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Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition)

Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Malzieu
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den Spiegel. Spieglein, Spieglein an der Wand … Ich weiß, dass ich nicht der Schönste im ganzen Land bin, aber ich habe Angst davor, mir selbst fremd zu werden. Verwandle ich mich wirklich in einen Vogel, oder drehe ich einfach nur durch? Ich fotografiere mich, um den Moment festzuhalten. Vielleicht auch, um mich zu beruhigen. Endorphina hat mir das Dreamoskop gegeben, weil es die Metamorphose beschleunigt, aber ich dokumentiere damit auch, wie die Zeit verstreicht. Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, dass ich tatsächlich eine Verwandlung durchmache. Es wird etwas dauern, bis ich Gefallen daran finde. Als es nur in meiner Fantasie geschah, war alles viel einfacher! Mein wahres Ich kommt zum Vorschein, und das macht mir Angst.
    Ich schleppe meinen federleichten Körper zurück zum Bett, lege ihn ab und hoffe, dass mein Herz bald aufhört, Schlagzeug zu spielen.
    Ein ganzes Bataillon halb verärgerter, halb besorgter Krankenschwestern kommt anmarschiert. Pauline betritt das Zimmer als Erste. Sie mustert mich und sieht dann weg. Ihre Kittelschwestern machen ein Gesicht, als wäre ich eine Totgeburt. Eine stößt einen überraschten Schrei aus, eine andere hört gleich ganz zu atmen auf. Sie versuchen krampfhaft, mich nicht anzustarren, aber ihre Blicke durchbohren mich. Ich kann nicht mehr aufhören zu zittern. Pauline tritt an mein Bett und gibt mir eine Spritze. Mittlerweile bedeckt dichter Flaum meine Haut, aber der Stich schmerzt unverändert. Die Rote Bete sitzt auf dem ausgeschalteten Fernseher und beobachtet meine Zuckungen. Die Krankenschwestern marschieren im Gleichschritt aus dem Zimmer.
    Miss Morphina bügelt meine Nerven, die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten. Meine Knochen sind weich wie Gummi, ich schwebe über dem Bett.
    »Würdest du auch vom Fliegen träumen, wenn du in der Schwerelosigkeit leben würdest?«
    »Wer spricht da?«
    »Ich bin der Berg, den du bezwingen musst, und der Geisterwald, den du durchqueren musst«, sagt die Rote Bete, die es sich wieder auf dem Fernseher bequem gemacht hat.
    Mit den großen Schlitzaugen, der platten Nase und dem breiten Mund ähnelt sie Jabba aus Star Wars . Mit dumpfer Stimme grollt sie:
    »Wirfst du beim Kegeln gern alle neune? Genießt du die Macht, wenn alles in die Luft fliegt? Ich fliege schneller, höher und weiter als deine albernen Piepmätze. Und weißt du auch, warum? Weil ich mich nicht von Gefühlen aufhalten lasse. Ich liebe nicht, ich hasse nicht, bin weder eigennützig noch rachsüchtig. Ihr Menschen seid für mich nichts als Kegel, die ich nach Belieben aus der Bahn räumen kann. Und soll ich dir mal was verraten? Es ist das aufregendste Spiel, das es gibt. «
    »Du hast mir gar nichts zu sagen!«
    »Von wegen. Ich hause schon eine ganze Weile in deinem Bauch. Du wolltest, dass ich komme. Mit deinen lächerlichen Stunts hast du deinen Körper ruiniert. Ich mag Leute wie dich, die vom Leben schon vorgekaut sind. Euch kann man einfach so vor dem Fernseher vernaschen. Ich musste nur warten, bis du reif warst und dich dann pflücken. Du hast immer nur auf dein Herz gehört, und irgendwann warst du mit den Nerven am Ende. Die innere Anspannung, die du früher vielleicht noch in Kraft verwandeln konntest, richtet sich jetzt gegen dich. Sie hat den metallischen Geruch von Blut, das sich nach einer Haiattacke mit dem Meerwasser vermischt.«
    Die Rote Bete kommt näher und fährt mir mit dreckverkrusteten Fingernägeln durchs Haar.
    »Du hast jetzt genau die richtige Konsistenz: al dente .«
    »Ich habe einen Fluchtplan. Mich kriegst du nicht.«
    »Ach ja? Ich bin gespannt auf deinen letzten Auftritt. Woran willst du diesmal scheitern? Wenn mir danach ist, könnte ich dir jederzeit den Magen zerfetzen.«
    Dann leiert sie mit gruseliger Kinderstimme:
    »Deine Lungen füllen sich mit Blut, du erstickst in Morphinas Armen, und ich muss keinen Finger rühren.«
    Im nächsten Moment wieder das dumpfe Grollen:
    »Denkst du wirklich, dein Turteltäubchen kann dich retten? Du tust mir leid. Die Ärzte wissen gar nichts. Daher versuchen sie dir einzureden, du müsstest nur fest daran glauben, dass du mich besiegen kannst. Psychosomatik, so ein Unsinn! Und wenn ich meine Opfer aus Faulheit oder Langeweile entkommen lasse, nennen sie das ein Wunder.«

allo, Tom! Wie geht es dir heute?«, fragt meine Ärztin mit einem Lächeln.
    »Ist … ist sie weg?«
    »Wer?«
    »Die Rote Bete.«
    »Ich sehe weit und breit keine Rote Bete und auch sonst

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