Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Geräten des Fernsehteams bis hin zu einfachen Schnapschuss-Apparaten. Teure Frisuren lösten sich in ein Nichts auf. Der Reporter vom Fernsehen brüllte sich heiser. Es war das reinste Tollhaus. Die Beute war hinter dem Haus in die Enge getrieben, doch sie gab noch nicht auf. Sie wandte sich um und sprang in den schmalen Eingang, der zur Küche führte, doch als sie die erschrockenen Köche vor sich sah, hielt sie inne und drückte sich an die Seite des Korridors. Unsicher tastete sie hinter sich mit der Hand über die Wand, und plötzlich fanden ihre Finger einen Türgriff. Verzweifelt drückte sie ihn herunter, und wunderbarerweise öffnete sich eine Tür. Mit der Plötzlichkeit des Dämonenkönigs im Panto verschwand die Nackte rückwärts im Durchgang. Meredith wäre nicht überraschter gewesen, hätte sie Blitze und eine Rauchwolke gesehen. Doch der leere Durchgang erklärte sich durch die Tatsache, dass die Nackte, ihrem Instinkt folgend, die dahinter liegende Treppe heruntergerannt war. Das Rudel befand sich in hellem Aufruhr. Alle wollten gleichzeitig hinterher. Sie drängten sich im engen Vestibül, quetschten sich durch den schmalen Kellereingang, brüllten sich widersprüchliche Instruktionen zu und stießen Schmerzensschreie aus, wenn Ellbogen ungeschützten Rippen in die Quere kamen. Die Stufen, über die die Nackte geflüchtet war, so wusste Meredith von ihrer Besichtigungstour früher am Nachmittag, führten in den Weinkeller des Hauses. Es gab keinen anderen Weg hinein oder hinaus, und die Flitzerin saß in der Falle. Meredith verspürte keine große Lust, sie in den Keller hinunter zu verfolgen, doch sie war in der Menge gefangen und wurde unnachgiebig durch die Tür und die Steintreppe hinunter geschoben und gedrückt. Unten stand die Frau, mit dem Rücken zur Wand, atemlos, doch voller Triumphgefühl. Ihre Sittsamkeit war wiederhergestellt, mehr oder weniger jedenfalls, dank eines willkürlichen Sammelsuriums von Kleidungsstücken. Sie trug Alan Markbys Smoking und, um den Unterleib geschlungen, einen Abendschal aus Silberlamé, der von einer der weiblichen Berühmtheiten gespendet worden war. Als Meredith am Schauplatz eintraf, löste sich Eric Schuhmacher aus der Menge und schüttelte die Faust unter der Nase der Übeltäterin. Er war fassungslos vor Wut; die blutunterlaufenen Augen rollten im Kopf und drohten aus den Höhlen zu quellen, und Schweiß floss in Strömen von seiner Stirn.
»Verdammtes dummes Weibsstück! Sie haben meine Eröffnungsfeier ruiniert! Ruiniert! So viel Arbeit! All die Vorbereitungen! Haben Sie überhaupt eine Vorstellung? Nein, nein, dazu sind Sie viel zu dumm! All diese Leute! Mein Gott, ich drehe Ihnen den Hals um!« Er streckte die Hände vor, als wollte er die zerzauste Gestalt erwürgen.
»Beruhigen Sie sich, Eric!«, sagte Markby und hob den Arm, um Schuhmacher aufzuhalten.
»Denken Sie an die Fernsehleute …« Schuhmacher stöhnte auf und wandte sich ab. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Meredith war immer noch außer Atem, als sie endlich einen Versuch unternahm, sich aus dem Mob zu lösen. Verlegen, weil sie überhaupt an der Jagd teilgenommen hatte, und eingeengt von der Masse an Leibern in dem kleinen Raum, schob sie sich in Richtung der tieferen Kellerräume davon. Das Gewölbe war überraschend ausgedehnt. Sie wusste von der vorhergehenden Besichtigung, dass der Keller aus einer Reihe paralleler Gewölbe bestand, die durch Bogengänge miteinander verbunden waren. Fast wie Katakomben, weiß getüncht und mit einem dicken schwarzen Stromkabel, das an der Decke entlanglief und die elektrischen Glühlampen miteinander verband, die den gesamten Keller erhellten. Reihen um Reihen von Flaschengestellen füllten den größten Teil des Kellers aus, doch es war trotzdem schaurig und deutlich kühler als draußen im Freien. Vorsichtig suchte sich Meredith einen Weg in den entferntesten Stollen. Hier führte eine ausgetretene Treppenflucht hinauf und endete vor einer nackten Wand: der alte Eingang, der hinauf in den Küchentrakt geführt hatte und nun blockiert war. Das Gefühl, in der Falle zu sitzen, verstärkte sich noch. Als wäre sie lebendig eingemauert. Meredith erschauerte. Eine Geschichte von Edgar Allan Poe kam ihr in den Sinn, über einen Mann, der seinen Feind in seinen Weinkeller lockte, um ihn dort einzumauern. Nein, Sherry, das war es gewesen. Sie betrachtete die Regale voller Flaschen und fragte sich, wie viel sie wohl wert waren.
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