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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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scharfen Gegenstand zerschneiden konnte und dachte an die Zange, die auf dem Tisch mit dem Werkzeug lag. Als er sich umdrehte, um zu dem Tisch zu eilen, blieb er abrupt stehen. Am anderen Ende des Ganges zeichneten sich im Licht die Umrisse einer männlichen Gestalt ab. Kroll hatte keinen Zweifel, dass es Goran war.
    Der Fremde sprach ein hartes Deutsch mit einem starken Akzent. »Ich nicht glaube, dass Sie reinkommen dürfen so einfach. Ist Hausfriedensbruch!«
    Kroll bückte sich schnell und hob den Schraubenschlüssel vom Boden auf. Er sah, wie Goran demonstrativ die Arme ausbreitete. »Ich nix habe Waffe.«
    Der Polizist überlegte einen Moment, wie er reagieren sollte. Du musst mit ihm reden, dachte er. »Ich schlage vor, wir behalten die Ruhe. Ich bin von der Polizei. Ich werde jetzt mit dieser Frau die Halle verlassen. Und Sie werden mich nicht daran hindern.«
    Goran ging ruhig auf ihn zu. »Nein. Machen wir Kampf, Mann gegen Mann. Keine Tricks, keine Waffen. Auf Leben und Tod!«
    Kroll umklammerte den Schraubenschlüssel fester. Goran kam immer näher. Als er noch fünf Meter von ihm entfernt war, warf Kroll das Werkzeug mit voller Kraft in Richtung seines Gegenübers. Vergeblich. Goran konnte geschickt ausweichen. Mit lautem Geschepper rutschte der Schlüssel über den Hallenboden. Goran kostete die Aktion nur ein müdes Lächeln.
    Kroll rannte zurück durch den Gang in Richtung Treppe, zwischen den Wänden aus Bierkästen hindurch. Vor der Treppe bog er rechts ab und kam in einen Bereich, in dem drei große Tanks aus Edelstahl standen. Kroll versteckte sich hinter einem der Tanks und lauschte, ob er etwas hören konnte. In die anfängliche Stille hinein vernahm er leise Schritte, die immer lauter wurden. Er entfernte sich und ging in dem Bemühen, keine Geräusche zu verursachen, schnell einen Parallelgang entlang. Neben ihm türmten sich Regale auf, die mit Getreidesäcken gefüllt waren. Kroll blieb stehen und dachte nach. Mit einem Blick nach oben sah er, dass die Regale mindestens zehn Meter hoch waren. Kurz entschlossen kletterte er auf die oberste Ebene und legte sich auf den Bauch. Das Regal schwankte nur leicht, die schweren Weizensäcke sorgten für eine gute Stabilität. Aus seinem Versteck versuchte er vorsichtig, die Umgebung zu beobachten. Goran war ihm gefolgt und bog in diesem Moment um die Ecke, in den Gang mit den Getreidesäcken. Er war vielleicht noch zehn Meter von Kroll entfernt. Goran schaute in alle Richtungen. Immer wenn sein Blick nach oben schweifte, zog Kroll den Kopf weg. Goran ging weiter, bis er auf Krolls Höhe war.
    »Du runter kommst, oder ich komme hoch? Ich keine Lust hab’ auf Spielchen!«
    Verdammte Scheiße, dachte Kroll.
    »Feigling! Dann ich komme hoch!«
    Die ruckartigen Erschütterungen am Regal spürte Kroll deutlich. Goran kletterte zu ihm herauf. Er schaute sich um. Circa drei Meter neben ihm war an der Decke ein Lastenkran angebracht, um die schweren Säcke zu heben. Von dem Kran hing ein dickes Hanfseil herunter, mit dem sich Kroll schnell nach unten absetzte. Als er noch drei Meter über dem Boden war, ließ er das Seil los und sprang auf den Boden. Er erinnerte sich an den Schraubenschlüssel und rannte zu der Stelle, wo er ihn vermutete. Zum Glück musste er nicht lange suchen. Als er den Schlüssel in die Hand nahm, stellte er fest, dass seine Hände bluteten. Er sah sich hektisch um. In den Regalen neben ihm waren große Kartons. Zwei davon schob er auseinander und versteckte sich in dem Zwischenraum auf der untersten Lage des Regals. Kroll hielt die Luft an und lauschte. Hoffentlich sucht der mich gleich nicht hier unten, dachte er. Kroll hörte, wie Gorans Schritte näherkamen. Diesmal viel langsamer als vorhin.
    Der Polizist kauerte in seinem Regal wie das Kaninchen vor der Schlange. Goran blieb direkt vor ihm stehen, der Geruch seiner alten Hose drang bis zu Kroll. Die Sekunden kamen ihm vor wie eine Ewigkeit. Endlich ging Goran weiter. Kroll zählte innerlich bis drei, schnellte aus seinem Versteck und richtete sich einen Meter hinter Goran auf. Als der sich umdrehte, hatte Kroll die entscheidende Sekunde Vorsprung, die er brauchte. Er holte weit aus und schlug den Schraubenschlüssel gegen Gorans Unterschenkel, den er mit voller Wucht traf. Kroll konnte nicht genau einschätzen, ob er das Brechen der Knochen gehört hatte und machte vorsichtshalber drei Schritte rückwärts. Goran sah ihn verständnislos an, dann griff er an sein Bein. Er wollte

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