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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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Das erzähl mir mal einer!«

    Auch Leta freute sich über meine Anwesenheit. Alles an mir faszinierte sie, und was als freundliche Neckerei begann, verwandelte sich bald in bedeutungsvolle Blicke, zufällige Berührungen und kleine Leckerbissen, die sie in der Küche für mich an die Seite stellte, wenn ich vorbeikam.
    Zhavkov schien nichts dagegen zu haben. Er stieß mir verschwörerisch den Ellbogen in die Seite, wenn wir zusammen draußen auf dem Feld waren.
    »Anscheinend hast du einen guten Eindruck bei meiner Leta hinterlassen«, sagte er dann immer. »Sie sieht gar nicht übel aus, was? Ich kann dir sagen, dass sie zu ihren besseren Zeiten den einen oder anderen jungen Liebhaber abgewiesen hat.«
    Das stimmte. Sie war mollig und fröhlich und auf ihre Art schön. Und sie hatte ein freundliches Gemüt, obwohl sie ebenso schwer von Begriff und ungebildet war wie ihr Vater. Zu Anfang freute mich ihr Interesse an mir, und ich ließ mir ihre Schäkereien gerne gefallen.
    Eines Tages, als wir allein im Haus waren, zettelte sie eine spielerische Rauferei mit mir um einen Kuchen an, die damit endete, dass sie in meinen Armen lag. Wir küssten uns. Wir waren erregt. Unser Lachen wurde atemlos.
    Dann nahm Leta mich bei der Hand und führte mich in ihr winziges Zimmer hoch. Sie knöpfte sich das Kleid auf. Ihre großen, weichen Brüste kamen zum Vorschein. Und dann lächelte sie freundlich, als sie mich zögern sah. Sie nahm meine Hände und legte sie auf ihre großen, dunklen Brustwarzen.
    Völlig unvermittelt und entsetzlich lebensecht trat ein Bild von Lucy vor mein inneres Auge, wie sie sich die Brüste abriss und dadurch das tote Plastikgehäuse darunter bloßlegte, mit den Plastikschläuchen, aus denen gelbliche Flüssigkeiten quollen …
    Abrupt riss ich mich von Leta los. Ihr Lächeln wich einem Ausdruck der Bestürzung. Ich murmelte Entschuldigungen und ging auf den Heuboden, um meine wenigen Besitztümer zu packen.

Kapitel 61
    E in paar Wochen später stieg ich in einem Bergdorf in Montenegro aus einem klapprigen alten Bus aus. Angeblich war auch dies ein Eiland des Friedens. Der Bus fuhr hier nur einmal die Woche lang und war schnell von Dörflern umgeben, die Waren abluden, heimkehrende Reisende begrüßten oder ihrerseits einstiegen. Ich war erhitzt und müde, und als mein Blick auf ein Betonbecken in einem Apfelhain fiel, ging ich dorthin, streifte meine kaputten alten Schuhe ab und stieg ins kühle grünliche Nass.
    Nach dem ersten Schock war die Kälte hinreißend, und ich lehnte mich zurück und nahm sie in mich auf. Ich konnte noch immer die Dörfler an der Straße beim Bus reden und rufen hören, aber das friedvolle, verträumte Lied einer einzelnen Feldlerche, die direkt über mir vor sich hin trällerte, kam mir wichtiger vor als alles Reden und Rufen der Welt.
    »Schau einer an«, sagte ich zu mir selbst, als ich mich aus dem Becken hochzog und mich ins schattige Gras unter einen Baum setzte. »Ich habe meine Berufung gefunden. Ich bin Landstreicher geworden.«
    Ich lachte leise, eine schmutzige, unrasierte, stinkende Gestalt in zerlumpten Kleidern. Dann schloss ich die Augen. Bilder aus Epiros und Korfu traten vor mein inneres Auge, aus Albanien und Mazedonien, aus Illyrien und dem Peloponnes. Sie verschwammen und verschmolzen miteinander, als ich zu träumen begann.
    Ein Apfel fiel platschend ins Becken.
    Ich zuckte leicht zusammen, rollte mich dann herum und versuchte erneut, zur Ruhe zu kommen.
    Platsch! Ein weiterer Apfel landete im Wasser. Ich setzte mich auf, als mir klarwurde, dass kein Baum über dem Becken wuchs – was bedeutete, dass die Äpfel von jemandem hineingeworfen wurden.
    Eine junge, dunkelhaarige Frau aus dem Dorf stand ein paar Meter entfernt und beobachtete mich. Sie hielt einen weiteren Apfel wurfbereit in der Hand. Ich starrte sie dümmlich an. Sie lächelte.
    »George Simling!«, sagte sie in perfektem Illyrisch mit ganz leichtem australischen Akzent. »Was um alles in der Welt machst du hier?«
    Es war Marija.
    Sie lachte herzlich. »Keine Bange, George, du siehst keine Gespenster. Ich wohne jetzt hier bei meinem Onkel Tomo. Na ja, genau genommen ist er eigentlich der Vetter meiner Mutter, aber ich nenne ihn Onkel. In Illyria City bin ich in ein paar Sachen hineingeraten, aus denen man nicht so leicht wieder rauskommt …«
    »Meinst du vielleicht die AMG? Ich auch.«
    »Ja. Tut mir leid. Du bist da wegen mir gelandet, nicht wahr?«
    Ich zuckte mit den Schultern.

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