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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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ließ sich auf einen Stuhl
nieder.
    »Sie sind in Schwierigkeiten, Boss«, sagte er. »Vraiment.«
     
    Samstags, zur Mittagszeit, rief ich die Ministerin an. Ich
mußte mir Sergeant Milhaus vom Hals schaffen. Gusso nahm Anna
mit in die Kantine hinauf, und ich rief die Ministerin an. Sie war
nicht beim Essen, sie war in Rom, und ich bekam statt dessen Oswald
Marton an den Apparat. Männer wie er arbeiteten während der
Essenszeit und an Samstagen. Um Frauen unter Kontrolle zu halten,
arbeitete er jeden Tag.
    »Was muß ich tun«, sagte ich, »um Sie davon
zu überzeugen, daß ich keinen
Veröffentlichungsversuch unternehmen werde?«
    Er war rasch von Begriff. »Sie hatten Besuch von der
SPU.«
    »Deren zwei. Heute hat der Officer ein wertvolles Bild
zerbrochen. Am Donnerstag hat er meine Katze getötet.«
    »Das ist eine ernsthafte Anschuldigung. Haben Sie
Zeugen?«
    »Für das Bild, ja.«
    »Eine unglückliche Sache, aber Bilder zerbrechen nun
einmal. Ich meinte, Zeugen für die Katze.«
    »Das war ebenfalls unglücklich.«
    »Gewiß. Aber wenn Sie keinen Zeugen
haben…«
    »Dr. Marton, was muß ich tun, um Sie davon zu
überzeugen, daß ich keinen Veröffentlichungsversuch
unternehmen werde?«
    »Ich werde sehen, ob ich die SPU dazu veranlassen kann, sich
ein wenig zurückzuhalten.«
    »Sie meinen, ich kann nichts tun?«
    »Betrachten Sie es doch mal von unserer Seite, Dr.
Kahn-Ryder. Sie sind verwanzt, und Ihre Telefonkarte kann man
zuordnen. Aber den Computer Ihres Gatten können wir nicht
erreichen.«
    »Was ist bloß dem Vertrauen zugestoßen, Dr.
Marton?«
    »Ich mag Sie, Dr. Kahn-Ryder. Ich werde diese Frage nicht
beantworten.«
    »Würde die SPU meiner Tochter tatsächlich etwas
antun?«
    »Was für eine absurde Bemerkung.«
    »Auf Wiederhören, Dr. Marton.«
    »Auf Wiederhören, Dr. Kahn-Ryder. Und genießen Sie
die Bootsfahrt morgen. Mrs. Asgeirsons fürstliche Mahlzeiten
sind äußerst empfehlenswert.«
    Natürlich würde die SPU meiner Tochter etwas antun. Mich
selbst würde ich riskieren. Vielleicht sogar Mark. Aber niemals
Annie…
     
    Für ihre sonntägliche Yachtparty auf den Seen hatten die
Asgeirsons eine interessante und renommierte Gruppe von Leuten
zusammengebracht. Es hatte mich überrascht, daß Dr. Marton
tags zuvor nicht angegeben und mir über das Telefon die
Gästeliste übermittelt hatte. Sie war so renommiert,
daß sie die Einladung auf den letzten Drücker zu
rechtfertigen schien. Ich persönlich stand außerhalb der
wichtigen Welt von Kunst und Politik, in der sich Magnus mit seinem
Alter, Wohlstand und seiner Großzügigkeit glänzend
machte. Marks Schreibe hatte ihm innerhalb seines Berufsstands
Respekt und eine internationale Anhängerschaft eingebracht, aber
er befand sich nicht annähernd in einer Liga mit zum Beispiel
der umstrittenen jungen französischen Autorin Paulette Irgendwas
in blauweiß gestreiftem Ringelkleid auf dem Vordeck oder der
Assistentin der Kunstministerin, Helga Chavas, die ganz deutlich
schon Stunden, ehe wir einander vorgestellt wurden, an dem
importierten Brennevin gewesen war.
    Tut mir leid. Mir war damals ein wenig gehässig zumute, und
das Gefühl ist noch immer vorhanden. Aber ich war unter Protest
dort, nur auf Marks Bitte hin. Magnus war ein alter Freund, aber er
hatte sich viel zu sehr etabliert und stand viel zu hoch bei Brandt
International, und bloße Neugier auf den Zusammenhang zwischen
seiner Einladung und meinem fehlgeschlagenen Antrag schien eine
armselige Begründung für die Annahme. Insbesondere, da ich
viel lieber andere Dinge erledigt hätte.
    Typischerweise hatten die Asgeirsons Glück mit ihrem Tag. Das
schöne Wetter hielt an, die Temperatur kletterte ein wenig, und
als wir den Steg an der Seeseite des Yachthafens von Knolle
hinabgingen, jagten blitzende Eisvögel tief über dem Wasser
nach den letzten Mücken des Sommers. Anna ging voran. Sie war
mitgekommen, weil sie Jenny Asgeirson mochte – sie waren
Rivalinnen beim Skilaufen –, und weil die sonntägliche
Alternative in Schularbeit oder im Aufräumen ihres Zimmers
bestanden hätte. Ich hatte sie ermutigt, weil ich ihre Gedanken
von Sergeant Milhaus abbringen wollte. Der Rest des gestrigen
Nachmittags war schwierig gewesen. Gusso tat, was er konnte, aber die
Kälte der Frau hatte sich Anna bis in die Knochen gefressen.
    »Annie, Harrietta, Mark – wie schön, euch zu
sehen.« Mit weit ausgebreiteten Armen stand Magnus oben auf der
Gangway, der übliche persönliche

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