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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Stücke zu schneiden, wenn sie so intensiv gehalten
wurden.
    »Ist doch einfach, Papa. Einfach ihre Klauen
anpflocken.«
    »Sie brauchen ihre Klauen. Ohne sie können sie keine
Nahrung packen und würden verhungern. Denk nach,
Danno.«
    Daniel hob die Schultern. Es gefiel ihm nicht, wenn man ihm etwas
sagte. Ihm war es wie eine perfekte, gute Antwort vorgekommen.
    Johan rührte seinen Tee um. »… Beruhigungsmittel
funktionieren nicht. Hummer müssen die ganze Zeit boshaft sein,
sonst ist ihnen alles egal. Sie verkümmern einfach.«
    »Solche Burschen gibt’s in der Armee auch.«
    »Ganz recht. Solche Burschen gibt’s
überall.«
    Daniel stopfte weiteres Brot in den Toaster. Sein Vater hatte
diese Art, den Dingen eine neue Richtung zu geben. Er konnte nie den
Finger darauf legen, aber er fühlte sich unbehaglich dabei.
    Gegen Mittag gingen sie aus, in die Pelikan-Bar auf dem Town Quay.
Eine Anzahl von Daniels Freunden aus seiner Zeit vor der Armee war
dort. Sie sprachen über Ereignisse in der Stadt, von denen er
jetzt nichts mehr wußte, und über Frauen. Sie akzeptierten
seinen Vater als einen der ihren. Allgemeiner Konsens war, daß
der Bevölkerungsrückgang eine verdammt großartige
Sache war. Natürlich war es verflucht schrecklich, Weibern beim
Fußballspiel zuzusehen. Scheiße. Aber sie würden
bald eine Therapie finden, nur unterdessen bekämen die Frauen,
verdammt noch mal, buchstäblich nicht genug davon.
    Bei der dritten Pinte bemerkte Daniel, daß sein Vater
bereits unsicher auf den Beinen stand. Er war nicht daran
gewöhnt, zur Mittagszeit zu trinken. Er war nicht ans Trinken
gewöhnt. Daniel überschlug, wie alt sein Vater war.
Vierzig? Nein, zweiundvierzig. Das war nicht alt. Er entschuldigte
sie beide und nahm Johan mit nach draußen. Sie setzten sich mit
ihren Bierkrügen auf eine Bank in die Sonne. Der Kai war
bevölkert von Bootsverleihern und Touristen, und Seemöwen
schlugen geräuschvoll mit ihren Schwingen.
    Johan starrte die Leute an. Er wirkte sehr niedergeschlagen.
    »Papa? Einen Euro für deine Gedanken?«
    »Ist die Sache nicht wert.«
    Daniel blickte weg. Es waren Frauen auf dem Kai. Wie er sie so
ansah, bemerkte er, daß es stimmte: sie konnten nicht genug
davon bekommen.
    »Danno? Ich hab mich gefragt, Danno, du… willst doch
Kinder haben?«
    »Eines Tages, natürlich.«
    »Nur Mädchen?«
    »Warum nicht? Kinder sind Kinder.«
    »Das stimmt nicht.« Sein Vater beugte sich vor.
Schweiß stand ihm auf dem Gesicht. Er sah so beschissen aus.
Daniel bat Gott, er könne ihm helfen. »Natürlich
lieben Männer ihre Töchter, Danno. Aber sie hoffen auf
Söhne. Es ist das Abgeben, verstehst du?… Ich weiß,
daß ich’s getan habe.«
    »Also hast du mich bekommen.«
    »Du wirst deinen Weg schon finden. Mehr kann ein Mann nicht
tun.«
    »Ja.« Es hörte sich an wie eine Entschuldigung.
Daniel leerte sein Glas. So hatte er es nicht gemeint. »Habe ich
dir erzählt, daß ich zu einem Fernmeldekurs
gehe?«
    »Anti-Terror, hast du gesagt.«
    »Das auch.« Er stand auf. »Dasselbe noch
mal?«
    Sein Vater schüttelte den Kopf und zuckte dann die Achseln.
»Warum nicht?«
    Söhne gaben ihren Vätern Getränke aus. Das taten
Söhne.
    Als er mit dem Bier zurückkehrte, hatte sich Johan
anscheinend nicht von der Stelle gerührt.
    »Hummer«, murmelte er. »Arbeite mir die Seele aus
dem Leib für Hummer.«
    Daniel setzte sich, gab ihm ein volles Glas und hob das seine.
    »Prost!«
    »Luxusgüter für Luxusmenschen, Daniel. Ich meine,
das hilft nicht so ganz dabei, die hungernden Millionen zu
ernähren.«
    »Heul mit den Wölfen, Papa. Sieh mich an. Und was hast
du gerade gesagt? Wir tun, was wir können.«
    »Hab ich das gesagt?«
    »Fast.«
    »Dein Vater ist selbstgefällig, Daniel. Du solltest
nicht auf ihn hören.«
    Auf wen sonst, verdammt noch mal? »Du bist in Ordnung,
Papa.«
    Daraufhin hätte vielleicht irgend etwas geschehen sollen.
Daniel wollte es so. Er konnte es sich bloß nicht vorstellen.
Väter und Söhne. Irgend etwas.
    Statt dessen: »Nein, Daniel… ich verschwende meine Zeit.
Uns bleibt nur noch so wenig Zeit, dir und mir, uns Männern, und
wir haben soviel nachzuholen. Macht dir das keine Angst?«
    »Was?« Scheiß doch drauf. Scheiß doch auf
alles! »Du meinst den Bevölkerungsrückgang? Sie werden
eine Therapie finden. Das tun sie immer.«
    »Ich glaube nicht. Zwanzig Jahre Forschung, die
allergrößte potentielle Geldmaschine, welche die Industrie
je erlebt hat, und nicht mal

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