MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
einem grimmigen Unterton, als würde sie einen Befehl aussprechen und keine Bitte. Daraufhin legte sie den Kopf in den Nacken und sah ihn mit traurigen, seelenvollen Augen an. »Ich vermisse meine Schwestern. Ich habe niemanden.«
»Deine Schwestern? Du meinst die …« D_Light wollte schon sagen »anderen Zelterinnen«, sagte jedoch stattdessen: »Die anderen im Reservat?«
Sie nickte langsam und sagte dann, unterbrochen von Schluchzern: »Ich hatte Todget, und er war gut, und wir … wir sind gut miteinander ausgekommen, waren sogar manchmal glücklich, aber ich habe sie verlassen. Wir haben alle zurückgelassen.«
D_Light wusste nicht so genau, wovon sie sprach, aber er spürte das Bedürfnis, sie zu trösten. »Ich kümmere mich darum. Du weißt«, sagte D_Light, umfasste ihr weiches Gesicht mit beiden Händen und blickte ihr in die schimmernden Augen, »Djoser und Lyra sind mächtige Spieler. Ich rede mit ihnen, und vielleicht können sie helfen. Vielleicht können sie dir helfen, wenn das alles vorüber ist.«
Sie schüttelte den Kopf und schniefte. »Ich bezweifle, dass sie mir helfen werden. Hast du nicht bemerkt, wie sie mich da hinten angesehen haben?«
»Was meinst du damit? Lyra war wütend! Sie war …«
»Ja, sie war wütend darüber, dass ich
gemacht
bin, was jedoch nicht bedeutet, dass sie mir helfen möchte«, sagte Lily. »Ich spreche sowieso nicht von ihr. Ich spreche von den anderen.«
»Djoser? Er war bloß überrascht. Ich meine, das waren wir alle. Er wird zu schätzen wissen, was du für das Team getan hast, wie du uns bei der Flucht geholfen hast.«
»Ich komme mir einfach falsch vor. Ich wünschte, ich könnte jemand sein wie du, aber das ist unmöglich. Ich …« Sie brach ab und schluchzte.»Ich sollte gehen. Ich sollte gehen, glaube ich.«
»Du kannst nicht immer wieder davonlaufen.«
Lily lächelte traurig. »Ich bin zum Laufen geschaffen.«
D_Light umarmte sie fest, drückte ihr die Lippen ans Ohr und flüsterte: »Sieh jetzt nicht hin, aber ein Eichhörnchen spioniert uns aus.«
»Oh, du meine Güte, das ist einer dieser Roboter«, flüsterte sie. »Wie peinlich, so dummes Zeug zu reden, wenn dieses dumme Ding mich beobachtet.« Obwohl sie offensichtlich erschrocken war, lachte sie. D_Light war froh, sie lachen zu hören.
»Ich sollte zurückgehen«, sagte er. »Zum Essen zurückgehen. Obwohl, lauf nicht weg. Kann ich später zu dir kommen?«
Lily gab Antwort durch ein vieldeutiges Achselzucken. Während D_Light davonging, blickte er immer wieder über die Schulter zurück. Halb erwartete er, sie jeden Augenblick davonrennen zu sehen, aber sie stand bloß da und begegnete dem starren Blick des Eichhörnchens, das auf dem dicken Ast eines getüpfelten Baums hockte.
Obwohl es eine Ausrede gewesen war, um Lily zu suchen, musste D_Light tatsächlich urinieren, und auf seinem Rückweg fand er ein abgeschlossenes Dickicht, in dem er sich erleichtern konnte. Wie er so auf den Harnstrahl hinabsah, fragte er sich halb, warum er sich mit dem Mädchen abgab – warum er zum Beispiel das Verlangen spürte, sie zu trösten, wenn sie weinte, was allmählich ganz normal wurde. Sie hatte keine Beziehung zu ihm. Sie war nicht mal im Spiel. Und jetzt erfuhr er, dass sie nicht einmal menschlich war! Aber diese Gedanken wurden aus seinem Kopf geschwemmt, als ihr Duft, ihre Stimme, ihr Gesicht und ihr Körper in seine Erinnerung zurückkehrten. Er holte tief Luft und stieß ein leises, sanftes Stöhnen aus.
Herr, deine biochemische Signatur und Gedankenmuster erinnern am ehesten an die Muster, die du während vergangener früher Stadien der Werbung gezeigt hast. Beispiele verfügbar auf Anfrage
.
Ja, auf Smorgeous war stets Verlass, dass er auf das Offensichtliche hinwies. D_Light wusste, er hatte etwas für das Mädchen übrig, oderfür das Produkt, wie sich herausgestellt hatte. Nachdem Smorgeous seinen Verdacht bestätigt hatte, schlug er Alternativen zu dem vor, was der Computer «unproduktives Verweilen« nannte, darunter Testosteron-Inhibitoren, oder, da sein Herr im Augenblick die Abgeschiedenheit in der Hecke genoss, eine Sammlung erotischen Materials.
D_Light verweigerte beide Optionen, erstere, weil er nicht wollte, dass mit seinem Testosteron herumgemacht wurde, und letztere, weil er
dafür
keine Zeit hatte; er musste zum Essen zurück.
KAPITEL 28
»Du musst dir um deine Teamgefährtin keine Sorgen machen«, sagte der Doktor zu D_Light, als er zum Esstisch zurückgeschlendert
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