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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Gewaltaktes erforderlich sei. Er
erzählt mir, er könne mittels Mikrolaser-Therapie das
identifizieren und stimulieren, was er die Gewissenszentren des
Gehirns nennt. Er erzählt mir, er könne mittels
Medikamenten und bio-enginieerter Synapsentrennung die onanistische
Spirale unter Kontrolle halten, die für Wut sorgt.
    Ich bin beeindruckt. Bio-engineerte Synapsentrennung. Onanistische
Spirale. Ich frage ihn nach den Effekten dieser verdammten
bio-engineerten Synapsentrennung.
    Er spreizt die Hände. »Ein Srraftäter, der nicht
rückfällig wird.«
    »Matsch wird nicht rückfällig.«
    »Gewiß kein Matsch. Zweifelsohne geht ein wenig der
Brillanz verloren. Aber…«
    »Lassen sie ihm den Genuß?«
    »Vorweg gefragt, hat er ihn empfunden?«
    Mir widerfahren zwei seiner drei Fehlfunktionen. Nur
zertrümmerte Ruinen meines Gewissenszentrums im Gehirn halten
mich zurück. Erstaunlicherweise bemerkt er etwas.
    »Ich spüre, Harriet, daß Sie persönlich in
die Sache verwickelt sind. Wäre es nicht besser, Sie
erzählen es mir?«
    »Wir alle empfinden Genuß, Peter.«
    »Ist dieser Mann ein guter Bekannter von Ihnen?«
    »Bis wir euch Psycho-Engineerern in die Finger
geraten.«
    »Hat Mark eine Frau umgebracht?«
    »Ein wenig der Brillanz, Peter – was meinen Sie
damit?«
    »Das ist eine sentimentale Frage. Vor elf Jahren hat die
Gesetzgebung den Stier bei den Hörnern gepackt. Natürlich
gibt es Verluste. Wir haben uns für Straftäter entschieden,
die nicht rückfällig werden.«
    »Also ist es so, wie ich gesagt habe – alles ist
machbar.«
    »Sie sind durcheinander, Harriet.«
    »Ich bin eine Frau, die mit einem Mann spricht. Ich bin eine
Schwarze, die mit einem Weißen spricht. Ich bin eine
Jüdin, die mit einem verpißten Nazi spricht.« Ich
habe mich soweit hineingesteigert, daß mir die Idee
gefällt. Es erklärt eine Menge. Die uralte Feindschaft.
»Natürlich bin ich durcheinander.«
    Er wirft einen Blick auf seine Uhr. Ist dies das Verhalten am Bett
eines Kranken, das ihn so reich macht? »In fünf Minuten
habe ich einen Patienten, Harriet. Sehen Sie – warum gehen Sie
nicht ins Haus hinüber? Lassen Sie sich von Janey einen Drink
machen. Sobald ich frei bin, werde ich zu Ihnen kommen.«
    Ich gehe durchs Haus, geradewegs durch den Flur und zum
Vordereingang hinaus. Janey ist die sanftmütigste,
glücklichste, am wenigsten existente seiner Frauen. Ich lege
auf.
    Ich fahre mit der Straßenbahn. Der heftige Wind peitscht den
Regen über die Stadt, und er peitscht den Regen die
Straßen zwischen Simpsons Haus und unserem Haus entlang. Die
Straßenbahn ist nahezu leer. Ich sitze in einem feuchten Mief.
Es sind bloß zwei Stationen.
    Was werden sie Danno antun? Hat sich Natya an Unikhem verkauft? Wo
ist Sergeant Milhaus? Was ist mit der Patentbehörde und meinem
Artikel für Natur? Bio-engineerte Synapsentrennung. Danno
hat Genuß. Haben wir alle. Haben wir, nicht wahr? Hat er, nicht
wahr?
    Zwei Männer in maßgeschneiderten
Geschäftsanzügen sitzen auf der anderen Seite des Gangs
neben mir. Einer davon hat den anderen bei meinem Einstieg
angestoßen. Beide lächeln jetzt und sehen mir auf die
Beine, die Brüste, und tuscheln miteinander, doch dank des
Lärms der Straßenbahn verstehe ich nichts. Einer von ihnen
reißt die Augen auf und bläst aus vollen Backen, und beide
lachen. Sie zeigen offen ihr Interesse, und ich soll mich wohl
geschmeichelt fühlen. Ich fühle mich nicht geschmeichelt.
Ich komme mir vor wie eine Jid, eine Schwarze, eine Frau.
    Ich schreie sie an: »Ihr Mörder!« Es ist
unwürdig, und es ist mir egal. Jids, Schwarzen, Frauen ist es
egal. Ich schreie sie an: »Ihr verpißten Karate-Killer!
Ihr verpißten Karate-Killer…«
    Ich schlage zu, und einer von ihnen hat Blut auf der Wange. Ich
trete sie und zerre an ihren maßgeschneiderten
Geschäftsanzügen, zerreiße den Stoff, und einer von
ihnen versucht, sich an mir vorbeizuschieben und mir von hinten die
Arme festzuhalten, und der andere hat sich in die Ecke seines Sitzes
gedrückt und schützt sein Gesicht.
    »Killer… Killer…« Ein beschränktes
Vokabular, aber, o Christus!, die uralte Feindschaft. »Ihr
verpißten Karate-Killer…«
    Ich schüttele den Mann hinter mir ab, und dem Mann in der
Ecke des Sitzes gelingt es irgendwie, mir in den Magen zu treten. Ich
glaube, ich muß kotzen. Aber ich kämpfe noch immer, und
andere Leute in der Straßenbahn beteiligen sich, und sie halten
mich fest, und die Straßenbahn hält an, und

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