Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
beugte sich zur nicht geringen Beunruhigung seines Gastes vor und packte Markby am Ärmel.
»Ich war nie verheiratet, wussten Sie das? Ich war immer viel zu sehr beschäftigt, ständig unterwegs. Es ist schwierig. Als ich jung war, fing ich im Hotelgeschäft an, weil ich aus einer Familie von Hoteliers stamme. Dann stellte sich heraus, dass ich sportlich talentiert war, also machte ich Karriere als Eishockeyspieler, und als es damit vorbei war, kehrte ich ins Hotelgewerbe zurück. Ich hatte nie Zeit, mich irgendwo niederzulassen. Sicher hat es in der Vergangenheit genügend Gelegenheiten gegeben … Sie wissen schon, insbesondere, als ich noch gespielt habe … verstehen Sie?«
»Ja, sicher, richtig«, sagte Markby hastig und löste sich aus Schuhmachers Griff.
»Aber nie etwas Ernsthaftes. Und heute, mit vierundvierzig, habe ich Angst, mich lächerlich zu machen.«
»Das tun Sie nicht. Warum sollten Sie?«
»Weil es einen jüngeren Mann gibt. Warum sollte sie mich ihm vorziehen?«
»Warum fragen Sie sie nicht selbst?«
»Ha!«, sagte Eric grimmig. Er gab seinem Oberkellner einen Wink.
»Einen Brandy? Ich habe eine spezielle Flasche, nur für mich persönlich. Ich habe sie vor einer ganzen Weile auf einer Auktion gekauft. Äußerst selten. Sie waren doch verheiratet, wenn ich mich recht entsinne, Alan?«
»Ja«, antwortete Markby düster. Er schüttelte sich.
»Aber lassen Sie sich nicht von meinem Beispiel abschrecken. Jede Ehe ist anders. Meine hat nicht funktioniert, aber das hat nichts zu bedeuten.«
»Möchten Sie Mrs. Mitchell eines Tages heiraten?«
»Das weiß ich noch nicht. Das heißt, sie weiß es noch nicht, ich schon.«
»Moderne Frauen«, sagte Eric traurig.
»Vielleicht möchte Miss Foster ja ebenfalls lieber ihre Unabhängigkeit behalten.« Markby rief sich Zoës rostigen alten Wohnanhänger ins Gedächtnis, während er seine Blicke durch den luxuriösen Speisesaal schweifen ließ. Man konnte schon zynisch werden. Andererseits war er ziemlich sicher, dass diese Art von Luxus bei Zoë Foster kein Eis zum Schmelzen bringen würde. Sie würde es als reine Geldverschwendung ansehen. Geld, das man besser für die alten Pferde ausgegeben hätte.
»Sie liebt diese alten Tiere, Eric. Was auch immer sie tut, sie wird ihre Tiere niemals im Stich lassen. Jeder, äh … Zukunftsplan muss Zoës Hingabe an den Schutzhof und ihre Tiere berücksichtigen.«
»Eines der kleinen Ponys hat versucht, mich zu beißen!«
»Sie beißen alle, soweit ich weiß. Meine Nichte sagt, es liegt daran, dass sie so viel unter Menschen gelitten haben. Emma beißen sie jedenfalls nicht.«
»Unter Menschen gelitten«, wiederholte Eric.
»Und glauben Sie, dass Miss Foster ihr Misstrauen gegen Menschen teilt?«
»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Markby verzweifelt.
»Wenn Sie es wissen wollen, müssen Sie schon Ihre eigenen … Ermittlungen anstellen.«
»Ja.« Eric lehnte sich zurück, als der Brandy eintraf.
»Ich habe Miss Foster zum Abendessen eingeladen. Sie hat zugesagt. Vielleicht habe ich einen schrecklichen Fehler begangen. Sie wird beleidigt sein.« Markby sah auf das Glas mit der bräunlichen Flüssigkeit in seiner Hand. Das Aroma stieg sanft in seine Nase.
»Manche Dinge findet man nicht häufig im Leben, Eric. Beispielsweise diesen wunderbaren alten Brandy. Und wenn man sie einmal findet, dann ist es ein Fehler, einfach so an ihnen vorbeizugehen. Geben Sie wenigstens ein Gebot ab.«
Margery Collins schlüpfte in den Laden, schloss hinter sich die Tür und stand einfach nur da, während ihr Blick über die Regale und Vitrinen wanderte, die hellen Wollstapel, die Gobelins, die kleinen Schalen voller regenbogenfarbener Baumwollgarne. Jetzt gehörte alles ihr. Margery war die neue Besitzerin von ›Needles‹. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas Nennenswertes besessen. Sie war bei einer Tante aufgewachsen. Seit sie achtzehn war, hatte sie in einem gemieteten Zimmer in einem großen Haus gelebt, einem Kaninchengehege gleich. Mit zwei weiteren Mitbewohnern hatte sie sich einen Doppelgasbrenner geteilt. Dieser hatte auf einem Treppenabsatz gestanden, der ihnen als Küche diente. Es gab ein einziges Badezimmer fürs ganze Haus. Margery hatte es gehasst, dort zu leben, und jetzt musste sie es Gott sei Dank auch nicht länger tun.
Margery richtete den Blick zur Decke. Sie würde dort oben leben, in Ellens Wohnung, und jeden Morgen herunterkommen, um den Laden zu öffnen – ihren Laden –, genau wie
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