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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Street entlang, an der Disco und dem Back Quay
vorüber, durch die Stadt und über die Parade zu seinem
Haus. Er setzte den Rucksack ab, wühlte nach seinem
Schlüssel, öffnete die Tür. Er war jetzt ein Mann. Im
Flur war es dunkel, Stimmen tönten von der Küche herauf.
Bei jeder Rückkehr war das Haus kleiner. Es roch nach
Feuchtigkeit. Er ließ seinen Rucksack liegen, ging leise die
Stufen hinab und spähte durch die offene Küchentür.
Alle waren sie da, und nur die Katze auf dem Kühlschrank, die
Augen weit geöffnet, hatte ihn gehört.
    Er trat vor. »Stellt euch neben die Betten!«
    »Danno…« Harriet warf sich ihm in die Arme.
    Seine Mutter blickte von ihrer Tätigkeit am Abwaschbecken
auf. »Lieber Gott, wen haben wir denn da! Den
Obersturmbannführer.«
    Die Zeit blieb stehen.
    Jene Frau…
    Sein Vater legte die Zeitung nieder. »Du siehst
großartig aus, Danno. Willkommen daheim.«
    Der Augenblick ging vorüber. Daniel vergaß ihn.
    Harriet wühlte in seinen Taschen. »Wo ist mein
Geschenk?«
    »Hätte ich dir eins mitbringen sollen? Ich hätte
gedacht, du wärst beleidigt. Ich meine, wo du jetzt sechzehn
bist und so.«
    »Schweinehund. Das heißt also, du hast keins?«
    »Nun ja…«
    »Wo ist dein Rucksack? Es ist in deinem Rucksack.«
    Sie stolperte nach oben, um ihn zu suchen. Es war das Mindeste,
was sie tun konnte. Mama machte sie so traurig. Den ganzen Abend
über, seitdem sie von der Arbeit gekommen war, hatte sie mit der
Zubereitung von Dannos Lieblingsessen verbracht, aber das war das
Leichtere. Das erzählten einem die Zeitschriften. Deinen eigenen
Sohn zu mögen war etwas völlig anderes.
    Harriet riß an den geheimnisvollen Riemen des Rucksacks. Er
hatte ihr ein Geschenk mitgebracht, also mußte sie es tun.
    Daniel folgte ihr hinauf. War sie wirklich sechzehn? Sie hatte
Titten, kleine, er sah sie, aber sie benahm sich nicht so, als ob sie
welche hätte. Er umarmte sie von hinten, half ihr daraufhin bei
den Schnallen. Sie war einfach noch immer ein Kind. Gute alte
Harri.
    Ihr Geschenk war eine Mundharmonika. Sie war auf eine geschwungene
Metallstange gesetzt, die man um den Hals legte, damit die Hände
frei waren. Die Idee war, sie sollte lernen, darauf zu spielen und
sich damit auf dem Klavier zu begleiten, was ihren tuntigen alten
Lehrer aus der Fassung bringen sollte. Harriet umarmte ihn erneut und
versuchte, ihn mitzuschleifen, weil sie es am Klavier im Wohnzimmer
ausprobieren wollte, aber er gab Zeichen, nickte, sie sollten
zurück nach unten zu Mama und Papa gehen.
    Sie nahmen die Mundharmonika mit, und später spielte er ihnen
etwas vor. Er hatte geübt und ›Red River Valley‹ und
›Ridin’ Old Paint‹ auf Lager. Es war hübsch.
Harri würde es natürlich lernen, aber im Augenblick konnte
sie überhaupt nicht darauf spielen.
    Harriet lernte es nie. Insgeheim verabscheute sie die
Geräusche, die die Harmonika von sich gab, und sie versteckte
ihr Geschenk in ihrer Schublade hinter den Pullovern. Sie blieb dort,
bis Harriet im folgenden Sommer alles ausräumte, um aufs College
zu gehen.
    Am nächsten Morgen blieb Daniel lange im Bett. Mama arbeitete
am Samstag freiwillig oben in der AIDS-Beratungsstelle für
Familien, und sie hatte vor kurzem Harriet dazu bewegen können,
ihr zu helfen. MERS hatte die Frauen gegen AIDS immun gemacht, und
die bereits Infizierten befanden sich anscheinend in einer
permanenten Remission. Offensichtlich stieß der Mechanismus,
der männliche Embryos abstieß, auch das AIDS-Virus ab. Und
wenn Gott die Mutter in Ihrer Weisheit so gnädig war, sagte
Mama, dann war das Mindeste, was Harriet und sie tun konnten, etwas
in die gemeinsame Kasse zurückzuzahlen.
    Was hieß, daß Daniel und sein Vater allein im Haus
blieben. Papa verbrachte einige Stunden damit, seine Notizen der
Woche aus dem Labor niederzuschreiben, und dann nahmen sie ein
frühes Mittagessen beziehungsweise spätes
Frühstück zusammen ein.
    Sie kochten, aßen und erzählten einander kauend von
ihrer Arbeit. Daniel war nicht in den Kurs für fortgeschrittene
Waffensysteme aufgenommen worden – was etwas damit zu tun hatte,
daß er sich zu spät in die Listen eingetragen hatte, sagte
er. Statt dessen versuchte er es bei einem Kurs in speziellen
Anti-Terror-Techniken. In der heutigen Armee war jeder Spezialist
für irgendwas. Das machte sie so großartig.
    Bei Johan Ryders Arbeit oben bei Brandt ging es um Hummerzucht.
Das gegenwärtige Problem bestand darin, sie daran zu hindern,
einander in

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