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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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gefahren. Ich war an dem Abend so betütert wie noch nie in meinem Leben. Alle wollten mit mir anstoßen und ich habe, glaube ich, kein einziges Mal abgelehnt.«
    Kroll und Wiggins kamen zu der Seite, auf der das Bild fehlte. Auf den übrigen Fotos hatte Senta Kuttner die Pokalübergabe auf der Haupttribüne fotografiert. Die Spieler standen in einer Reihe und warteten sehnsüchtig darauf, den Pokal endlich in den Händen zu halten und ihren Fans zu zeigen. Im Hintergrund waren unzählbar viele Zuschauer zu sehen, die sich von ihren Plätzen erhoben hatten.
    »Wissen Sie, was auf dem Bild drauf war?«, fragte Kroll.
    Senta Kuttner beugte sich vor und schaute in das Album. »Das war auch eine Aufnahme von der Pokalübergabe. Ich habe die ganzen Fotos kurz hintereinander gemacht.«
    »Wenn die Stasi Ehrentraut rund um die Uhr beobachtet hat, saß mit Sicherheit auch jemand von denen auf der Tribüne. Davon bin ich überzeugt!«, überlegte Wiggins.
    »In diesem Fall müsste derjenige doch ebenfalls noch auf einem anderen Bild zu sehen sein.«
    »Leider nein«, unterbrach Frau Kuttner. »Das Bild, das Herr Lachmann mitgenommen hat, war aus einem völlig anderen Blickwinkel aufgenommen. Für das Bild bin ich aufgestanden, um ihn aus der Nähe zu knipsen. Die anderen habe ich von meinem Platz aus gemacht.«
    »Wäre auch zu schön gewesen«, seufzte Wiggins.
    Kroll nahm sein Handy und bat die Spurensicherung, erneut in Lachmanns Wohnung zu fahren und gezielt nach einem Foto zu suchen, das in einem Fußballstadion aufgenommen wurde.
    Sie verabschiedeten sich von Senta Kuttner.

    »Eigentlich ist die Sache sonnenklar«, behauptete Wiggins in einem übertrieben selbstsicheren Ton, als sie wieder im Auto saßen.
    Kroll sah seinen Kollegen skeptisch an. »Na, dann bin ich ja mal gespannt.«
    »Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Lachmann nie etwas mit der Stasi oder sonstigen Institutionen der sogenannten Geheimdienste zu tun hatte. Er hatte im Westen keine Verwandten oder sonstige Kontakte in das feindliche Ausland. Er hat auch nicht systemkritisch geschrieben. Das Foto bei Frau Kuttner hat er sich vor gut einem Jahr angeguckt. Wen soll der wohl erkannt haben? Das kann doch nicht irgendwer gewesen sein, sondern jemand, den er kannte! Sonst hätte er doch nie im Leben das Foto gleich mitgenommen.«
    Kroll nickte bestätigend. »Du meinst, jemanden, den er kannte, weil er ihn seit Jahren regelmäßig in seiner Herbstvilla besucht? Bernd Vogelsang hat ja erzählt, dass Lachmann alle Bewohner mindestens zwei mal im Jahr persönlich begrüßt hat.«
    Wiggins hob die Hände. »Ja was denn sonst? Was wissen wir denn über deinen alten Vorgesetzten Vogelsang? Nichts über seine Vergangenheit! Und anhand der Gegenwart können wir lediglich festhalten, dass er uns immer nur die Hälfte erzählt und genau das, was wir sowieso schon wissen. Wir sollten den jetzt gleich mal besuchen und richtig auf den Zahn fühlen!«
    Kroll war in Gedanken. »Das bringt doch nichts!«
    »Und warum bitte schön? Weil es dein Ausbilder war?«
    Kroll wollte die Situation nicht überstrapazieren. »Der hat doch schon die dritten Zähne!«, bemerkte er mit einem humorlosen Unterton.
    Wiggins bereute offensichtlich seine Provokation bereits. »Tut mir leid, Kroll. Das war wirklich nicht …«
    Kroll blieb beim Thema. »Jetzt mal ehrlich, Wiggins. Wenn Bernd wirklich bei der Raubvogeltruppe der Stasi beschäftigt war und zudem noch irgendetwas mit Lachmanns Tod zu tun haben sollte, glaubst du im Ernst, der würde uns das alles brühwarm erzählen? Wenn das stimmen sollte, ist der doch abgezockt bis zum Gehtnichtmehr!«
    Wiggins gab zu, dass Kroll recht hatte. In einer normalen Befragung würde Vogelsang sicherlich nichts ausplaudern. Außerdem war er Verhöre gewohnt. So einen alten Hasen konnte man nicht aufs Glatteis führen. »Was schlägst du also vor?«
    »Dass wir jetzt zunächst unsere lieben Kollegen von der SOKO zusammentrommeln. Irgendetwas müssen die ja auch mal herausfinden! Außerdem konzentrieren wir uns für meinen Geschmack zu sehr auf die Geschichte Ehrentraut. Bitte vergiss nicht, dass das Kürzel L.E. vielleicht auch etwas anderes bedeuten kann. Die einzigen Begriffe, die wir von Lachmanns USB-Stick zweifelsfrei zuordnen können, sind Eimnot und AGM/S. Alles andere sind Abkürzungen, Vermutungen! Wer Goran ist … keinen blassen Schimmer. Und überhaupt, Eimnot. Er hat Annemarie Rosenthal umgebracht … oder auch nicht. Und der Schmuck! Sie

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