Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
angerufen und sich erkundigt haben, wie das Geschäft läuft, erschien es mir nur als angemessen, Sie zu einer ordentlichen Mahlzeit einzuladen, zumal Sie, wenn ich mich recht entsinne, beim Eröffnungsdinner überhaupt nichts zu essen bekommen haben! Aber genug davon!« Eric schien jeden Gedanken an den Mordfall verwerfen zu wollen.
»Mein lieber Freund, ich möchte etwas Persönliches mit Ihnen besprechen. Ich habe großen Respekt vor Ihrer Meinung, und ich bin sicher, Sie werden mir die Wahrheit sagen. Schade, dass Mrs. Mitchell nicht da ist. Es wäre interessant gewesen, auch den Standpunkt einer Frau zu hören. Andererseits sind Sie ein Mann, der bereits eine Menge gesehen und erlebt hat, daher denke ich, dass ich Sie mit meinen Worten nicht schockieren werde.« Markby bemühte sich, nach außen hin verbindlich und ermutigend zu erscheinen, doch innerlich verspürte er Überraschung und auch ein wenig Beklommenheit. Also hatte Meredith doch Recht gehabt!
»Vor kurzem habe ich mit Miss Foster Bekanntschaft geschlossen, der jungen Frau, die den Schutzhof führt«, begann Eric. Er benahm sich ungewohnt nervös und hantierte fahrig an den Blumen in der Vase herum, ohne wirklich darauf zu achten, welches Resultat er damit erzielte.
»Vorher wurden sämtliche Dinge zwischen uns über Dritte abgewickelt. Als das Kind – es ist Ihre Nichte, Alan, ich weiß. Ich bin ja so froh, dass die kleine Emma gefunden wurde. Der Mann im Wald, dieser Leichnam – wurde er eigentlich zwischenzeitlich identifiziert?« Er wich so rasch und entschlossen vom Thema ab, dass Markby deutlich spürte, wie erleichtert Schuhmacher war, über etwas Unverfänglicheres zu sprechen.
»Ja. Wir fanden seinen Steckbrief in unserem Computer. Er hatte sechs einschlägige Vorstrafen.«
»Dann war es also kein großer Verlust.« Eric zögerte und starrte düster auf das entstellte Blumenarrangement.
»Das ganze Leben hindurch kommt immer wieder Sex ins Spiel, nicht wahr?«
»Äh – ja«, stimmte Markby vorsichtig zu. Eric gab sich einen sichtlichen Ruck.
»Wie gesagt, als das Kind und der Esel verschwunden waren, bin ich zum Schutzhof gefahren, um mein Bedauern auszudrücken. Miss Foster hat mich herumgeführt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine so furchtbaren Tiere gesehen, und sie liebt sie über alles! Ich fand sie charmant, nicht nur einfach hübsch, sondern strahlend vor Begeisterung! Sie hatte Schmutz auf der Nasenspitze«, fügte Eric bedauernd hinzu.
»Ich habe ihr mein Taschentuch angeboten, doch sie hat es abgelehnt, und ich hatte nicht den Mut, den Fleck selbst abzuwischen.« Markby hatte Mühe, seine Reaktionen unter Kontrolle zu halten. Er wünschte sich sehnlichst Meredith herbei. Eric machte tatsächlich Anstalten, in dieser Unterredung von Mann zu Mann alle Hemmungen fahren zu lassen. Insgeheim nahm Markby jedes Wort zurück, das er zu Meredith über schwatzende Frauen auf der Damentoilette gesagt hatte. Was um alles in der Welt würde Schuhmacher ihm als Nächstes anvertrauen?
»Sie ist tatsächlich eine außergewöhnliche junge Frau«, erklärte Eric.
»Und sie ist atemberaubend attraktiv – oder wäre es zumindest, wenn sie nicht immer in Jeans und Wellingtonstiefeln herumlaufen würde. Und mit diesem schrecklichen Haarschnitt. Wirklich, man wünscht sich …« Er verstummte. Ein verklärter Ausdruck trat in seine Augen. Seine Finger spielten wieder mit den gequälten Blumen in der Vase.
»Pygmalion zu spielen?«, fragte Markby lächelnd.
»Ganz genau!« Eric kehrte in die Gegenwart zurück.
»Sie zu einem guten Frisör bringen, ihr ein paar schicke Kleider anziehen – einen Rock! Wie zweifelhaft das in Ihren Ohren klingen muss! Als wäre ich ein Lebemann aus der Zeit des Zweiten Französischen Kaiserreichs, der in Paris auf der Suche nach jungem Frischfleisch durch die Straßen rennt. Aber es ist nicht so!« Er fixierte Markby mit einem ernsten Blick.
»Ich hege keinerlei unehrenhafte Absichten.«
»Großer Gott, Eric, das hätte ich auch nie von Ihnen angenommen! Sie mögen Zoë. Das ist kein Verbrechen.«
»Ja. Ich … mochte sie. Mag sie. Aber sie ist, glaube ich, erst vierundzwanzig. Ich bin vierundvierzig. Ist das nicht ein ziemlich großer Altersunterschied? Was meinen Sie?« Schuhmacher blickte ihn nachdenklich an.
»Unsinn! Zoë ist eine ausgesprochen erwachsene und tüchtige junge Frau!« Markby überlegte voller Gewissensbisse, ob er Schuhmacher ermutigen sollte oder nicht.
»Ja. Ja!« Eric
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