Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
überfälliger Rechnungen für Futter und so weiter verbraucht worden. Ich habe dem Hufschmied einen großen Betrag geschuldet, und obwohl er mich nie daran erinnert hat, wollte ich ihn bezahlen, sobald ich es konnte. Eigentlich müsste ich auch Finlay Ross etwas bezahlen, aber er weigert sich beharrlich, auch nur einen Penny anzunehmen. Die Menschen sind wirklich zu freundlich.«
»Schuhmacher ist nicht freundlich«, widersprach Robin Harding verdrießlich.
»Von ihm würdest du nicht einen Penny kriegen.« Zoë errötete.
»Das wollte ich damit auch nicht sagen!«
»Er schmiert dir Honig um den Bart, weil er schlechte Presse wegen seiner Vorgehensweise gegen das Tierasyl hatte. Gefühllosigkeit gegenüber Tieren ist etwas, das die Menschen in diesem Land nicht hinnehmen. Schuhmacher hat Angst um sein Image, und er möchte, dass du ein gutes Wort für ihn einlegst. Und du machst es auch noch, wie schön! Du spielst sein Spiel, Zoë. Tu es nicht!«
»Von mir bekommt er jedenfalls keine freundlichen Worte, und ich denke nicht daran, die Akte Springwood Hall zu schließen!«, verkündete Hope resolut.
»Falls nötig, stellen wir Streikposten auf! Wie es die Frauen von Greenham Common getan haben.« Grimsby stöhnte und rieb sich mit der Hand über die Stirn.
»Schuhmacher ist mit der hiesigen Polizei befreundet«, sagte Robin.
»Er würde dich nur abführen lassen, weiter nichts.«
»Soll er es versuchen! Sollen sie es nur versuchen! Ich werde Widerstand leisten! Ich lege mich auf die Straße!«
»Wenn Hope schon wieder in die Schlagzeilen kommt«, sagte Grimsby heiser,
»von der Polizei an Händen und Füßen in einen Einsatzwagen gezerrt …« Hopes Miene hatte sich aufgehellt, und Robin sagte rasch:
»Vergessen Sie’s, Hope! Schuhmacher würde Ihnen wahrscheinlich einen Teller mit Resten schicken und einen Fotografen mitbringen, um sich gute Publicity zu verschaffen. Er ist ein verschlagener Mistkerl, und wir wissen, wie schwierig es ist, ihn zu vertreiben. Trotzdem stimme ich Hope zu. Ich bin ebenfalls nicht bereit aufzugeben.«
»Sie verschwenden nur Zeit«, sagte Grimsby.
»Sie hat er ja auch nicht in den Dreck geworfen! Das ist etwas Persönliches!«, sagte Robin. Später brachte Harding Zoë wie gewöhnlich mit dem Motorrad zurück zum Schutzhof. Während der Fahrt war keine Unterhaltung möglich, doch auch als sie in Zoës Wohnwagen saßen und Nescafé tranken, hielt das in sich gekehrte Schweigen weiter an. Schließlich stellte Robin seinen Becher ab.
»Was Grimsby da über Ellen und mich gesagt hat«, begann er,
»das stimmt so nicht.«
»Spielt doch keine Rolle …«, murmelte Zoë.
»Doch, das tut es, verdammt noch mal!«, widersprach er erregt.
»Ich war ein paar Mal mit ihr essen. Es war todlangweilig. Sie hat mir Vorträge gehalten, weil ich Fleisch esse, und über die Vorzüge einer Nussdiät geredet.«
»Schon gut, Robin! Es ändert nichts an unserer Freundschaft«, beharrte Zoë.
»Und es geht mich nichts an. Du kannst essen, mit wem du willst. Es hat auch nichts mit Charles Grimsby zu tun, Robin. Vergiss es einfach, ja?« Robin wirkte alles andere als zufrieden mit dieser Antwort. Ein, zwei Augenblicke später begann er verlegen:
»Ehrlich gesagt, Zoë, der alte Grimsby lag mit seinen Vermutungen nicht ganz daneben. Das soll nicht heißen …«, fügte er hastig hinzu,
»dass ich romantische Gefühle für Ellen hatte! Aber vielleicht, nun ja, vielleicht hatte sie welche. Möglich wäre es. Als wir das letzte Mal zusammen essen waren, machte sie ein paar entsprechende Andeutungen. Ich fühle mich ein wenig wie ein Trottel, dass ich dir das erzähle, und ein Gentleman würde es wahrscheinlich auch nicht tun. Aber sie ist nun einmal tot, die arme Kuh.«
»Das klingt aber nicht sehr nett!«, entgegnete Zoë verblüfft.
»Nun, sie war ein wenig zu gefühlvoll. Und ich war erstaunt, als sie anfing, mich über braunes Brot und vegetarische Lasagne hinweg mit den Wimpern anzuklimpern. Ich habe die Wahrheit gesagt, als ich meinte, es wäre mir auf Dauer zu teuer geworden, draußen zu essen, doch das Klimpern gab schließlich den Ausschlag. Ich habe mich nicht mehr mit ihr zum Essen getroffen. Ich hatte Angst, sie könnte mich wieder so komisch ansehen. Es war richtig peinlich, ehrlich. Ich dachte nur, das solltest du wissen.«
»Warum?«, fragte Zoë. Er errötete.
»Warum? Weil ich möchte, dass du die Wahrheit kennst. Weil ich nichts vor dir zu verbergen habe. Weil –
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