Meteor
habe mich darüber hinweggesetzt, aber es war politischer Selbstmord.«
»Bis heute.«
»Genau. Wir haben uns heute Vormittag schon darüber unterhalten, dass politischen Zynikern der Zeitpunkt verdächtig vorkommen muss, und derzeit gibt es keine größeren Zyniker als meine Mitarbeiter. Deshalb liegt mir daran, dass die Information, wenn meine Leute zum ersten Mal damit konfrontiert werden, aus dem Munde…«
»Wie? Sie haben Ihre Mitarbeiter noch nicht über den Meteoriten unterrichtet?«
»Nur einige meiner wichtigsten Berater. Die Geheimhaltung dieser Entdeckung hatte oberste Priorität.«
Rachel konnte es nicht fassen. Kein Wunder, dass rings um ihn alles meutert.
»Aber das ist nicht mein Arbeitsgebiet. Man kann einen Meteoriten schwerlich als geheimdienstliches Vorkommnis betrachten.«
»Gewiss nicht im herkömmlichen Sinn. Aber sämtliche Elemente Ihrer üblichen Arbeit Hegen hier durchaus vor – komplexe Daten, aus denen das Wesentliche herausgefiltert werden muss, weitreichende politische Streuwirkungen…«
»Sir, ich bin keine Spezialistin für Meteoriten. Wäre es nicht besser, Ihren Stab vom NASA-Direktor unterrichten zu lassen?«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein! Ekstrom gilt im ganzen Haus als der Buhmann schlechthin, als ein Klinkenputzer, der mir ein ums andere Mal fadenscheiniges Gelumpe angedreht hat.«
Rachel musste ihm Recht geben. »Wie steht es mit Corky Marlinson? Als Koryphäe auf dem Gebiet der Astrophysik ist er weitaus kompetenter als ich.«
»Rachel, meine Mitarbeiter sind Politiker und keine Wissenschaftler. Sie haben Dr. Marlinson kennen gelernt. Ich halte ihn für einen ausgezeichneten Mann, aber wenn ich einen Astrophysiker auf meine von ihrer linken Gehirnhälfte dominierten Intellektuellen mit ihrem Schubladendenken loslasse, habe ich am Ende nur noch einen Haufen geblendete Karnickel im Scheinwerferlicht. Ich brauche jemanden, der sich verständlich ausdrücken kann, und das sind Sie, Rachel. Meine Mitarbeiter kennen Ihre Arbeit, und angesichts Ihres Familiennamens können sich meine Leute keine unvoreingenommenere Sprecherin wünschen.«
Rachel spürte, wie der umgängliche Stil des Präsidenten ihre Vorbehalte schwinden ließ. »Aber Sie geben immerhin zu, dass es nicht ohne Bedeutung für Ihre Bitte war, dass ich die Tochter ihres Gegenspielers bin.«
Der Präsident lachte ein wenig unbeholfen. »Natürlich hat es damit zu tun. Aber Sie müssen wissen, dass meine Mitarbeiter auf jeden Fall unterrichtet werden, egal, wie Sie sich entscheiden.
Rachel, Sie sind nicht der Kuchen, Sie sind lediglich der Zuckerguss. Sie sind nun mal die geeignetste Person für dieses Briefing und zufällig auch die Tochter des Mannes, der meine Leute nach der Wahl aus dem Weißen Haus werfen möchte. Ihre Glaubwürdigkeit ist auf doppelte Weise gesichert.«
»Sie hätten Vertreter werden sollen.«
»Ohne Scherz – das bin ich. Und Ihr Vater ebenso. Um ehrlich zu sein, ich würde jetzt gern zur Sache kommen.« Der Präsident nahm die Brille ab und schaute Rachel in die Augen. Sie spürte eine Macht von ihm ausgehen, die sie auch von ihrem Vater kannte. »Ich bitte Sie einerseits um einen Gefallen«, sagte er, »andererseits ist die Sache in meinen Augen ein Teil Ihrer Arbeit.
Also, wie lautet Ihre Antwort? Werden Sie die Unterrichtung meiner Mitarbeiter übernehmen, ja oder nein?«
Rachel kam sich in dem kleinen Kommunikationscontainer wie in einer Falle vor. Es geht doch nichts über einen geschickten Verkäufer.
Selbst in fünftausend Kilometer Entfernung spürte Rachel noch, wie Herneys Wille förmlich auf sie eindrang. Zudem war ihr klar, dass seine Bitte vollkommen in Ordnung war, ob es ihr gefiel oder nicht.
»Ich muss eine Bedingung stellen«, sagte Rachel.
Herney hob die Brauen. »Und welche?«
»Das Zusammentreffen mit Ihren Leuten findet vertraulich statt. Keine Medien. Ich mache eine vertrauliche Unterrichtung, keine öffentliche Erklärung.«
»Sie haben mein Wort. Das Treffen findet in einem privaten Rahmen statt.«
Rachel seufzte. »Also gut.«
Der Präsident strahlte. »Ausgezeichnet.«
Rachel schaute auf die Uhr. Zu ihrer Überraschung war es schon kurz nach vier. »Moment mal«, sagte sie, »wenn Sie um zwanzig Uhr live vor die Kameras wollen, haben wir ja gar keine Zeit mehr. Selbst mit dieser widerwärtigen Rakete, in der Sie mich hierher geschickt haben, könnte ich nicht in vier Stunden wieder im Weißen Haus sein. Außerdem muss ich mir
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