Messewalzer
öffnete, zischte es leise und Schaum trat aus der Öffnung im Blech heraus. Er nahm einen tiefen Schluck und wischte sich den Mund mit dem Unterarm ab. Sein lautes Aufstoßen unterdrückte er nicht. »Alte meint, ich sollte besser aus Staub machen.«
Mit geschickten Fingern drehte sich Eimnot eine Zigarette. Er sah seinen Freund verständnislos an. »Warum?«
»Er sagte, wegen Tod von diese Lachmann. Könnte sein, dass Polizei jetzt wieder rumschnüffelt und da wäre besser, wenn ich von Bildfläche verschwinde.«
Eimnot schien das alles nicht aufzuregen. »Na ja, wenn der Alte das so denkt. Der wird schon wissen, was er sagt!«
Der Serbe zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Beim Sprechen trat der Qualm aus Mund und Nase. »Und was du denkst?«
Eimnot zuckte mit den Schultern. »Ich denke, uns kann nichts passieren, solange keiner Lachmanns Computer findet. Bist du sicher, dass du ihn gut versteckt hast?«
»Sicher wie Amen in Kirche!«Ein Lächeln glitt über Eimnots Gesicht. »Gut! Denk dran, die Dateien sind sicherlich noch ein hübsches Sümmchen wert, wenn erst einmal Gras über die Sache gewachsen ist. Wüsstest du denn, wo du für eine Zeit untertauchen könntest?«
»Ich Soldat, mein Freund. Ich kann untertauchen überall.« Er zerdrückte die Bierdose und warf sie in die Ecke, bevor er eine neue öffnete.
Eimnot nahm die Flasche mit dem Sliwowitz und führte sie zum Mund. Der Schnaps schien wie Wasser in seinen Hals zu laufen, Eimnot verzog keine Miene und reichte die Flasche dem Serben. »Dann ist das wohl heute erstmal unser Abschiedstrunk. Wir bleiben über Handy in Kontakt. Brauchst du Asche?«
Der Serbe griff in seine Hosentasche und zeigte Eimnot ein dickes Bündel Geldscheine. »Hab genug!« Kroll und Wiggins beschlossen, an diesem Abend im Spizz noch etwas zu trinken. Bevor Wiggins eine feste Freundin hatte, hatten sie sich häufiger mal auf ein Feierabendbier verabredet, in letzter Zeit aber immer seltener. Das Spizz lag in der Leipziger Innenstadt, direkt am Marktplatz gegenüber dem Alten Rathaus. Die Kneipe war stets gut besucht, im Sommer wie im Winter. An warmen Tagen hatte man erst recht Mühe, noch einen Platz zu ergattern, denn das Spizz lag außerdem am Eingang des Barfußgäßchens, einer äußerst beliebten Kneipenmeile, in der sich halb Leipzig zu versammeln schien. Kroll und Wiggins hatten Glück. Als sie kamen, wurde gerade ein Tisch mit Blick auf den Marktplatz frei.
»Hast du mal wieder was von Claudia gehört?«, fragte Wiggins.
Kroll antwortete gleichgültig. »Hat gestern, glaube ich, angerufen. Geht ihr ganz gut in Kiel. War zumindest mein Eindruck.«
Wiggins wollte sich mit der Antwort nicht zufriedengeben. »Und … sonst nichts?«
Kroll stellte sein Glas ab. »Du kennst doch die Weiber. Immer die gleiche Platte: Ich muss nachdenken, ich brauche Abstand, ich brauche Zeit, ich muss erst meine Gefühle sortieren, ich muss sehen, ob ich dich vermisse … ich, ich, ich …«, er lachte Wiggins freudlos an. »Die haben da sogar Robben im Institut, mit denen übt Claudia schon Kunststücke, und ihr Kollege frisst abends den Tintenfisch, den sie tagsüber seziert!«
Wiggins verzog das Gesicht. »Echt?«
»Na klar. Was glaubst du, wie frisch der ist!«
Wiggins wurde nachdenklich. »Und du? Wie geht es dir?«
»Geht so. Ich mach das alles nicht zum ersten Mal durch. Als Polizist kriegt man ja langsam Routine mit abgebrochenen Beziehungen.«
Für einen kurzen Moment erschrak Wiggins. Würde das auch für ihn gelten? Er nahm das Gespräch erneut auf. »Glaubst du denn, dass die Trennung endgültig ist?«
Kroll trank sein Glas leer und bestellte ein neues Bier, weil Wiggins Glas noch halb voll war. »Da bin ich mir sicher. Die kommt nicht mehr zurück. Und ich habe eigentlich mit der Geschichte auch abgeschlossen. War ’ne schöne Zeit … der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen.« Kroll prostete Wiggins mit seinem frischen Bier zu. »Und bei dir und Nicole? Alles klar so weit?«
»Das läuft eigentlich ganz gut. Nicole recherchiert gerade für ihre Diplomarbeit. Abends kellnert sie noch im Bayerischen Bahnhof.«
»Heute Abend auch?«
»Nein, sie wollte mit einer Freundin ins Kino, irgend so ein Frauenfilm.«
»Seid ihr nicht erst im Kino gewesen?«
»Ne, da kam uns doch der USB-Stick in die Quere.«
»Und du hattest keinen Bock auf Kino?«
»Nicht auf diesen Film. Da geht es, glaub ich, nur um Gefühle.« Wiggins lächelte. »Da geh
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