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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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konnten wir einfach unsere Grenzen dichtmachen, wenn wir einen Schwerverbrecher suchten, heute kann er sich in ganz Europa verstecken.« Der Minister gesellte sich wieder zu Wiggins an den Tisch, hatte seinen Vortrag jedoch noch nicht beendet. »Jede Zeit, jede neue Situation bringt neue Herausforderungen mit sich. Denen muss sich insbesondere die Politik stellen. Wir dürfen uns da nicht aus der Verantwortung stehlen, das würden uns die Bürger nicht verzeihen.« Er sah Wiggins abermals über seine Lesebrille an, um ihm die Gelegenheit zu geben, ihm zuzustimmen.
    Wiggins nickte. »Verstehe.«
    »Auch wir waren nicht faul! Die Innenministerkonferenz hat gemeinsam mit unseren Kollegen in der EU beschlossen, dass in jedem Bundesland eine Leitstelle zur Koordinierung der grenzüberschreitenden Kriminalität errichtet wird. Gleiches gilt natürlich auch für die übrigen Mitgliedsstaaten. Die neue Behörde hat im Wesentlichen zwei Aufgaben: Information und Abstimmung mit den Kollegen in den Mitgliedsstaaten, die von der jeweiligen kriminellen Aktion berührt werden, und Organisation der Verfolgung von Auslandsstraftaten im Inland.« Hassemer schloss den Aktendeckel und nippte an seiner Kaffeetasse. »Sie sehen, mein lieber Herr Hauptkommissar, das ist eine interessante und wichtige Aufgabe.«
    Wiggins wollte immer noch nicht verstehen, warum der Minister ihm das alles erzählte. Ihm war schon klar, dass diese neue Behörde irgendetwas mit ihm zu tun haben musste, allerdings weigerte sich sein Gehirn, weitere Überlegungen anzustellen. »Da haben Sie bestimmt recht, Herr Minister. Der neue Stelleninhaber muss immerhin eine Menge Neuland betreten.«
    Die letzte Äußerung schien der Ressortchef als Begeisterung des Polizisten aufzufassen.
    »Ganz recht, mein lieber Wiggins. Ganz recht! Wer hier tätig sein darf, erhält eine einmalige Chance. So etwas bekommt man nicht oft im Leben angeboten.«
    Wiggins schaute den Minister verdutzt an. »Aber Sie meinen doch nicht etwa …«
    Dr. Hassemer wurde förmlich. »Die Stelle wird einen Leiter und zunächst fünf Mitarbeiter beziehungsweise Mitarbeiterinnen haben. Sie ist dem Innenministerium zugeordnet und dem Minister zugeteilt. Der Behördenchef berichtet direkt dem Minister.«
    Wiggins konnte immer noch nicht so recht glauben, was er da hörte. »Sie wollen doch nicht etwa, dass …«
    Minister Hassemer unterbrach ihn erneut. »Alle Mitarbeiter dieser Behörde müssen fließend Englisch sprechen. Dies ist aufgrund der Zusammenarbeit mit den Kollegen im Ausland unerlässlich. Sie sind zweisprachig aufgewachsen, Ihre Mutter kommt aus Großbritannien. Sie sind intelligent. Sie haben ein hervorragendes Abitur und die Polizeischule als Jahrgangsbester verlassen. An Ihrer Loyalität bestehen nicht die geringsten Zweifel. Sie sind für diese neue Aufgabe wie geschaffen!«
    Wiggins schluckte. »Aber ich habe doch keine Erfahrungen mit einem derartigen Aufgabengebiet. Ich war bis jetzt nur auf der Straße tätig, wenn ich das so salopp ausdrücken darf.«
    Der Minister wedelte wieder mit dem Zeigefinger. »Sie vergessen eins, Wiggins, mit dieser Stelle hat niemand Erfahrung. Das haben Sie gerade selbst gesagt. Man muss sich nur einarbeiten können. Und dafür haben Sie die notwendige Geschicklichkeit. Natürlich schadet es nicht, wenn man die Arbeit der Polizei und der Staatsanwaltschaft kennt. Aber das tun Sie ja wirklich zur Genüge. Übrigens, ganz nebenbei, ihr Gehalt würde sich verdoppeln.«
    Wiggins tat sich immer noch schwer damit, die neuen Informationen einzuordnen.»Also noch mal im Klartext, Herr Minister Hassemer. Habe ich Sie richtig verstanden, dass ich diese neue Dienststelle leiten soll?«
    Der Minister nickte. »Ganz richtig. Sie werden der Chef!«
    Wiggins’ Hals war trocken. Er schüttete Wasser in das vor ihm stehende Glas und trank es in einem Zug halb leer. »Wann würde es denn losgehen?«
    »Die neue Behörde muss in spätestens drei Monaten stehen. Dazu sind natürlich noch einige Vorarbeiten nötig, denken Sie nur an die Auswahl der Mitarbeiter. Natürlich würden wir Sie in dieses Verfahren mit einbeziehen.«
    »Ich müsste mich also schnell entscheiden?«, fragte Wiggins.
    Minister Hassemer faltete die Hände und legte sie auf die Tischplatte. »Sie haben genau eine Woche.«

    Kroll ging durch einen schmalen Gang. Rechts und links türmten sich Bierkästen auf. Es roch vermodert. Ihm fiel erst jetzt auf, dass der Gestank aus den Wasserbecken kommen

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