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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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Sendung über einen Mann, der seit einem Autounfall querschnittsgelähmt war. Sie haben ihn an den SenSpace angeschlossen, damit er dort leben und sich bewegen kann, wenn ihm das schon draußen nicht möglich ist. Manchen aus der Sendung hat er leidgetan, aber ich dachte, warum? Was könnte schöner sein, als Tag und Nacht im SenSpace zu verbringen? Wenn man sich draußen umschauen will, kann man sich ja immer noch einen Mietkörper wie diesen hier nehmen.«
    »Ja, aber du bist nicht dieser Mann. Du kannst deine Arme und Beine noch bewegen. Ich meine nur, wenn du dich im SenSpace versteckst, könntest du genauso gut gleich tot sein!«
    Der gutaussehende Mietkörper schaute mich an. Anscheinend gab es Ruth mehr Mut, durch ihn hindurch sprechen zu können – so wie manche Leute mutiger sind, wenn sie eine Sonnenbrille oder eine Maske tragen.
    »Ich könnte genauso gut tot sein«, sagte sie ganz ruhig. »Da hast du völlig recht. Und weißt du, was das Einzige ist, was mich davor bewahrt?«
    Einen Moment lang dachte ich, sie würde »du« sagen, aber es gab keinen Grund, darüber in erwartungsvolle Aufregung zu geraten.
    »Ich will nicht klingen, als wäre ich religiös«, sagte sie. »Ich rede nicht von Himmel und Hölle oder so was. Aber manchmal frage ich mich schon: Woher wissen wir, was der Tod ist? Was, wenn er nicht das Ende ist? Was, wenn sich herausstellt, dass das Leben die eine Sache ist, die immer weitergeht und einfach kein Ende nimmt – egal, wie sehr man es sich wünscht?«
    Einen kurzen Moment lang hatte ich das grässliche Bild eines einsamen Wesens im Zentrum des Universums vor Augen, ein einsames Wesen, das nicht sterben konnte und das dazu verurteilt war, auf ewig für sich allein zu existieren.
    »Warum nimmst du dir nicht den Nachmittag frei, George?«, fragte sie in einem völlig anderen Tonfall. »Ich dachte mir, dass wir vielleicht nach Agios Konstantinos könnten. Ich meine, wirklich dorthin. Ich habe keine Angst vor dem Reisen, wenn ich mit einem Mietkörper unterwegs bin!«
    »Nein, tut mir leid. Zu viel zu tun«, antwortete ich knapp.

    Tatsächlich besuchte ich Agios Konstantinos später noch einmal – und zwar mit Ruth in einem Mietkörper. Doch zuvor sollte noch eine Menge passieren.

Kapitel 22
    M ehrere Monate nach dem Abend im New Orleans traf ich Marija auf der Straße, kurz hinter der Darwin-Straße. Ich hatte ein bisschen Arbeit im Büro einer kleinen Lederimportfirma erledigt und war auf dem Weg zu Lucy. Das war am 22. Januar. Ich weiß noch das genaue Datum, weil es der Tag war, an dem Präsident Kung sein Gesetz zu normativen Richtlinien erließ, in dem die »intellektuellen Kriterien« aufgelistet waren, anhand derer eine ganze Reihe Dinge entschieden wurden – von der Frage, ob ein Text legal publiziert werden durfte, bis zu der, ob jemand illyrischer Bürger werden konnte:
     
Man darf nicht davon ausgehen, dass eine Entität existiert, es sei denn, sie hat messbare Auswirkungen.
Keine Aussage darf als »wahr« behauptet werden, solange (a) diese Behauptung nicht auf einer sorgfältig durchgeführten und wiederholbaren wissenschaftlichen Prozedur basiert ODER (b) ihr »Wahrheitsgehalt« sich im Prinzip durch eine solche Prozedur überprüfen lässt.
    Und so weiter.
    »Hallo, George! Wie geht es dir? Das ist ja ewig her, dass wir uns gesehen haben.«
    Ich hatte schon vor einer Weile aufgehört, zu den Treffen der Holistischen Liga zu gehen. Überhaupt unternahm ich kaum noch etwas, außer fünfzehn Stunden am Tag zu arbeiten, zu schlafen und Lucy aufzusuchen, die ich nun drei- oder viermal die Woche sah.
    »Ich … ich habe beschlossen, nicht weiter an den Treffen teilzunehmen.«
    Sie nickte. »Ja, klar. Ist schon in Ordnung …«
    »Nein!«, platzte ich heraus. »Nicht, weil ich Angst hatte. Der Grund war nicht, dass ich Angst vor der Doppel-O hatte oder so.«
    Sie wirkte überrascht. »Ich weiß. Wieso denkst du, dass ich das gemeint hätte? Du kommst mir nicht vor wie jemand, der sich von so etwas abschrecken lässt. So kommst du mir überhaupt nicht vor.«
    Das verblüffte mich völlig.
    »War dir ein bisschen viel Gequatsche, was?«, fragte Marija. »Ein bisschen zu aufgeblasen und selbstgefällig das alles, oder?« Sie nickte. »Ich hatte das Gefühl, dass es das war, was du bei diesem Kneipenabend über uns gedacht hast. Man hat gemerkt, wie sehr dir das zuwider war. Tja, ich muss zugeben, dass es mir inzwischen genauso geht.«
    Ein Polizeiroboter passierte

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