Merry Ex-Mas
denn sonst damit machen?“ Sag jetzt nicht das, was ich befürchte .
„Wir könnten das Geld in mein Restaurant in Seattle stecken. Dort tobt das Leben. Du bist doch sowieso kein Kleinstadtmensch, Charley.“
Sie war aber auch kein Dummkopf. Sie hörte auf, Pistazien zu schälen. „Was ist los mit deinem Piatto Dolce, Richard? Brauchst du eine Finanzspritze?“
Die Röte auf seinen Wangen verriet ihn, ehe sich seine Lippen überhaupt in Bewegung setzten. „Ein Restaurant ist ein Fass ohne Boden, das weißt du doch. Aber das tut ja gar nichts zur Sache“, fügte er schnell hinzu.
„O doch, denn genau darum geht es. Ich habe mir deine Homepage angesehen. Dort steht, dass wegen Renovierung geschlossen ist.“
„Ich will ein paar Verbesserungen vornehmen“, verteidigte er sich.
Und damit wartete er, bis sie ihm wieder aus der Hand fraß. Bis er sie davon überzeugt hatte, sich erneut mit ihm einzulassen. Anschließend konnte er dann wieder angefangen, auf ihre Kosten zu leben. Oder das tun, was er jetzt versuchte: Sie dazu überreden, ihr Geld in seinem Restaurant zu versenken.
„Und dafür brauchst du Geld“, sagte sie. „Mein Geld.“
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sein Blick verriet bereits alles.
„Du Mistkerl!“ All die Wut, die sie verspürt hatte, als er sie das erste Mal verraten hatte, kehrte mit doppelter Wucht zurück. Sie fegte die Salatschüssel von der Arbeitsplatte, sodass Salat- und Spinatblätter, zusammen mit den Äpfeln, über den Küchenfußboden flogen.
Richard hob eine Hand. „Charley, Schatz. Lass es mich erklären.“
„Nein, jetzt erkläre ich dir etwas. So langsam wird mir alles klar. Dein Restaurant geht den Bach runter, also kommst du hierher in meins. Wie praktisch, hier gibt es einen sicheren Arbeitsplatz. Und als das Ganze abbrennt, tauchte da auf einmal all das schöne Geld auf, das man sich ja unter den Nagel reißen könnte. Für dich bin ich doch nur ein Goldesel.“
„Das stimmt nicht! Ich habe dich vermisst! Ich habe dir doch versichert, dass ich einen Fehler gemacht habe.“
Was für ein Schwachsinn. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch Charley schlug sie weg. „Nun, ich habe dich aber nicht vermisst“, fuhr sie ihn an. „Und ich muss verrückt gewesen sein, als ich tatsächlich überlegt habe, mich wieder mit dir einzulassen.“
„Charley, jetzt reagierst du aber wirklich ein wenig hysterisch.“
„Du kommst hierher zurück, um mich schamlos auszunutzen, und wirfst mir vor, ich sei hysterisch?“ Sie schnappte sich die Weinflasche und überlegte tatsächlich, ob sie ihm die über den Kopf ziehen sollte.
„Ich bin nicht hergekommen, um dich auszunutzen“, protestierte er und machte einen Schritt rückwärts.
„Eben hörte sich das aber anders an.“
„Eben war ich einfach nur praktisch.“
„Nun, und jetzt bin ich praktisch. Verschwinde.“
„Das meinst du doch nicht wirklich ernst, oder?“
„Ach, nein? Willst du hierbleiben, um herauszufinden, wie ernst es mir ist?“
Sein flehender Ausdruck verwandelte sich, und auf einmal sah er nur noch gehässig aus. „Meine Güte, Charley, du bist so eine selbstsüchtige Zicke.“
Charley klappte die Kinnlade herunter. Er war hergekommen, um sie auszunutzen, ein Verrat, der kaum noch an Dreistigkeit zu überbieten war. Und jetzt warf er ihr auch noch vor, sie wäre die selbstsüchtige Zicke?
„Warst du schon immer“, fügte er hinzu.
Und das von dem Mann, der sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte, um dann zurückzukehren und es sich auf ihre Kosten gemütlich zu machen? Rage war noch ein viel zu harmloses Wort für das, was Charley jetzt verspürte. „Du …“ Sie warf die Flasche nach Richard, und es gelang ihm gerade noch, ihr auszuweichen. Krachend zerbarst die Flasche an der Wand, und der Wein rann wie Tränen daran herab.
„Total hysterisch“, sagte Richard höhnisch und marschierte zur Tür.
„Ja, kein Wunder. Du kannst eine Frau ja auch in den Wahnsinn treiben“, rief sie ihm hinterher.
Er ging einfach weiter und machte nur eine abfällige Handbewegung.
Charley glitt am Schrank entlang zum Fußboden, saß inmitten des umhergeschleuderten Salats, legte den Kopf auf die Knie und schluchzte.
Gerade hatten es sich Samantha und Blake gemütlich gemacht und wollten sich die Pizza aus dem Italian Alps schmecken lassen, als das Telefon klingelte.
Blake stöhnte. „Haben deine Freundinnen eigentlich einen eingebauten Radar? Warum rufen die immer an,
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