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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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tot, ehe es dazu käme. Sie und die meisten ihrer
Patienten.
    Daniel lehnte sich an die Flügeltüren. Die Pupillen in
seinen Augen waren geweitet, und jäh raste sein Puls. Frauen an
Orten wie diesen hier verdienten das alles, was sie bekamen.
    Bert kam allein aus dem Zentralrechnerbereich zurück.
»Hast du dich um den Alarm gekümmert?«
    »Hätte nicht viel Zweck. Wir sind in einer Minute
draußen.«
    »Tu’s!«
    Ihre Blicke krallten sich ineinander. Daniel brach als erster den
Kontakt ab, ging hinter die Rezeption und schaltete den Alarm ab.
    »Gut. So ist’s richtig.«
    Bert ging zum Haupteingang, um ihn abzuschließen. Als er ihn
erreichte, tauchte auf der anderen Seite eine Frau auf, die den Griff
drückte und hereinkommen wollte. Er öffnete die Tür
einen Spalt breit.
    »Kann ich Ihnen helfen, Ma’am?«
    »Ich kam nicht weg.« Sie war erregt. »Ist die
Besuchszeit vorüber?«
    »Die Besuchszeit endet um acht, Ma’am.« Er
öffnete die Tür ein Stück weiter. »Aber wir
können eine Ausnahme machen.«
    Fasziniert sah Daniel zu, wie Bert sie einließ. Sie war eine
auffällige Erscheinung in den Vierzigern und trug teure
Kleidung. Berts Aufmerksamkeit war auf die leere Straße
gerichtet.
    »Würden Sie mir bitte helfen, Lieutenant? Diese Dame
möchte einen Patienten besuchen.«
    Er wandte sich jetzt der Frau zu und lächelte sie an, und als
Daniel herbeieilte, schoß er ihr in die Brust. Daniel war
bereit, sie aufzufangen, aber sie fiel nicht. Sie stolperte und
starrte Bert erstaunt an.
    »Wie können Sie es wagen?« sagte sie. »Wie
können Sie es wagen?«
    Er schoß erneut auf sie, und bei diesem zweiten Versuch traf
er sie ins Herz. Daniel zog sie hinter die Rezeption, während
Bert mit zittrigen Händen die Tür abschloß. Dann
eilte er zu seinem Diplomatenkoffer, der noch immer geöffnet auf
der Rezeption stand. Er schwitzte. Daniel, der ihn beobachtete, war
jäh ängstlich und unbehaglich zumute. Bert zitterte
niemals, er war niemals in Eile, er schwitzte niemals.
    »Beeilung, Lieutenant. Wir verschwinden!«
    »Was ist mit der anderen Wache?«
    »Diese verdammte Frau… Scheiß doch auf die andere
Wache!« Er setzte den Zünder in Gang. »Sie ist
irgendwo oben. Muß es sein.« Jetzt schlug er den Koffer
zu. »Zwei Minuten, Lieutenant. Bleib, wenn du magst. Ich
türme!«
    Er schritt in Richtung auf den Zentralrechnerbereich und den
Hinterausgang. Daniel zögerte. Bert benahm sich niemals so.
Alles verlief nach Plan. Angenommen, die Wache wäre auf der
Treppe, angenommen, sie hatte sie gesehen? Sie knallten stets jeden
ab, der sie vor dem Weggang gesehen hatte. Bomben konnten
Überlebende zurücklassen, und der Erfolg ihrer Gigs beruhte
darauf, daß hinterher niemand sagte, sie seien von Nat-Sich
gewesen.
    Zwei Minuten. Die Lämpchen am Aufzug zogen Daniels Blick auf
sich. Waren sie aufgeblitzt? Er ging rückwärts davon,
nachdem er den eigenen Aktenkoffer vom Boden vor der Rezeption
aufgehoben hatte, und eilte Bert nach.
    Der auf ihn gewartet hatte.
    Er hatte den Alarm am Hintereingang ausgeschaltet und wartete, an
die Wand gelehnt, zwischen den Mülltonnen in der geöffneten
Tür. Das tote Mädchen von NatSich lag in einer Ecke. Bert
war völlig durcheinander. Er zitterte heftig und hatte die
Hände über die Augen gelegt. So hatte ihn Daniel noch nie
zuvor gesehen.
    »Eine verfluchte Farce, Lieutenant. Diese verdammte Frau,
diese verdammte Frau… Ist kein Gig, Lieutenant, ist ’ne
verfluchte Farce!«
    Daniel schlang ihm einen Arm um den Leib, half ihm durch die
Tür hinaus und die Gasse hinab. Das war falsch – sie
sollten getrennt gehen. Sicherheitswächter waren wie
Postbotinnen: sie waren nie allein zu sehen. Zum Glück
führte die Gasse in ein altes, mehrgeschossiges Parkhaus, das
wohl genutzt wurde.
    Sie mühten sich weiter. Bert erholte sich allmählich, er
bekam wieder Luft. »Pläne, Lieutenant. Du entwirfst sie und
klammerst dich an sie. Wenn ich eines hasse, verdammt noch mal, dann
ist’s ein Halbtagsurlaub.«
    Zwei Minuten gingen rasch vorüber. Die Explosion war
gewaltig. Sie überschüttete sie mit Staub und Schmutz von
der Parkfläche über ihnen. Einen Augenblick lang
drückten sie sich erleichtert aneinander, umarmten einander
überglücklich. Ihnen standen Tränen in den Augen. Dann
strafften sie den Rücken und traten auf die Straße
hinaus.
    »Ich komm schon zurecht, Lieutenant. Ich bin kein
Krüppel.«
    Die Dämmerung war weit vorangeschritten. Auf jeden Fall
befand sich

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