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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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anders, und es gibt schreckliches Blutvergießen. Nicht weit im Westen ist es sogar noch schlimmer: Dort gibt es nicht nur Katholiken, Orthodoxe und Muslime, sondern auch Bogomilen, protestantische Sekten, die Anhänger neuer Propheten und heiliger Männer und sogar Leute, die zum slawischen Heidentum zurückgekehrt sind … und alle gehen sie einander an die Kehle, alle werfen sie einander vor, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Wusstet ihr, dass es sogar Gerüchte über etwas an der Küste gibt, das sich der Maschinen-Messias nennt?«
    »Ja, Onkel«, rief Marija, »aber vergiss nicht, dass es vor der Reaktion eine Menge Länder auf der Erde gab, in denen die Menschen an verschiedene Dinge geglaubt haben und gut miteinander ausgekommen sind.«
    »Es hatte den Anschein, dass sie gut miteinander ausgekommen sind. Doch in Wirklichkeit drängte die wissenschaftliche Weltsicht mit ihren offenkundigen Wundertaten die anderen Standpunkte zurück. Ich will das, was teilweise geschehen ist, nicht entschuldigen. Ich weiß, dass deine Eltern viel Leid erdulden mussten und die von George wahrscheinlich auch. Aber die Reaktion ist teilweise aus der sehr realen Angst davor erwachsen, dass der Welt etwas Kostbares verlorengeht.«
    Als Onkel Tomo sah, dass unsere Gläser leer waren, reichte er die Weinflasche herum.
    »So, wie ich es verstehe«, fügte er hinzu, »entscheidet ihr aus der Stadt über den Wahrheitsgehalt einer Aussage anhand der Frage, welchen Nutzen dieser Wahrheitsgehalt hat. Das ist doch die wissenschaftliche Methode, oder? Ist es uns von Nutzen zu sagen, dass die Erde sich um die Sonne dreht? Ja, das ist es, weil dadurch eine ganze Menge anderes plötzlich Sinn ergibt. Und ja, diese Art, etwas auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen, ist durchaus vernünftig. Aber sollte man diese Prüfung anhand der Nützlichkeit nicht auf ganze Denksysteme anwenden anstatt nur auf Einzelaussagen? Was ist nützlicher: die wissenschaftliche Weltsicht mit all ihren technischen Wunderwerken oder die religiöse Weltsicht, die ein Gefühl von Sinn und Zugehörigkeit vermittelt? Es wäre schön, beides haben zu können, aber was, wenn das nicht möglich ist? Was sollten wir dann behalten? Die Frage lässt sich nicht so leicht beantworten, nicht wahr? Im Namen der Religion werden zweifellos schreckliche Taten verübt, aber es war nicht die Religion, sondern die Wissenschaft, die die Welt an den Rand der Vernichtung getrieben hat.«
    Mit großer Geste gab er seine Frage an uns weiter.
    Marija drehte sich lachend zu mir um. »Mein Onkel kann gut diskutieren, nicht wahr? Wie siehst du das?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte ich nur mit halbem Ohr zugehört. Meine Gedanken waren in eine ganz andere Richtung abgedriftet.
    »Dieser Maschinen-Messias «, sagte ich. »Was weißt du über ihn?«
    »Nicht viel mehr, als ich erzählt habe«, antwortete Tomo und wirkte ein wenig geknickt, dass seine sorgfältig ausgearbeitete Argumentation ins Leere gelaufen war. »Ich habe gehört, dass er in Neum predigt. Angeblich ist er ein Roboter, aber wahrscheinlich handelt es sich eher um einen verkleideten Menschen. Im Kosovo gab es kürzlich jemanden, der behauptet hat, ihm wären Engelsflügel gewachsen – bis jemand schließlich nah genug herangekommen ist, um sie ihm abzureißen.«
    »Ich habe gehört, dass manchmal Roboter aus der Stadt davonlaufen«, bemerkte Tante Nada.
    »Ja«, gab ich aufgewühlt zurück, »und dann fangen und kreuzigen eure Glaubensgenossen sie, spießen sie auf und verbrennen sie …«
    Überrascht über meinen plötzlichen Ausbruch, starrten die anderen mich an.

Kapitel 63
    E r war wunderschön, der Maschinen-Messias: ein feingliedriges, silbernes Wesen mit einem traurigen, klugen Gesicht. Er saß im warmen Schatten eines blühenden Kirschbaums, seine rechte Hand ruhte auf einer Katze mit Schildpattmuster, seine Linke auf einem alten, grauen Hund. Dicke Honigbienen flogen summend über seinem Kopf von Blüte zu Blüte.
    Ich näherte mich ihm furchtsam, voll Angst vor dem Moment, in dem ich dem ruhigen Blick seiner silbernen Augen begegnen musste. Doch als er aufschaute, hieß seine Miene mich willkommen. Er hob die große, silberne Hand von der Katze und streckte sie mir zum freundschaftlichen Gruß entgegen.
    Langsam und widerwillig griff ich nach seiner Hand.
    »Ich wollte …«, setzte ich an. »Ich dachte …«

    Dann erwachte ich. Es war mitten in der Nacht. Von nebenan hörte ich das laute,

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