Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
zur Bewahrung des Historischen Bamford vom Rest des Durcheinanders getrennt und in der kühlen Brise zitternd in das Restaurant geführt, wo die polizeiliche Vernehmung stattfinden sollte.
»Jetzt werden die Böcke von den Schafen getrennt!«, sagte Meredith zu Laura Danby. Das gemeinsame Band der Partygänger war zerrissen. Ein Mord hatte sich unter ihnen ereignet, und mit ihm waren Misstrauen, Verdächtigungen und Furcht eingekehrt. Das Restaurant mit seinen nagelneuen blütenweißen Tischdecken und schimmernden Gläsern und Bestecken sah gar nicht mehr danach aus, als sollte hier ein Fest stattfinden, sondern eher eine Totenwache. Die überwältigende Menge von Blumen, die Eric ringsum hatte verteilen lassen, verstärkte diesen Eindruck noch. Eine gedämpfte Atmosphäre der Trauer hatte sich eingeschlichen, und Meredith verspürte einen Stich des Mitleids für Schuhmacher, der zusammen mit seinen Angestellten so hart für diesen Tag gearbeitet hatte. Sie fragte sich, wie es in der Küche aussehen mochte, wo Ulli Richter ein wunderbares Essen vorbereitet hatte, das jetzt nach und nach verdarb, während es ständig weiter warm gehalten wurde – trotz der hohen Wahrscheinlichkeit, dass es niemals serviert werden würde. Meredith bezweifelte, dass irgendjemandem nach Essen zumute war. Sie standen in gedämpften Gruppen herum, und jeder vermied nervös, dem Anderen in die Augen zu sehen. Nur vereinzelt wurden zaghafte Unterhaltungen geführt. Paul Danby studierte zum offensichtlichen Ärger seiner Frau gedankenverloren eine Speisekarte. Markby kam und ging mit einer irritierenden Unvermitteltheit. Er hatte die vorläufige Leitung der Ermittlungen übernommen. Victor Merle stand allein vor einem Ölgemälde und inspizierte es gründlich. Er wandte allen den Rücken zu, und jeder Faser seines Körpers war anzusehen, wie sehr er den Verlauf der Ereignisse missbilligte. Meredith fror immer noch, wahrscheinlich ein Resultat des Schocks. Sie setzte sich in Richtung Ausgang und Empfangshalle in Bewegung, um nach oben zu gehen und ihren Mantel zu holen, und wurde von Sergeant Pearce aufgehalten, der gleich mit der ersten Gruppe blaulichtblitzender Streifenwagen angekommen war.
»Guten Abend, Miss Mitchell!«, begrüßte er sie freundlich.
»Schön, Sie wieder zu sehen, wenn auch der Anlass nicht gerade freudig ist.«
»Ja«, erwiderte Meredith missgelaunt und rieb sich die nackten Arme.
»Kann ich nach oben gehen und mir etwas zum Anziehen holen?«
»Alle sollen hier unten bleiben, wo wir sie sehen können, bis wir sämtliche Aussagen haben«, erwiderte Pearce mehr besorgt als vorwurfsvoll.
»Ich muss erst die Genehmigung des hohen Herrn – Verzeihung, ich meine natürlich des Chief Inspectors – einholen.« Pearce blickte sich suchend um.
»Er ist im Augenblick ziemlich beschäftigt, und ich soll diese Tür bewachen, bis er sich entschieden hat, wie es weitergehen soll. Wenn Sie sich kurz gedulden könnten, hole ich einen Constable, der mich ablöst, während ich die Aussagen aufnehme. Dann frage ich den Chief Inspector, ob Sie nach oben dürfen.«
»Ich möchte ihn lieber nicht stören.« Meredith seufzte.
»Ich könnte versuchen, mir einzureden, dass wir in einem Treibhaus sind. Der Triumph des Geistes über die Materie, wissen Sie?« Pearce grinste mitfühlend, und ohne jede Vorwarnung nahm er eine konspirative Haltung ein.
»Nur unter uns, Miss Mitchell …« Er blickte sich verstohlen um.
»Der Chef hat Ihnen gegenüber nicht angedeutet, dass er uns verlassen wird?«
»Chief Inspector Markby?« Meredith starrte den Sergeant an.
»Was meinen Sie mit ›verlassen‹?«
»Ich meine seine Beförderung und Versetzung, Sie wissen schon.«
»Nein, nicht ein Wort!« Meredith bemühte sich, die Neuigkeiten zu verdauen.
»Ist das sicher?«
»Ich weiß es nicht, niemand von uns weiß es! Er hat zu niemandem ein Wort gesagt! Verraten Sie ihm bitte nicht, dass ich Sie gefragt habe, ja? Ich meine, wir alle denken, dass er seine Beförderung verdient hat, aber es würde uns leid tun, wenn er von Bamford weggeht.«
»Von Bamford weggehen?« Das war eine so absurde Vorstellung, dass selbst Merediths lebhafte Fantasie damit Probleme hatte.
»Alan – nicht mehr in Bamford?«
»Die Menschen verändern sich«, sagte Pearce streitlustig.
»Ich hätte gedacht, Sie wüssten das, bei Ihrem Job.«
»Ja, sicher weiß ich das. Aber er hat nichts dergleichen zu mir gesagt. Außerdem …« Sie zögerte.
»Vielleicht ist es
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