegte Jake. Er ging nach unten in das kleine Zimmer, wo er sich mit Secondhand-Equipment eine Art Aufnahmestudio eingerichtet hatte, und machte sich daran, ein Demotape von dem Lied aufzunehmen. In nicht allzu ferner Zukunft würde einer seiner Songs groß rauskommen, davon war er fest überzeugt. Er kam seinem großen Ziel immer näher. Little Big Town Publishing hatte ihm Mut gemacht. Ein Lied, das von einem der Studios in Nashville genommen wurde – vielleicht würde das schon genügen, um Ella zurückzuerobern.
Ein Mann durfte ja wohl noch träumen, oder?
Am späten Vormittag rief Cecily bei Ella auf dem Handy an. „Wollen wir bei Zelda’s einen Salat essen gehen?“
Nie im Leben würde Ella sich in diesem Aufzug in der Öffentlichkeit zeigen. „Äh, ich habe hier im Laden noch einiges zu tun.“
„An einem Montag?“
„Es gab noch eine Menge zu erledigen.“ Und eine Menge, wovor ich weglaufen musste .
„Oh. Na schön, wie wäre es dann, wenn ich uns etwas hole und bei dir vorbeikomme?“ Ehe Ella sich eine Ausrede ausdenken konnte, um ihre Freundin von sich fernzuhalten, fuhr Cecily fröhlich fort: „Also, bis gleich“, und beendete das Telefonat.
Ella musterte ihre nicht zusammenpassenden Schuhe und verzog das Gesicht. Sie hätte Cecily
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