Messias-Maschine: Roman (German Edition)
Griechenland, als die griechischen Squippies durchgedreht sind.«
Ich öffnete die erste Bierdose und ließ den Fernseher bei den aktuellen Nachrichten verweilen.
»… überall um Illyrien wird mit den Säbeln gerasselt«, sagte gerade ein Kommentator. »Die Islamische Republik Albanien hat offiziell den Krieg erklärt. Die Heilige Autochthonie von Epiros hat alle Kontakte auf Eis gelegt. Der Erste Erhörer von Herzegowina hat alle Kinder des Lichts dazu aufgerufen, ihre Differenzen bis auf weiteres hintanzustellen und Illyrien auszulöschen, das als einziges Land der Welt allein aus Finsternis bestünde. Der Papst hat seinem einstmaligen erbitterten Feind, dem Patriarchen von Konstantinopel, sein Beileid ausgesprochen. Selbst Elisha Jones, der Erste Erwählte Amerikas, hat seiner Empörung Ausdruck verliehen, obwohl unter seiner protestantischen Herrschaft natürlich Katholiken, Muslime und orthodoxe Christen genauso verfolgt werden wie Ungläubige …«
Ein Bild nach dem anderen zeigte wütende Mengen, zornige Religionsführer, die mit den Symbolen ihres jeweiligen Glaubens geschmückt waren …
Es folgten beruhigende Bilder aus Illyrien, das sich zur Verteidigung rüstete: Düsenjäger mit dem Zeichen des geöffneten Auges darauf zogen über den Himmel, gigantische, drei Meter hohe Kampfroboter bewachten die Grenze, bewaffnete Schnellboote schossen mit flatternden illyrischen Fahnen über das ruhige blaue Meer …
Und dann: weitere Menschenmengen, Rückblenden zu den Vorgängen, die sich am Vormittag in Illyria City zugetragen hatten.
Inzwischen zitterte ich heftig. Als Charlie mir mein Essen brachte, konnte ich kaum den Teller halten.
»Siehst du?«, fragte Ruth und zeigte auf den Fernseher. »Siehst du?«
Ich ging in die Luft. »Scheiße noch mal, Ruth! Würdest du mich einfach mal fünf Minuten lang in Ruhe lassen!«
Sie brach in Tränen aus und rannte in ihr Zimmer.
»Du hast mich nicht mal gefragt, was mir heute passiert ist!«, rief ich ihr nach. »Ich bin derjenige, den man beinahe umgebracht hätte, nicht du! Ich! Ich! Ich!«
Ich spürte einen seltsamen, dumpfen Schmerz hinter den Augen.
Obwohl ich hungrig gewesen war, stellte ich fest, dass ich keinen Bissen runterkriegte und auch nicht dazu in der Lage war, den Ereignissen im Fernsehen zu folgen. Ich konnte nicht mal still sitzen. Also schnappte ich mir meine Jacke und ging raus – zu Lucy. Ich lief durch U-Bahnen, in denen es von Sicherheitsmaschinen wimmelte, und durch Straßen, die mit Trümmern übersät waren.
Kapitel 15
W ie geht es dir, George? Schön, dich zu sehen! Möchtest du ein Glas Wein oder einen Kaffee oder so?«
»Nein danke.«
Lucy hatte ihr kleines, ärmelloses Jeanskleid an. Sie setzte sich aufs Bett, warf ihr Haar in den Nacken und zog ihr Bein auf jene elegante, aufreizende Art an, die ich normalerweise unwiderstehlich fand.
Sie lächelte.
»Du siehst müde aus. Was möchtest du machen, George? Ein bisschen reden? Soll ich dir davon erzählen, was ich so alles mit meinen ungezogenen Schwestern getrieben habe? Oder soll ich mich ausziehen? Oder soll ich mich …?«
»Du bist nicht echt, Lucy.«
Sie lachte, war offenbar kein bisschen schockiert.
»Ich meine, schau dir doch mal dieses bescheuerte Zimmer an«, sagte ich. »Diese Bücher. Du kannst nicht mal lesen, oder?«
»Ich kann lesen. Manchmal schreiben die Besucher mir Sachen auf, die sie machen wollen, wenn sie ein bisschen schüchtern sind. Möchtest du das auch, George?«
Ich nahm eines der Bücher aus dem Regal und blätterte darin herum. Science-Fiction des 20. Jahrhunderts.
»Den Figuren fehlt es an Tiefe«, las ich eine nach dem Zufallsprinzip aufgeschlagene Stelle, »und es ist offensichtlich, dass ihre Beziehungen zueinander für sie selbst oder den Autor weniger interessant sind als ihre Beziehungen zur Technologie. Es kommt einem vor, als wäre Letztere zum Ersatz für …«
Ungeduldig blätterte ich zum Inhaltsverzeichnis.
»Na, dann los«, meinte ich. »Wenn das hier dein Buch ist, dann nenn mir die Namen von ein paar Science-Fiction-Schriftstellern des zwanzigsten Jahrhunderts!«
Lucy lächelte. »Heinlein, Asimov, Aldiss, Ballard …«, begann sie.
Ich war überrascht und musste mir widerwillig eingestehen, dass sie ausgesprochen sorgfältig programmiert worden war.
»Das könntest du alles bloß aus dem Inhaltsverzeichnis haben. Na schön: Asimov, Heinlein … Nenn mir ein paar Bücher von ihnen!«
Lucy sah mich aus ihren
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