Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Polizeibeamten erneut in den Wald gegangen war. Denis stapfte, mit den Händen in den Taschen, in seinen
Gummistiefeln über den Weg, und jetzt konnte Meredith auch deutlich erkennen, dass sie wenigstens zwei Nummern zu groß waren.
»Gott sei Dank, dass es vorbei ist!«, sagte er.
Leah, die neben Meredith herging, murmelte:
»Ja, Gott sei Dank.« Meredith blickte sie an und war betroffen von Leahs Gesichtsausdruck. Wäre Emma eine persönliche Bekannte gewesen oder gar eine Verwandte, hätte Leahs Miene wahrscheinlich nicht mehr herzliche Erleichterung zeigen können. Sie blickte auf und sagte, als hätte sie Merediths Gedanken gelesen:
»Sie ist ein entzückendes kleines Mädchen, und so etwas Schlimmes hätte ihr niemals zustoßen dürfen. Keinem Kind auf der ganzen Welt. Ich habe gesehen, wie sie zu ihrer Mutter und ihrem Vater gelaufen ist, so voller Freude, ihre Eltern wieder zu sehen. Ich frage mich, ob Lizzie, meine eigene Tochter, in diesem Alter und unter diesen Umständen so etwas getan hätte. Sie war stets ein sehr zurückhaltendes Kind, fast schon unnatürlich. Je mehr ich mich wegen ihr verrückt gemacht habe, desto mehr hat sie mich von sich gestoßen.« Leah hatte wahrscheinlich ihre Mutterrolle zu sehr ausgelebt und war zu besitzergreifend gewesen, dachte Meredith. Leah wusste natürlich nichts von dem Leichnam im Wald, und Alan hatte Meredith gebeten, mit niemandem darüber zu reden. Die Polizei selbst würde die Nachricht zum passenden Zeitpunkt bekannt geben. Auch wenn Leah sich vornehm zurückhielt und keine Fragen stellte, war sie bestimmt neugierig, warum Meredith noch einmal mit den beiden Beamten in den Wald zurückgekehrt war.
»Emma hat jedenfalls ein schreckliches Erlebnis hinter sich«, sagte Meredith.
»Ich hoffe sehr, dass sie bald darüber hinwegkommt.«
Schuhmacher stand im Eingang seines Hotels und erwartete ihre Rückkehr. Als er sie sah, kam er ihnen eifrig entgegen.
»Ich habe gehört, das Kind wurde gefunden! Stimmt das?«
»Ja. Mit Emma ist alles in Ordnung«, antwortete Meredith und musterte Schuhmacher mit einiger Neugier. Er wirkte ebenfalls aufgeregter und besorgter, als es für einen Fremden normal war.
»Das ist eine gute Nachricht, eine sehr gute Nachricht sogar!«, rief Eric.
»Ich erinnere mich an einen ähnlichen Fall in der Schweiz vor ein paar Jahren. Damals herrschte Winter, und überall lag hoher Schnee. Leider Gottes wurde das Kind nicht rechtzeitig gefunden.«
»Ich muss jetzt jedenfalls diese Stiefel ausziehen!«, verkündete Denis.
»Komm, Leah. Ich hoffe, Ihre Bar hat geöffnet, Eric?« Als die beiden Fultons gegangen waren, musterte Schuhmacher Meredith aufmerksam.
»Sie brauchen ebenfalls einen Drink«, stellte er fest.
»Ich könnte jetzt nicht in die Bar gehen, und um ehrlich zu sein, ich habe im Augenblick auch keine Lust, noch länger mit den Fultons zu reden.«
»Dann kommen Sie doch auf einen Drink mit mir in mein Büro.« Am liebsten wäre sie augenblicklich hinauf in ihr Zimmer gegangen und hätte sich dort auf das Bett geworfen. Es war eine verständliche Reaktion auf das eben Erlebte. Eine lange, ermüdende Fahrt von London nach Bamford hatte ihre Energie aufgezehrt, noch bevor sie losgezogen war, um Emma zu suchen, und dann, als sie Emma gefunden hatte, waren ihre Emotionen mit ihr Achterbahn gefahren: Freude und Erleichterung, und dann, wenig später, nacktes Entsetzen. Diesen zerschmetterten Schädel würde sie niemals vergessen! Meredith spürte, dass ihre Kräfte auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt waren. Doch Eric meinte es gut, und sie konnte nicht mit ihm über ihre schlimme Entdeckung sprechen. Außerdem reagierte er möglicherweise sehr ungehalten auf die Nachricht von einer weiteren Leiche. Also sagte sie nur:
»Danke« und ließ sich von ihm in sein Büro führen, wo sie in einer Ecke in einem bequemen Sessel Platz nahm. Kurze Zeit später drückte Schuhmacher ihr bereits ein Glas exzellenten Brandy in die Hand. In anderer Stimmung hätte Meredith sicher dessen Qualität zu würdigen gewusst, doch wie die Dinge standen, kippte sie den Inhalt des Glases einfach respektlos hinunter. Eric schien es nicht zu stören. Er hatte sich neben sie gesetzt.
»Und die Eselin?«, fragte er unerwartet.
»Wurde das Tier ebenfalls gefunden?«
»Oh, Maud. Ja. Sie … ihr fehlt nichts.«
»Das freut mich sehr. Miss Foster hat sich natürlich auch um ihr Tier gesorgt.« Diese Feststellung kam noch überraschender als seine erste
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