MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
insbesondere auf dem Gebiet des göttlichen Gesetzes, das ich praktizierte, habe ich mir mein ganzes Leben lang Feinde gemacht. Viele davon hätten viel eingesetzt, um zuzusehen, wie ich bis zum Tod kämpfte. Wie Sie wahrscheinlich wissen, erhalten Teilnehmer in den Gruben einen Anteil an den Wetten. Sie haben recht, ich hätte nicht lange überlebt, aber vielleicht lang
genug
. Ich hoffte, einen großen Teil meiner Punkte an meine beiden Kinder vererben zu können.«
»Kinder?«, rief Lyra mit einem Lächeln aus. »Sie haben Biokinder? Wie süß! Ja, ich möchte schon eines Tages ein kleines Mädchen haben. Was ist mit dir, Dee?« Sie betrachtete ihn mit schweren Lidern.
Im gleichen Moment erhielt D_Light eine rohe Blinkanfrage von Lyra. Ein roher Blink war ein direkter Link zwischen zwei oder mehr Gehirnen. Er unterschied sich von einem normalen Blink, der bloß aus gefilterter und polierter Kommunikation bestand; rohe Blinks ließen alles durch. Rohe Blinks waren selten zwischen Spielern, außer zwischen jenen, die einander wahrhaft vertrauten. Sie waren oft für Liebendereserviert und fanden gewiss nicht statt zwischen Spielern verschiedener Level wie Lyra und D_Light.
D_Light erteilte die Erlaubnis, und sein Kopf wurde plötzlich überschwemmt von Bildern einander umschlingender Haut, von Haar und sehnigen Gliedmaßen, von pochenden Herzen. Er war mit Lyra im Bett, im Gras, sogar auf dem Tisch vor ihnen.
Ihre Augen bohrten sich in die seinen, sie biss sich auf die Lippen, und ein dünner Faden Blut lief herab. D_Light wusste nicht genau, ob er dies tatsächlich sah oder ob es bloß aus ihrem Kopf stammte. Nichts davon war angemessen, aber D_Light stampfte seine Vorbehalte in den Boden, da er fürchtete, sie ihr zu senden. Sie überreichte ihm ein Geschenk, entblößte ihre Seele. Er würde sich nicht mit Formalitäten erkenntlich zeigen. Stattdessen schloss er sich ihrer Fantasie an, angefangen von langsamen, methodischen Küssen und zärtlichen Fingern, die ihr durchs Haar fuhren. Aber sie wand sich über ihm, begrapschte ihn.
Ohne etwas von dem stillen Austausch zwischen seinem Publikum zu wissen, fuhr der Priester fort: »Bla, bla … Dr. Monsa ist legendär … bla, bla … Früchte von Bäumen … bla, bla …«
Du und ich, wir sind gleich; jeder für sich sind wir Gewinner, aber gemeinsam könnten wir göttlich sein. Schenke mir deine Liebe, und wir werden unsere Stärke teilen
. Lyras Worte stürzten in sein Bewusstsein hinab. Die beiden gingen Händchen haltend durch den Garten, einen Garten wie derjenige, in dem sie sich aufhielten, nur dass die Pflanzen und Steine verschwommene Schatten mit sanften, wellenförmig darüber laufenden Farben waren.
Das Merkwürdige an einem rohen Blink ist, dass die Teilnehmer Einfluss auf die Gedanken des anderen nehmen. Einer denkt vielleicht an einen Apfel, und der andere macht aus diesem Apfel einen Pfirsich, weil er diesen bevorzugt. Dann nimmt der erste Teilnehmer vielleicht einen Bissen von dem Pfirsich, findet ihn jedoch knackig statt weich, und der Kreislauf setzt sich auf solche Weise fort. Ein geteilter Bewusstseinsstrom. In diesem Fall war es ein geteilter Tagtraum. D_Light hattezuvor schon viele Male rohe Blinks eingesetzt, um mit anderen Mitspielern ein Brainstorming durchzuführen, aber das war immer im Dienst eines Malocherspiels geschehen. Dieser Austausch, den er jetzt erlebte, war weniger diszipliniert. Es war wie ein erotischer, psychischer Sturm.
Der gegenseitige Tagtraum erneuerte sich, und sie waren jetzt Händchen haltend im Garten. D_Light wusste nicht genau, wessen Fantasie das war. Da stand eine Steinbank, umhüllt von schlankem, blühendem Efeu.
»Bla, bla … helfe ich ihm, hilft er mir … bla, bla … symbiotische Beziehungen sind die reinsten … bla, bla«, fuhr der Priester fort.
D_Light saß auf der Gartenbank, Lyra breitbeinig auf ihm. Sie trug ein Kleid, das bis zum Boden reichte, und obwohl er ihre starken und wunderbaren Beine spürte, wie sie ihn umschlangen und festhielten, konnte er sie unter dem Seidenstoff nicht erkennen. Sie atmete schwer, und D_Light war nicht sicher, ob dies von der verkörperten Lyra kam, die im rohen Blink auf ihm saß, oder der echten neben ihm. In ihrem Traum waren ihre Lippen auf Höhe seiner Stirn. Sie küsste ihn dort und auf die Augenlider. Das Kleid war tief ausgeschnitten, zeigte die Ansätze ihrer Brüste und …
Smorgeous drängte sich in seine Gedanken.
Herr, da kommt ein Blink von
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