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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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hatte Preziosen im Wert von 750.000 Ostmark bei sich. Eine Menge Holz. Vielleicht war es ein ganz einfacher Raubmord. Schluss aus!«
    »Mag sein«, erwiderte Wiggins ein wenig ratlos. »Aber darüber würde Lachmann doch nie einen Roman verfassen. So etwas kommt doch fast jeden Tag vor. Und was haben die anderen Abkürzungen dann für einen Sinn? Du tust gerade so, als hätte auf dem Stick nur EIMNOT gestanden. Da waren aber noch drei weitere Hinweise. Sollen wir die etwa ignorieren?« Wiggins machte eine Pause und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. »Vielleicht heißt L.E. ja ›Limonade einkaufen‹ und AGMS ›Alles gut mit Susi‹. Aber macht das wirklich Sinn?«
    Kroll war überrascht, weil Wiggins so aggressiv argumentierte. Das hatte er in dieser Form in den vielen Jahren ihrer Zusammenarbeit noch nicht erlebt und es war auch eigentlich gar nicht seine Art. Er beschloss jedoch, Wiggins’ derzeitigen Gemütszustand nicht zu thematisieren, weil er nicht vergessen hatte, dass er den Verlust eines guten Freundes betrauerte. Kroll wartete daher einen Moment, um sich und seinem Kollegen die Gelegenheit zu geben, sich zu sammeln.
    Die Melodie auf Krolls Handy unterbrach die Stille. Er schaute auf das Display und sah, dass Liane Mühlenberg versuchte, ihn zu erreichen. Er drückte den Ton weg.
    Sie fuhren in Richtung Präsidium. An den Laternen hingen zahlreiche Plakate, die auf ein Event hinwiesen, das auf dem Gelände der alten Messe stattfand: Cage Fight.
    Wiggins wollte die Situation auflockern und zeigte auf eines dieser Plakate. »Wäre das nicht auch etwas für dich als passionierter Kampfsportler?«
    Kroll schüttelte den Kopf. »Das hat mit unserem Sport nichts mehr zu tun. Wir haben beim Taekwondo noch Regeln: Nicht unter die Gürtellinie, nicht auf den Hinterkopf, nicht auf den Hals, keine Kniestöße und vor allem: Wenn der Gegner am Boden liegt, wird der Kampf unterbrochen. Bei diesem Cage Fight trampeln die sogar noch auf dem Gegner rum, wenn der unten liegt. Das ist alles andere als sportlich und mit Sicherheit das falsche Vorbild für die Jugend!«
    »Ist ja abartig«, raunzte Wiggins. »Rammen die sich da wirklich das Knie ins Gesicht?«
    »Und vorher fassen die noch mit beiden Händen in den Nacken ihres Gegners und ziehen seinen Körper nach vorne, einfach nur unendlich brutal! Und weißt du, was das Perverseste ist?«
    Wiggins zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe mir mal einen Kampf im Fernsehen angeschaut. Der Verlierer war schon im K.O.-Stadium. Trotzdem hat der noch gezittert wie Espenlaub. Das musst du dir einmal vorstellen: der war bewusstlos und hat noch gezittert. Das schaffst du nur, wenn du bis unter die Haarspitzen gedopt bist. Es hat schon seinen Grund, dass in diesen Veranstaltungen keine Dopingkontrollen durchgeführt werden!«
    »Und da geht irgendjemand hin?«
    »Die Hallen sind voll. Heutzutage kann es doch nicht brutal genug zugehen! Alles wird immer nur härter und rücksichtsloser … aber den Leuten gefällt das offensichtlich. Da muss sich doch keiner mehr wundern, wenn auf der Straße auf wehrlose Menschen eingetreten wird.«
    Wiggins atmete durch. »Das ist doch wie im alten Rom. Irgendwann ziehen hier wieder die Gladiatoren ein und es geht nur noch um Leben und Tod.«
    »Viel fehlt da nicht mehr«, bestätigte Kroll.

    Kroll nutzte eine ruhige Minute im Präsidium, um die Nachrichten auf seinem Handy durchzusehen. Liane erwies sich als hartnäckig. Sie hatte erneut eine Mitteilung hinterlassen. ›Magst du Seeteufel mit Zitronenrisotto? Dazu ein leichter Rosé und zum Nachtisch …‹
    Verwundert hielt er einen Moment inne. Seeteufel war sein absoluter Lieblingsfisch. Woher wusste Liane das? Hatte es ihr irgendjemand erzählt? Er beschloss, dass es reiner Zufall sein musste und kündigte sich für acht Uhr an.
    Der Rest des Tages blieb ereignislos. Die Dienstbesprechung der SOKO Autor lieferte keine erwähnenswerte Ergebnisse. Auf den Schreibtischen der Kommissare hatte sich in den letzten Tagen viel Papierkram angehäuft, der abgearbeitet werden musste. Gegen 18 Uhr schob Kroll seinen Stapel auf Wiggins’ Seite des Schreibtisches rüber. Eine nicht ungewöhnliche Aktion, für die Wiggins sogar Verständnis hatte. Das war ihre Aufgabenteilung. Krolls Stärke lag eindeutig nicht in der Büroarbeit.
    Kroll verließ das Büro und fuhr zunächst in einen Blumenladen in der Innenstadt. Dort stellte er mit fachkundiger Beratung einen schönen Strauß Sommerblumen

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