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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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nur in
Europa. Wir haben weltweit Anlagen und viel örtliche
Unterstützung. Ihre Bemerkungen, Dr. Ryder, sind zu Kulturen
hinausgegangen, für die ist Ihre Sorge um den Tierschutz
beleidigend, wenn gleichzeitig die Gefahr besteht, daß die
Männer aussterben. Selbst hier bei uns haben Ihre Worte ganz
klar für Zündstoff gesorgt.«
    »Ich soll also kündigen?«
    »Da ist eine tiefgreifende gesellschaftliche Angst am Werk,
Dr. Ryder. Verwirrung. Oftmals Panik. Männer haben Angst. In
dieser Stadt hier stellen sie Streikposten vor Samenbanken auf, bei
denen Frauen leitende Positionen bekleiden… Ihr Angriff
könnte sehr leicht eine heftige Reaktion provoziert
haben.«
    »Ich habe Sie gefragt, ob ich kündigen soll.« Sie
setzte der armen Frau zu, das wußte sie, und es war ihr
gleichgültig. Sollte Fovas sie doch feuern! Unternehmen wie
Unikhem hatten sich zu lange wichtig gemacht.
    Professor Fovas betrachtete sie nachdenklich, ging zum
Schreibtisch neben dem Computerterminal hinüber und setzte sich.
Sie seufzte und entspannte dadurch die fest wie Violinsaiten
gespannten Muskeln in ihrem Hals.
    »Einige Forscher sind glücklich, wenn sie das Labor nie
zu verlassen brauchen«, meinte sie. »Für so jemanden
halte ich Sie nicht. Ich habe Sie an den Labortisch gefesselt, und
ich habe mich geirrt. Ich schlage Ihnen vor, zur klinischen Seite
Ihrer Arbeit zu wechseln. Zu den Abteilungen unseres medizinischen
Flügels drüben auf der Wehl Street.«
    Harriet ließ nicht locker. »Und mein
Fernsehauftritt?«
    »Ich hab’s bereits gesagt, Harriet. Ich soll Sie wie
Ihre Klassenlehrerin behandeln, aber das werde ich nicht tun. Ich
habe Sie auf die möglichen Konsequenzen kontroverser Statements
in den Medien hingewiesen. Alles übrige liegt bei
Ihnen.«
    Eine scharfe Antwort. Sie brachte Harriet dazu, auf der Stelle
innezuhalten. Wollte sie das wirklich, eine Klassenlehrerin, die sie
in die Schranken wies? Jemanden, auf den sie sich verlassen und den
sie hassen konnte? So jemanden hatte sie nie gehabt. Liese versuchte
sich darin.
    Sie machte weiter. »Und mein neuer Job?«
    »Ist eine Beförderung. Sie sollen die Leitung des
Embryonen-Implantationsprogramms übernehmen. Damit verbunden ist
eine direkte Arbeit mit Mitgliedern der Öffentlichkeit,
weiblichen Freiwilligen.«
    »Und mein Vorgänger?«
    »Dr. Hildebrand ist über das Ruhestandsalter hinaus. Wir
haben schon einige Zeit nach einem Ersatz für ihn
gesucht.«
    Wenn es um Männer ging, war das Ruhestandsalter Unsinn.
Hildebrand wurde aus anderen Gründen an die Luft gesetzt. Wollte
sie seinen Job? Ihr war Unikhems Implantationsprogramm bekannt. Sie
befruchteten gespendete Eier in vitro, implantierten die
männlichen Embryonen Frauen, die sich freiwillig gemeldet
hatten, und schauten, wie lange sie die Embryonen halten konnten. Mit
ein wenig Glück böte ihr dies die Möglichkeit, einige
ihre eigenen Ideen zu verfolgen.
    »Die Freiwilligen erfahren unangenehme Nebeneffekte«,
murmelte Fovas. »Sie benötigen viel Unterstützung
durch den Programmdirektor.«
    Sie hatte verstanden. Fovas war vielleicht nicht die
größte Wissenschaftlerin, aber sie verstand etwas vom
Personalmanagement. Harriet war Ärztin, und Ärzte sollten
verarzten.
    »Wenn Sie interessiert sind, schlage ich vor, Sie gehen
schnurstracks hinüber. Dr. Hildebrand erwartet sie. Über
die Modalitäten der Stelle können wir später
sprechen.«
    Mehr Geld wäre hilfreich. Liese beklagte sich nie, aber das
Leben war nicht leicht. Harriet hatte Fovas dazu gedrängt, ihr
den Laufpaß zu geben, und ihr ging jäh auf, wie schlimm es
gewesen wäre, wenn sie es getan hätte. Nicht nur wegen des
Geldes – sie benötigte Unikhems Unterstützung. Es
mochte nicht viele Harriet Ryders im Pool geben, aber es gab auch
nicht viele Unikhems. Sie ließen ihr Raum. Sie war eine
undankbare Kuh.
    »Ich dachte, man unterstellte mir fehlendes
Verantwortungsgefühl für die Firma.«
    »Das war in einigen Ecken der Eindruck.« Fovas griff
nach dem Nachrichtenausdruck, faltete ihn zusammen und steckte ihn in
die Tasche zurück. »Aber ich kann ihnen die Tatsache,
daß Sie den Posten annehmen, als beruhigende Entwicklung
verkaufen.«
    Harriet schritt zur Tür. »Ich gehe zu Hildebrand. Dann
hören Sie wieder von mir.« Sie blickte über die
Schulter. »Und vielen Dank.«
     
    Dr. Hildebrand war von alter Schule, glatt und geschniegelt, mit
gewelltem, silbrigen Haar. Er leitete zehn Vierbettzimmer, zwei
Operationssäle sowie einen

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