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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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daß die Forschungsrichtung hier auf die UV-Strahlung
zielt, und das haben Sie bei Ihrem Arbeitsantritt akzeptiert. Wir
fangen mit dem bekannten unterdrückenden Effekt von UV-Strahlung
auf das Immunsystem an und unterstellen eine Beteiligung der DNA. Und
wir wissen ebenfalls, welche Schäden UV-Strahlung bei einzelnen
Genen anrichten kann, also wissen wir, wonach wir suchen
müssen.«
    Ihre Hände verursachten Harriet eine Gänsehaut. Sie
schüttelte sie ab. »Das ist kein Herpes Simplex, um Gottes
willen!« Sie beherrschte sich. Fovas wußte das ebenso gut
wie sie. Sie war nicht dumm. Ihr Problem war, daß sie andere
Frauen für dumm hielt. »Sehen Sie, wenn wir UV-Strahlung
als Auslöser nachweisen wollen, warum suchen wir dann nicht nach
Zentren, die im letzten Jahrhundert schwerer UV-Bestrahlung
ausgesetzt waren? Als die Wogen um die UV-Bestrahlung hochschlugen
und diese ganzen Ängste um Hautkrebs auslösten? Wenn eines
dieser Zentren mit der Ausbreitung des Syndroms zusammenfällt,
dann…«
    »Dr. Ryder.« Die Professorin hatte sie lange genug an
der langen Leine gelassen. Frau-zu-Frau war vorüber. Es war an
der Zeit, sie wieder heranzuholen. »Dr. Ryder, Sie haben
vergangene Nacht am Zentralrechner nicht nach Zentren hoher
Bestrahlung gesucht. Sie haben Ihren eigenen Forschungsstrang
verfolgt. Das haben Sie zuvor schon getan. Sie haben Zugriff auf die
regierungsamtlichen Gesundheitsaufzeichnungen des Jahres I
genommen.«
    »Genaugenommen die weltweiten
Gesundheitsaufzeichnungen.« Ertappt wechselte Harriet den Kurs.
»Sie sind in einem furchtbaren Zustand. Vor dreißig Jahren
standen vielen Ländern keine geeigneten Systeme zur
Verfügung. Und das Sammeln der Informationen war schrecklich.
Aber das Syndrom muß irgendwo angefangen haben,
also…«
    »Nein. Nein… « Professor Fovas wandte sich
erregt ab, tat einige Schritte und kam zurück. »Wenn Sie
mit ›irgendwo‹ einen einzigen und besonderen Ort meinen,
Dr. Ryder, dann muß das Syndrom nicht irgendwo
angefangen haben. Es hat sich viel zu rasch ausgebreitet. Es
muß mehr oder weniger gleichzeitig an vielen verschiedenen
Orten angefangen haben.«
    Harriet starrte sie an. Es war ein altes Argument. Sie hatte keine
Antwort. Noch nicht. Sie wußte einfach bis ins tiefste Innere,
daß die Leute mit der Theorie des vielfachen Ursprungs irrten.
»Ich hätte nicht den Zentralrechner benutzen sollen«,
sagte sie bescheiden. »Das ist kostspielig. Sie müssen mir
die Zeit vom Gehalt abziehen.«
    »Darum geht es gar nicht. Die Abteilung kann es sich leisten,
ein bestimmtes Ausmaß privater Recherche zu finanzieren. Es
geht um das Engagement. Wenn Sie nicht an das glauben, was Sie hier
tun, dann…«
    »Wenn Sie mit meiner Arbeit unzufrieden sind…«
    »Ganz und gar nicht. Nicht mit Ihrer Arbeit. Ihre Arbeit ist ausgezeichnet.«
    Aha. Verdammt! Da hatte die verdammte Fovas also Ringelreihn mit
ihr gespielt und eigentlich auf das hier hinausgewollt.
    »Ihnen mißfällt, was ich im Fernsehen gesagt
habe?«
    Seit der Sendung waren vierzehn Tage vergangen. Sie selbst hatte
weitergemacht, die Sache mehr oder weniger vergessen. Nicht jedoch
Unikhem. Unikhem hatte offensichtlich soviel Zeit benötigt, sich
über seine Reaktion klarzuwerden. Jetzt hatten sie die arme alte
Fovas geschickt.
    Die Professorin hielt die Hände steif vor dem Leib
verschränkt. »Sie haben alles Anrecht auf Ihre Meinung, Dr.
Ryder.«
    »Und darf sie auch öffentlich kundtun?«
    »Auch das… vorausgesetzt, natürlich, Sie verleumden
weder Unikhem, noch brechen Sie die Vertraulichkeits-Klausel Ihres
Vertrags.«
    »Das habe ich auch nicht getan. Mein Angriff ging gegen das Prinzip der Tierversuche. Das habe ich absolut klargestellt.
Absolut klar.«
    »Allerdings.« Sie gestattete sich Harriet gegenüber
ein kühles Lächeln. »Ich habe mir die Aufzeichnung
angesehen. Sie haben es so absolut klargestellt, daß man den
Zuschauern vielleicht verzeihen kann, wenn sie glaubten, Sie
hätten genau das Gegenteil gemeint.«
    »Das ist deren Problem.«
    »O nein. Es ist Unikhems Problem. Und deswegen, Dr. Ryder
auch Ihr Problem.« Sie griff in ihren Kittel und holte einen
Nachrichtenausdruck hervor, den sie auf dem Labortisch ausbreitete.
Die Schlagzeile berichtete vom erfolgreichen Bombenattentat auf eine
PTG-Klinik oben im Norden.
    Sie lehnte sich schwer auf den Tisch. »Die Zeiten sind
launisch. Es war keine Unikhem-Klinik, aber es hätte gut eine
sein können. Es liegt Ärger in der Luft, und nicht

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