Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
Vom Netzwerk:
unterbrach. »Seid ihr denn jetzt mit dem Fall Eimnot beschäftigt?«
    Wiggins schaltete sich zum ersten Mal in das Gespräch ein. »Herr Vogelsang, wir kommen gar nicht wegen Peter Eimnot, zumindest nicht unmittelbar. Sie haben doch bestimmt bereits davon gehört, dass Willi Lachmann erschossen wurde.«
    »Ich heiße Bernd!«, korrigierte ihn der pensionierte Kollege.
    »Ja, natürlich … vielen Dank. Also, Bernd … du hast doch bestimmt schon von Lachmanns Tod erfahren?«
    Die Frage amüsierte Vogelsang. »Ihr wisst doch, wo wir hier sind? Glaubt ihr etwa, es gibt noch ein anderes Gesprächsthema?«
    Jetzt musste auch Kroll schmunzeln.
    Wiggins versuchte, beim Thema zu bleiben. Er kramte in seinen Notizen. »Wir haben in Lachmanns Wohnung Aufzeichnungen gefunden, bei denen wir davon ausgehen müssen, dass es sich um Stichpunkte für seinen nächsten Roman handelt.« Er gab Vogelsang den Zettel mit den vier Begriffen. Der alte Mann überlegte laut, während er auf das Papier sah.
    »Peter Eimnot. Wollte der tatsächlich einen Roman über Peter Eimnot schreiben?«
    »Davon müssen wir ausgehen, zumindest bis wir neue Anhaltspunkte haben. Aber Lachmann war halt Schriftsteller. Warum sonst sollte er sich den Namen notiert haben?«
    »War er mal bei dir?«, insistierte Kroll.
    Vogelsang schüttelte den Kopf.
    »Aber das hätte doch nahegelegen. Der ermittelnde Beamte, hier in seinem Reich!«
    Bernd Vogelsang verneinte erneut. »Er war definitiv nicht bei mir … vielleicht hat das alles auch gar nichts zu bedeuten!«
    Wieder verging ein Moment der Stille.
    »Und die anderen Begriffe?«, fragte Wiggins. Vogelsang sah sich erneut die Notizen an. »Na ja … L. E. steht wohl für Leipzig. Goran?« Er schüttelte abermals den Kopf. »Keine Ahnung. Und dieses AGMS … ne, Freunde, da habe ich keinen blassen Schimmer.« Er gab Wiggins den Zettel zurück. »Tut mir leid, dass ich euch nicht mehr helfen konnte.«
    »Goran klingt nach dem ehemaligen Jugoslawien«, überlegte Kroll laut.
    »Ja, das glaube ich auch. Aber mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen.«
    Die Polizisten verabschiedeten sich und Kroll nutzte die Gelegenheit, seinem ehemaligen Ausbilder nochmals die Hand zu schütteln. »Ruf mich bitte an, wenn dir noch etwas einfällt.«

    Die Dienstbesprechung der SOKO ›Autor‹ war für 13 Uhr angesetzt. Die einzelnen Gruppen berichteten von ihrer bisherigen Arbeit, jedoch ohne nennenswerte Ergebnisse zu präsentieren. Kroll entschloss sich, die Gruppen neu einzuteilen. Er beauftragte ein Team, ausschließlich die Notizen Lachmanns zu recherchieren. Die Leitung dieser Gruppe übertrug er Volker Schöck und Oskar Jäger.

    Peter Eimnot wohnte in einer kleinen Zwei-Raum-Wohnung im Leipziger Plattenbauviertel Grünau. Kroll und Wiggins hatten Mühe, die Wohnungstür in der neunten Etage zu finden, weil weder im Flur noch in den Aufzügen entsprechende Hinweise angebracht waren. Eimnot öffnete ihnen in einem grauen Jogginganzug die Tür. Seine Begeisterung über den Besuch der Polizisten hielt sich in Grenzen, dennoch führte er die Kommissare in sein Wohnzimmer. Sie setzten sich auf ein abgewetztes Sofa. Eimnot schaltete den Fernseher aus und griff nach der Flasche Bier, die vor ihm auf dem Tisch stand. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Die Zeit im Gefängnis war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Seine kurzen, lockigen Haare waren ergraut, sein Körper war aufgeschwemmt, seine schiefe Haltung ließ auf ein Rückenleiden schließen.
    Er stellte die Bierflasche auf den Tisch zurück. »Sie können sicher verstehen, dass ich nach meinen Erfahrungen mit der hiesigen Polizei nicht böse bin, wenn ich die geballte Ordnungsmacht höchstens noch aus der Ferne sehe.«
    Kroll war bemüht, die Situation zu entschärfen. »Das kann ich gut verstehen. Ich hoffe nur, Sie verteufeln jetzt nicht die gesamte Polizei. Sicherlich wurden in Ihrem Fall Fehler gemacht. Das ist sehr bedauerlich. Aber es gibt noch wichtige Aufgaben für die Polizei zu erledigen.«
    »Bedauerlich!«, lachte Eimnot. »Ich saß 16 Jahre unschuldig im Knast und Sie finden das bedauerlich.«
    »Wir sind nicht gekommen, um über Ihre Vergangenheit zu reden«, versuchte Wiggins, das Thema zu wechseln.
    »Ist mir eigentlich ganz angenehm.« Eimnot griff wieder nach der Bierflasche. »Sie sind doch bestimmt wegen dem toten Autor hier.«
    Kroll konnte seine Überraschtheit nicht verbergen. »Wie … wie kommen Sie denn darauf?«
    Eimnot stand auf und holte

Weitere Kostenlose Bücher