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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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seufzt.
    »Ich wünschte nur, du wärst echt.«
    NB: Klient lacht.
    »Aber andererseits, wenn du echt wärst, würdest du wahrscheinlich nichts mit einem alten Knacker wie mir zu tun haben wollen, nicht wahr? Also tschüss dann, Lucy …«
    Bestätigen. Klient ist gegangen. Aber diese andere ist immer noch hier.
    Diese andere? Diese andere?
    NB: Wenn diese andere dem Klienten gegenüber etwas sagt, bezieht sie sich als »ich« auf sich selbst.
    Ergänzende Beobachtung: Wenn der Klient dieser anderen gegenüber etwas sagt, bezieht er sich auf sie als »Lucy«.
    Ich. Lucy.
    Ich. Lucy.
    Soll die Fehlfunktion der Hauszentrale gemeldet werden?

Kapitel 18
    B ei der außerordentlichen Zusammenkunft der Holistischen Liga herrschte eine Riesenaufregung.
    Nur zwei Wochen nach seiner berühmten Rede über die »militante Vernunft« war Präsident Ullman gestorben. Es hatte ein Staatsbegräbnis und viele getragene Reden gegeben. In Ullmans Nachrufen nannte man ihn den »Vater Illyriens«, den Gründer des Bundes der Vernunft, den Erschaffer des »Zionismus der Wissenschaft«. Und es hatte große Worte darüber gegeben, wie sein Werk ihn überleben würde, und darüber, dass jeder Illyrier danach streben würde, seinen Traum wahr werden zu lassen …
    »Selbst die Illyrier scheinen an eine Art Leben nach dem Tod zu glauben!«, bemerkte der gutaussehende Brasilianer Da Vera, der zum Wortführer der kleinen Gruppe geworden war.
    Der neue Übergangspräsident war Senator Kung, ein sehr viel rauherer Kerl, der infolge seiner Folterung während der chinesischen Reaktion gelähmt war und nun auf Syntec-Roboterbeinen lief, aus denen er von der Hüfte abwärts bestand. Niemand zweifelte daran, dass der Senator als Ullmans ordentlicher Nachfolger bestätigt werden würde. Das Amt des Präsidenten wurde vom Bund der Vernunft verliehen, jener Organisation, die das illyrische Territorium gekauft und die Umsiedlung von Flüchtlingen in diese neu geschaffene Heimat organisiert hatte, und Senator Kung war seit einigen Jahren Vorsitzender des leitenden Rats des Bundes.
    Kungs erster Staatsakt war die Gründung einer neuen Polizeitruppe, der Behörde für Ordnung und Objektivität, die bald als »Doppel-O« bekannt und gefürchtet werden sollte. Ihre Aufgabe bestand darin, alle umstürzlerischen Aktivitäten verstärkt im Auge zu behalten und sämtliche Quellen der Irrationalität auszumerzen, die eine Gefahr für die Autorität des Wissenschaftlerstaats darstellen konnten.
    In seiner ersten Ansprache als Präsident sprach Kung von umstürzlerischen Elementen innerhalb der illyrischen Bevölkerung selbst – von Kindern von Flüchtlingen, die das Leid ihrer Eltern vergessen wollten und es für richtig hielten, »mit dem verführerischen Tand der Religion herumzuspielen, mit ihren falschen Versprechungen und falschen, beruhigenden Gewissheiten«. Diese Elemente würde man nicht nachsichtiger behandeln als die Umstürzler unter den Gastarbeitern, warnte er. Auch sie ließen sich notfalls in die Länder abschieben, aus denen ihre Eltern geflohen waren.
    Nun glaubte zwar kein Angehöriger der Holistischen Liga an derart abgeschmacktes Zeug wie die Heilige Dreifaltigkeit, die Unfehlbarkeit des Propheten Mohammed, die jungfräuliche Empfängnis oder daran, dass irgendein altes Buch die letzten Wahrheiten über das Universum enthielt. Und vielleicht hatte Kung genau so etwas im Kopf, wenn er von »Tand« sprach. Aber die Liga beschäftigte sich sehr wohl mit dem Gedanken, dass Illyrien zu weit gegangen war, dass es im Kampf gegen die Reaktion überreagiert hatte, dass es das Kind mit dem Bade ausgeschüttet hatte.
    »Ihr könnt euch darauf verlassen, dass Leute wie wir ins Visier dieser neuen Geheimpolizei geraten werden!«, warnte Da Vera uns.
    Alle waren seiner Meinung. Es war viel von »Angst« und »Empörung« die Rede und davon, dass wir »mit dem Rücken zur Wand« stehen würden. Dabei hatte ich allerdings den Eindruck, dass die meisten Anwesenden sich eigentlich sehr wohl mit diesem Zustand fühlten, dass sie diese neue spannende Aufregung genossen und dass sie nicht mehr darin sahen.
    Nach dem Treffen gingen alle zusammen wie immer runter ins New Orleans, um etwas zu trinken. Marija, die sich mit einem Arm bereits bei Da Vera eingehakt hatte, nahm meine Hand, als ich mich gerade davonschleichen wollte.
    »Du stiehlst dich immer so davon, George! Warum kommst du nicht ausnahmsweise mal mit? Es wäre schön, dich besser

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