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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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funktioniert wieder.
Ich stecke meine Karte hinein und spreche mit Oswald Marton.
    »Anna ist in Sicherheit«, sage ich zu ihm. »Ich
benötige Ihre Schutzhaft nicht.«
    Es ist die Schadenfreude, auf die ich mich gefreut habe, und er
verdirbt sie mir. »Nomansland ist eine gute Idee«, sagt er.
»Sie haben sie wohl dorthin geschickt.«
    Er hat mir die Schadenfreude verdorben, aber ich bin noch immer
reizbar. Ich sage: »Natürlich. Wohin sonst?«
    »Wohin sonst, allerdings. Nomansland war immer Ihre
naheliegendste, ja, Ihre einzige Möglichkeit gewesen.«
    »Sind Sie nicht besorgt?«
    »Ich? Sie meinen, die Ministerin? Meine liebe Dr. Kahn-Ryder,
die Ministerin hat sich lediglich deshalb Sorgen um Ihre Tochter
gemacht, weil Sie sich Sorgen gemacht haben. Wenn Sie
zufrieden sind, dann sind wir ebenfalls zufrieden. Die
Veröffentlichung ist ein anderes Thema.«
    »Ein anderes Thema. Ich bin zufrieden. Sie sind zufrieden.
Das ist schön.«
    »Apropos – ich habe die Listen des Polizeistabs
überprüft, und ich kann keinen SPU-Officer namens Milhaus
finden. Sie haben Sergeant Milhaus gesagt, nicht wahr?«
    »Ich habe Sergeant Milhaus gesagt.«
    »Ich kann Ihnen versichern, daß es bei der SPU keinen
Sergeant Milhaus gibt. Keinen Sergeant Milhaus in irgendeiner
Abteilung der Polizeikräfte. Haben Sie den Namen ganz bestimmt
richtig verstanden?«
    »Eigentlich wollen Sie sagen, ob ich sie nicht ganz bestimmt
erfunden habe.«
    »Ich meine, was ich sage, Dr. Kahn-Ryder. Das ist die beste
Politik.«
    Ich lege auf. Ich muß mir nicht gefallen lassen, daß
er mir gegenüber den Schlaumeier raushängt.
    Dies ist keine gute Nachricht. Sergeant Milhaus operiert also auf
eigene Faust. Ihre Kennkarte sah offiziell aus, mit einem
gräßlichen Foto, aber das hatte nichts zu bedeuten. Wer
steht hinter ihr – Unikhem? Sie hat gute Drähte zur
Regierung. Immerhin ist sie zwei Stunden, nachdem Marton mich mundtot
gemacht hatte, bei mir auf der Türschwelle erschienen.
    Sergeant Milhaus. Natalya. Die Patentbehörde. Natur. Danno, Danno… Ich muß ihn anzeigen, und ich
weiß nicht, was sie ihm antäten. Ich könnte es
vielleicht ertragen, wenn ich wüßte, was sie ihm
antäten. Das ist zum Lachen – ich könnte es
ertragen, was ist mit Danno, kann er es ertragen?
    Ich gehe zum Zufahrtsweg der Simpsons hinauf. Es ist ein
zwanzigminütiger Spaziergang, zwei
Straßenbahnhaltestellen, und der Tag ist windig, grau und
erbärmlich, aber es regnet nicht richtig, und an einer
Straßenbahnhaltestelle warten, das könnte ich nicht. Also
gehe ich zu Fuß, und eine Straßenbahn nach der anderen
kommt an mir vorbei. Ich zeige ihnen den Stinkefinger.
    Peter Simpsons Haus ähnelt ein wenig dem unsrigen, ist jedoch
größer. Da er mehrfach verheiratet ist und auch ein
Sprechzimmer hat, benötigt er es. Er hat zwei Ehefrauen und
sechs Töchter hier – Annas Freundin Jessica ist seine
Jüngste –, und er hat eine weitere Frau und eine weitere
Familie, denen ich nie begegnet bin, in einer Wohnung in der Stadt
– sie kam mit den beiden Frauen hier nicht zurecht, wollte
lieber, daß er sie regelmäßig besucht, damit sie ihn
dann ganz für sich allein hat. Er managt seine Beziehungen
überraschend gut – er war Psychiater, ehe der Berufsstand
in die Aromatherapie und zum Tarot abgedriftet und dank der
Fundamentalisten zur Bedeutungslosigkeit verurteilt worden ist
–, aber sie sind sehr kostspielig, und er bessert sein Einkommen
hier aus der Psycho-Engineering-Praxis durch verschiedene Beraterjobs
bei der Regierung auf. Er ist aufgeblasen und englisch, jedoch ein
Arbeitstier. Einer dieser Regierungsjobs hat, meiner Erinnerung
zufolge, mit der Resozialisierungsarbeit im Gefängnis zu tun. Er
kann mir sagen, was sie Danno antäten.
    Zwei Türen gibt es auf Simpsons Veranda, auf einer steht
PRIVAT und auf der anderen SPRECHZIMMER. Letzere habe ich nie
ausprobiert, aber heute erscheint sie mir passend. Dahinter liegt ein
Wartezimmer mit einer Empfangsdame. Ich sage ihr, daß ich
keinen Termin habe, und sie erwidert, würde Anfang der
übernächsten Woche ausreichen?, und ich sage zu ihr, Anfang
der übernächsten Woche würde nicht ausreichen. Anfang
der übernächsten Woche kämen mir meine
Weihnachtseinkäufe in die Quere, und ich ließe nicht zu,
daß Besuche beim Psycho-Engineerer meine
Weihnachtseinkäufe störten. Sie wirft mir diesen
abschätzenden Blick zu – einen Dollar gegen einen Cent,
daß sie eine bessere Diagnostikerin ist als ihr Boss

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