Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
Vom Netzwerk:
Behandlung, wenn du ihm den Schraubenschlüssel vors Schienbein geschmettert hast.«
    »Ich glaube, das Schienbein ist nur angebrochen. Das tut bestimmt höllisch weh, aber der Typ hat mit Sicherheit kein normales Schmerzempfinden mehr. Möglicherweise kann er es selbst stabilisieren. Der war hundertprozentig lange beim Militär und hat dort einige Tricks zur Behandlung von Verletzungen gelernt.«
    Die Kellnerin stellte zwei neue Bier auf ihren Tisch.
    »Auf jeden Fall sind sämtliche Krankenhäuser und Arztpraxen informiert.«
    Kroll nahm sein Getränk in die Hand. »So doof ist der nicht. Du hättest seine Augen sehen sollen, eiskalt, gefühllos. Der ist wie ein Roboter, wie ein Terminator. Der geht nicht zum Arzt, der regelt das anders!«
    Die Beamten staunten nicht schlecht, als sich die Tür öffnete und Liane Mühlenberg hereinkam. Sie setzte sich zu ihnen an den Tisch.
    »Wie hast du uns denn gefunden?«, fragte Kroll überrascht.
    »Was trinkt ihr?«, antwortete Liane mit einer Gegenfrage.
    »Guinness und Kilkenny«, antwortete Wiggins.
    »Dann nehme ich Kilkenny«, bemerkte sie trocken. »Guinness mag ich nicht!« Sie blickte in die Runde. »Und was trinkt man dazu?«
    Kroll zuckte mit den Schultern. »Whiskey, irischen Whiskey. Was denn sonst?«
    Liane bestellte bei der Bedienung zwei Kilkenny, ein Guinness und drei irische Whiskey. Da die Kellnerin nicht nach der Sorte des Whiskeys fragte, schlussfolgerte Liane, dass man mit der Hausmarke der Polizisten durchaus vertraut war.
    Kroll wiederholte seine Frage. »Also, wie hast du uns jetzt gefunden?«
    Liane antwortete erneut mit einer Gegenfrage. »Störe ich euch etwa?« Schließlich entgegnete sie mit einem Lächeln: »Also, ich weiß ja nicht, wo sich Polizisten nachts so rumtreiben, aber ich habe schon ein bisschen was gelernt. Ich habe mich im Präsidium einfach nach Krolls Stammkneipen erkundigt, und dort hat man mir gesagt, dass er immer ins McCormacks geht, wenn er mal ein wenig mehr trinken und rauchen möchte. Und wenn man nach so einem Tag keinen Bierdurst hat, wann dann?«
    Kroll tat, als wäre er erbost. »Wer hat das erzählt? Wer hat mich verraten?«
    Die Kellnerin stellte die georderten Gläser auf den Tisch. Liane hob ihren Whiskey in die Höhe und prostete den Polizisten zu. »Auf euch, Jungs, ihr seid wirklich klasse.«
    »Ich hab heute gar nichts gemacht«, protestierte Wiggins.
    Liane trank den Whiskey in zwei Etappen. »Ihr seid beide klasse. Sei nicht so bescheiden, Wiggins. Ich rede doch nicht nur von heute.«
    Sie nickte Kroll zu. »Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt. Also … es war gut, dass du gekommen bist. Ich glaube, das wäre sonst ziemlich eng geworden.«
    Kroll wurde verlegen. Er wollte Plattitüden wie ›ist mein Job‹ oder ›keine Ursache‹ oder ›war doch alles halb so schlimm‹ unbedingt vermeiden, etwas Besseres fiel ihm allerdings auch nicht ein. Deshalb entschloss er sich, einfach die Wahrheit zu sagen.
    »Weißt du, Liane, als ich in die Halle reingegangen bin, wusste ich gar nicht, dass du da auch drin bist. Aber als ich dich gesehen hab, da wusste ich, ich muss dich unbedingt aus dieser Situation rausholen. Unser Job ist manchmal gefährlich, aber dafür lohnt es sich auch immer.«
    Sie prostete Kroll und Wiggins erneut zu. »Also noch mal! Es ist schön, dass ihr da seid!«
    Wiggins hatte das Bedürfnis, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. Er befürchtete, dass die Angelegenheit sonst mit zunehmendem Alkoholkonsum zu sentimental werden würde. Auf emotionale Ausbrüche hatte er jetzt keine Lust. »Also, was ist jetzt? Muss ich mir wieder die ganze Zeit anhören, wie unwahrscheinlich toll mein Kollege ist, oder haben wir einen lockeren Abend?«
    »Pass bloß auf, Liane. Ich kenne die beiden. Das sind zwei ganz schlimme Finger«, drang plötzlich eine vierte Stimme in die Runde.
    Kroll drehte sich um. Hinter ihnen stand Günther Hirte, der Lokalreporter. Kroll und Wiggins kannten ihn gut. Sie hatten bereits unzählige Gläser Bier zusammen getrunken.
    »Du kennst auch alle«, begrüßte ihn Kroll und rückte zur Seite, damit der Journalist sich noch einen Barhocker heranziehen konnte.
    »Ja, was glaubst du denn? Ist mein Job. Ich kann doch nicht die berühmtesten Leipziger auslassen«, antwortete er, wobei er nur Liane Mühlenberg anlächelte. »Ich denke, wir trinken noch vier Große und …«, er wackelte mit dem Whiskey-Glas, »… und ebenso viele von diesen hier. Die Runde

Weitere Kostenlose Bücher