Messi
großartigen Arbeit über das ganze Jahr hinweg verdient“, erklärt Messi. Großartige Arbeit und teilweise fantastischer Fußball – so sehen es auch die Medien weltweit. Doch die Titelfotos und fetten Schlagzeilen bleiben dem Floh vorbehalten. „Messi, König von Europa“, heißt es in der Schlagzeile der römischen Sportzeitung Corriere dello Sport ; „Messi und Barcelona sind Weltspitze“, liest man in La Nación aus Buenos Aires. Die ebenfalls in Buenos Aires erscheinende Sportzeitung Olé zeigt außerdem ein Foto Leos mit dem Pokal und der Unterschrift: „Sagt mir bloß nicht, ich soll ihn einköpfen.“ Die britische Times titelt „Fabelhafter Messi ist zu viel für United“ und druckt das gleiche Foto ab wie El País : einen strahlenden Messi, der die Finger in die Luft streckt. In der spanischen Zeitung lautet die Überschrift ganz einfach: „Messi ist der Beste.“ Und darin sind sich alle einig.
2. Mai 2009, Estadio Santiago Bernabéu, Madrid
Spanische Meisterschaft, 34. Spieltag: Real Madrid – FC Barcelona 2:6
Man kann die beiden ewigen Rivalen nicht miteinander vergleichen, repräsentieren sie doch zwei vollkommen unterschiedliche Welten, zwei verschiedene Arten des Verständnisses von Fußball. Aber wenn sie sich auf dem Platz gegenüberstehen, haben weder der Tabellenplatz noch irgendwelche Siegesserien irgendeine Bedeutung.
So auch in diesem Mai. Die grausame, in Zahlen ausgedrückte Wahrheit manifestiert sich auf dem Platz im Bernabéu: sechs zu zwei Tore – das gab es noch nie. Die größte Demütigung in der Geschichte der Weißen. Noch nie zuvor hatten die Blau-Roten im Bernabéu sechs Tore geschossen, ein 5:0 aus dem Jahr 1974, als noch ein gewisser Johan Cruyff für Barça kickte, war bisher das höchste der Gefühle gewesen.
Vor dieser denkwürdigen Nacht in Madrid waren der Trainer der Königlichen, Juande Ramos, und seine Jungs noch davon ausgegangen, dieses Spiel gewinnen zu können. Sie wollten den Abstand zu Barcelona in der Tabelle auf einen Punkt verkürzen, um dann an den letzten vier Spieltagen die Meisterschaft klarzumachen. Tatsächlich hatten sie allen Grund zum Optimismus. Schließlich hatte Madrid seit der Niederlage am 13. Dezember im Camp Nou (2:0 nach Toren von Eto’o und – natürlich – Messi) und dem daraus resultierenden Rückstand auf Barça von zwölf Punkten eine Menge Boden gut gemacht. Obwohl der Verein von einer internen Krise geschüttelt wurde, in deren Folge Präsident Ramón Calderón zurücktreten musste, haben die Königlichen alle Rekorde gebrochen. Von 54 möglichen Punkten haben sie 52 geholt und sind seit 18 Spielen ohne Niederlage. Im Gegensatz zur Champions League (in der sie im Achtelfinale Rafa Benítez’ FC Liverpool zu Hause 0:1 und auswärts 0:4 unterlagen) gibt es im Hinblick auf die Meisterschaft immer noch Hoffnung. Natürlich verbreitet die Mannschaft Barças mit Messi – der in der Meisterschaft bereits 21 Tore erzielt hat – Angst und Schrecken. Als man den Trainer von Real Madrid allerdings fragt, ob er darüber nachgedacht habe, die Strategie von Chelseas Trainer Guus Hiddink im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales zu übernehmen, entgegnet er: „Ich habe keinen Anti-Messi-Plan, weil es einem noch nichts garantiert, wenn man ihn aus dem Spiel nimmt. Wir müssen hoffen, dass Barcelona keinen guten Tag erwischt, und als Mannschaft stark zusammenarbeiten.“
Diese Strategie scheint mit Pipita Higuaíns Führungstreffer in der 13. Minute Früchte zu tragen. Doch es bleibt ein Strohfeuer. Die Mannschaften sind Welten voneinander entfernt, weil die Männer in den blau-roten Trikots Spielkultur par excellence zelebrieren, die Kunst des schönen Spiels auf höchstem Niveau. Barcelona spielt mit einer Leichtigkeit und mit so präzisen und flüssigen Kombinationen, als befänden sie sich in einem Trainingsspiel. Sie machen die Königlichen geradezu lächerlich. Der weiße Ball fliegt von einer Seite des grünen Rasens zur anderen, bis er bei jemandem landet, der ihn in eine Idee umwandelt, in etwas Zauberhaftes oder einfach in eine Torchance. So wie beispielsweise Leo: Er hebt den Ball leicht an, die Kugel segelt über den sich verzweifelt danach streckenden Sergio Ramos und landet auf Henrys Fuß, der sie elegant und ohne zu zögern an Casillas vorbei ins Netz befördert. Meine Güte, was wäre Real Madrid ohne den „heiligen“ Iker? Unzählige Schüsse kommen aus allen Winkeln, für den Torwart von Real ist es ein
Weitere Kostenlose Bücher