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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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neuesten Stand der Dinge.
    Über zwanzigtausend Gastarbeiter waren auf die Straße gegangen. Sie hatten das Übliche gefordert: Religionsfreiheit und die vollen illyrischen Bürgerrechte, da sie die Mehrheit der Bevölkerung bildeten und trotzdem nach wie vor als Fremde behandelt wurden.
    Die Polizei hatte unter Berufung auf das Gesetz zur Bekämpfung von Bigotterie die Auflösung der Demonstration befohlen. Die Menge hatte sich geweigert, dem Befehl Folge zu leisten, woraufhin es zu Ausschreitungen gekommen war, bei denen Geschäfte geplündert, Fahrzeuge angezündet und mehrere Roboter beschädigt worden waren. Im Verlauf dieser Unruhen waren mehrere Demonstranten aus Epiros Amok gelaufen und von Polizeimaschinen niedergeschossen worden.
    Tojo schnaubte. »Diese Forderungen sind absurd. Illyrien hat von Anfang an deutlich gemacht, dass es sich um einen Staat für Wissenschaftler und Intellektuelle handelt und dass nur hinreichend qualifizierte Personen die vollen Bürgerrechte erhalten …«
    Während er fortfuhr, wurde seine Stimme lauter, sein Tonfall schriller: »Die Squippies haben sich selbst dafür entschieden, nach Illyrien zu kommen! Sie kannten die Regeln! Es steht ihnen nicht zu, sie jetzt ändern zu wollen.«
    Erneut schnaubte er wütend. Sein Gesicht war voll roter Zornesflecken, und seine Lippen bebten. »Aber welchen Sinn hat das schon? Sie werden ohnehin nie auf vernünftige Argumente hören. Je eher alle Gastarbeiter durch Roboter ersetzt werden, desto besser.«
    »Allerdings ist das sehr kostspielig«, bemerkte Claude achselzuckend.
    »Den Preis ist es wert!«, konterte Tojo. »Wirklich, Claude, es ist doch absurd, da über die Kosten zu reden!«
    Wir näherten uns der Grenze. Ich schaute auf die Berge hinab und bildete mir einen Moment lang ein, dass ich eine winzige einsame Gestalt dort unten sah, die sich südwärts über ein Schneefeld Richtung Epiros mühte. Ihre Bewegungen kamen mir seltsam abgehackt vor. War das ein Mensch, oder handelte es sich etwa um …?
    Doch bevor ich genauer hinschauen konnte, wurde ich von Tojo abgelenkt, der in krampfhaftes Schluchzen ausbrach.

    Ein junger Notarzt, der mit im Helikopter saß, gab ihm ein Beruhigungsmittel.
    Schweigend traten wir in den illyrischen Luftraum ein. Nur das dumpfe Rotorengeräusch und Tojos langsam leiser werdendes Schluchzen waren zu hören, während er einschlief.
    Claude warf mir einen Blick zu.
    »Die Reaktion war eine üble Sache in Japan«, sagte er zur Erklärung unwirsch. »Da gab es öffentliche Enthauptungen, Folter … Sie wissen schon, derlei Zeug. Es erinnert ihn daran.«

Kapitel 14
    E s versteht sich von selbst, dass Ruth völlig neben sich stand, als ich zu Hause ankam.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht da rausgehen sollst! Begreifst du nicht, was du mir damit antust? Die Squippies sind verrückt geworden! In Illyrien, George, selbst in Illyrien – und du warst dort in Griechenland! Denkst du denn nie an mich? Denkst du überhaupt jemals an mich?«
    Ein paar kleine Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Sie waren dort unten auf der Straße, George. Mit Fahnen! Parolen! Kreuzen! Genau wie in … wie in …«
    Sie sprach das Wort nicht gerne aus – oder zumindest tat sie so –, deshalb sagte ich an ihrer Stelle brutal: »Ja, ja. Genau wie in Chicago.«
    »Überall in der Stadt. Selbst hier in Faraday, George. Du scheinst nicht zu verstehen, was das bedeutet … Ich war den ganzen Tag im Netz. Ich habe an unseren Abgeordneten und an den Präsidenten geschrieben und an die Polizei, und … und … Wir dürfen das nicht zulassen, George. Das muss im Keim erstickt werden. Und du gehst nach Griechenland! «
    In der Ecke lief der Fernseher. Ich nahm die Fernbedienung und begann, zwischen den verschiedenen Nachrichtensendungen hin und her zu schalten. Ich war müde und hungrig und ziemlich zittrig. Langsam machte sich die verzögerte Schockreaktion auf unser knappes Entrinnen aus Ioannina bemerkbar.
    »Hol mir was zum Abendessen, Charlie«, rief ich dem Roboter zu. »Was, ist mir egal. Und zwei Bier für die Wartezeit.«
    Ich setzte mich in einen Sessel. Der X3 rollte auf meinen Befehl hin stumm davon. Sein uralter Sprachmechanismus hatte kürzlich den Geist aufgegeben, und wir hatten niemanden aufgetrieben, der ihn reparieren konnte.
    »Hörst du mir überhaupt zu, George?«, wollte Ruth wissen. »Ich war völlig außer mir, und dir scheint das egal zu sein. In Griechenland, George, du warst in

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