MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
existierten, also war D_Light darum bemüht, sich selbst zu erinnern, und bewahrte dann die rekonstruierten Gefühle und Visionen so gut auf wie er konnte.
Diese Träume waren intim, jedoch nicht so richtig sexuell. Obwohl er jede Nacht neben Lily schlief, versuchte er niemals, sich ihr sexuell zu nähern, weder im echten Leben noch in seinen Träumen – was nicht auf einem mangelnden Verlangen auf D_Lights Seite beruhte. Lily war unglaublich! Und sie war sehr leidenschaftlich. In der Tat genoss sie es, seinen Leib, seine Arme, seine Wangen, seine Hände zu streicheln; manchmal küsste sie ihn sogar sanft. Die beiden genossen das Beisammensein, das Reden und das Schlafen, wenn sie ihre Leiber eng aneinanderdrückten.
D_Light bezweifelte, dass Lily von sich aus jemals Sex mit ihm oder einem anderen initiieren würde. Den Merkmalen der Zelterinnen zufolge war ihre Art nicht für einverständlichen Sex konzipiert, und daher war kein sexueller Drang erforderlich.
Trotzdem wollte D_Light sie eines Tages irgendwie verführen (vorausgesetzt, dass das überhaupt möglich war), nicht nur, weil er sie wollte, sondern weil der Verlust ihrer Jungfräulichkeit sie für ihren schrecklichen Zweck nutzlos machen würde. Schließlich war sie zum einmaligen Gebrauch bestimmt. Für den Augenblick jedoch wollte er keinerlei Anforderungen an sie stellen, abgesehen von ihrer Gesellschaft.
Irgendwann
, dachte er. Daraufhin stellte er sich sie beide auf seinem Segelboot vor, irgendwo in einer abgeschiedenen Bucht vor Anker liegend, und die Wellen schaukelten sie sanft, während sie in der gemütlichen Bugkoje lagen. Sie wären in Sicherheit, entspannt und glücklich. Irgendetwas würde sich in ihr regen, etwas Ursprüngliches, das ihre Designer übersehen hatten. Es wäre wunderschön, perfekt.
Jeden Abend, wenn die künstliche Sonne unterging, kamen die Teamgefährten wieder am großen Esstisch zusammen. Dr. Monsa aß jetzt mit ihnen und versammelte ein Gefolge seiner »Lämmer«. Wenn es ihm zu still am Tisch vorkam, warf der Doktor seinen Gästen scheinbar willkürlich Fragen zu, wie eine Art Familienspiel.
An diesem speziellen Abend war es für den Geschmack des Doktors viel zu still. »Was haltet ihr vom Krieg?«, rief er dem gesamten Tisch zu und erschreckte D_Light dadurch so sehr, dass er die Kontrolle über seine Gabel verlor und sie auf Lyras Schoß landete. »Inbegriff des Bösen oder natürliche menschliche Aktivität?«, dröhnte er. Dr. Monsa saugte etwas Wein zurück, der ihm von der unförmigen Unterlippe getröpfelt war, und blickte seine Zuhörerschaft in Erwartung einer Antwort an.
Der Priester war wild darauf, die erste Antwort vorzubringen. »Wie vom göttlichen Gesetz angedeutet, ist Krieg für eine Gesellschaft unerwünscht, kann jedoch nicht vollständig unterdrückt werden und ist daher unter kontrollierten Bedingungen gestattet.«
»Ja, Papa, die OverSoul verkauft Erlaubnisscheine für Krieg.
Offensichtlich
wird er stillschweigend geduldet.« Curious_Scourge sprach aufeiner Wange, da die andere mit einer Pampe von etwas Gebratenem vollgestopft war.
»Ja, aber wird er dadurch rechtens?«, fragte der Doktor.
Curious_Scourge schluckte. »Wenn zwei Familien einen Krieg miteinander führen wollen, wer sollte sie daran hindern?«
»Da wir als bewusste Wesen aufwachsen, ist uns freie Handlungsfähigkeit geschenkt«, zitierte der Priester.
»Freie Handlungsfähigkeit?«, höhnte Love_Monkey. »Wenn sich Familien auf dem Schlachtfeld begegnen, bezweifle ich ernsthaft, dass jeder, der dort wartet, auch dort sein möchte.«
»Du wählst deine Familie, und du kannst sie jederzeit verlassen«, gab Curious_Scourge zurück.
»Wer kann wählen? Nicht Produkte wie wir, Schwester!« Love_Monkey zeigte auf sich selbst. »Auf jeden Fall ist es ein schäbiger Handel. Ich bin froh, dass sich unser Haus nicht auf etwas Derartiges einlässt.«
»Au contraire, ich erwerbe oft Kriegserlaubnisscheine, um mit anderen Häusern zu
handeln«
, sagte der Doktor beiläufig, »aber meine Rivalen weichen immer zurück, und daher treffen wir uns nie richtig auf dem Feld.«
»Das kann ich ihnen nicht verdenken«, warf Djoser kichernd ein. »Eine Schar von diesen deinen Sonderern würde eine kleine Armee in Angst und Schrecken versetzen.«
»Die Sonderer?« Dr. Monsa hob die abgerissenen Brauen. »Oh, die dienen bloß dazu, schädliche Arten aus meinem Garten fernzuhalten. Sie würde ich nicht im Krieg einsetzen. Ich habe weitaus
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