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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Spikes aufs Eis. Eine Eisstaubfahne gischtete hinter ihnen auf. Die Fahrt nahm kaum wahrnehmbar ab.
    »Jetzt!«, rief sie und hob die Füße. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ der Zug auf der Ballonleine unmerklich nach. Tolland griff nach dem Karabiner. Doch er hätte es genauso gut lassen können.
    »Noch einmal!«, brüllte er.
    Diesmal rammte auch Tolland die Füße aufs Eis. Die Bremswirkung war deutlich stärker.

    Auf Tollands Zeichen hörten sie gleichzeitig zu bremsen auf.
    Der Ballon zog sofort wieder an, während Tolland die Karabinerklinke aufdrückte. Es gelang ihm zwar nicht, den Karabiner auszuhaken, doch er war nahe daran. Mit ein bisschen mehr Entlastung müsste es klappen.
    Rachel nahm alle Kraft und Zuversicht zusammen und knallte die Spikes aufs Eis. Mit durchgedrücktem Rücken legte sie ihr ganzes Gewicht auf die Spikes. Tolland tat es ihr nach. Die Erschütterungen fuhren ihnen wie Schockwellen durch die angespannte Muskulatur. Rachel hatte das Gefühl, die Fersen würden ihr abgerissen.
    »Noch ein bisschen… noch ein bisschen!« Sie wurden langsamer. Tolland krümmte sich, drückte verbissen die Klinke auf, hebelte am Karabiner. Noch ein winziges Stück…
    Die Klettverschlüsse von Rachels Spikes gaben nach. Die Stahlspitzen flogen davon, purzelten über Corky hinweg und verschwanden in der Nacht. Der Ballon ruckte sofort wieder an und schleuderte Rachel und Tolland herum. Der Karabiner flog Tolland aus der Hand.
    Als wäre er wütend über das Bremsmanöver, zerrte der Ballon seine Last den Gletscher hinunter zum Meer. Der dreißig Meter tiefe Absturz ins Eismeer konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen, doch Rachel wusste, dass zuvor noch eine weitere Gefahr auf sie lauerte. Drei hohe Schneewälle standen im Weg.
    Die Aussicht, drei steile Wälle mit hohem Tempo hinauf- und wieder heruntergeschleudert zu werden, erfüllte Rachel mit Entsetzen, Schutzanzug hin oder her. Verzweifelt zermarterte sie ihr Hirn, wie sie von dem Ballon freikommen könnten. Dann hörte sie ein helles Scheppern von Leichtmetall auf Eis.

    Das Eisbeil!
    Das leichte Aluminiumwerkzeug trudelte an der Fangleine neben ihrem Bein. Rachel zog es heran, packte den Griff und begann, mit der Sägezahnschneide an dem dicken gestrafften Nylontrageseil zu säbeln, so gut es in ihrer unglücklichen Körperhaltung ging.
    »Ja!«, rief Tolland, griff nach seinem eigenen Beil und machte sich an der gleichen Stelle von der anderen Seite ans Werk.
    Wir schaffen es!, jubelte Rachel.
    Plötzlich fuhr die silbrige Mylarblase vor ihnen wie in einem Aufwind nach oben. Entsetzt sah Rachel einen weißen Wall auf sich zurasen. Ein fürchterlicher Schlag gegen ihre Seite raubte ihr den Atem und riss ihr das Beil aus der Hand. Zusammen mit Tolland wurde sie jäh in die Luft katapultiert. Tief unter ihnen erstreckte sich die erste Landebahn, doch die angespleißte Leine hielt und trug die hochgeschleuderten Leiber über den Trog hinweg. Einen Moment lang konnten sie sehen, was vor ihnen lag: Noch zwei Wälle, ein kurzes Plateau, und dann der Steilabfall ins Meer. Wie ein Kommentar zu Rachels Entsetzen gellte hinter ihnen Corkys Schrei, als auch er durch die Luft segelte.
    Mit einem Knall wie ein Schuss riss plötzlich die Ballonleine.
    Der ausgefranste Rest schnappte zurück und peitschte Rachel ins Gesicht. Sofort begann der Sturz, während die Ballonhülle aufs Meer hinausflatterte.
    In ihren Geschirren verfangen, stürzten Rachel und Tolland dem Boden entgegen. Sie flogen knapp über den Grat des zweiten Schneewalls hinweg und landeten auf der abschüssigen anderen Seite. Das Gefälle und die Schutzanzüge minderten den Aufprall. In einem Gewirr von Armen und Beinen schossen sie in einer Schneewolke die Böschung hinunter in den mittleren Eistrog. Instinktiv breitete Rachel Arme und Beine aus, um zu bremsen. Der letzte Wall raste auf sie zu. In Sekundenschnelle jagte sie mit Tolland den Schneehang hinauf. Wieder ein Moment der Schwerelosigkeit, als die Kimme des Walls unter ihnen hindurchfuhr. Rachel empfand lähmendes Entsetzen, als die Todesfahrt auf der anderen Seite hinunter und über die letzen fünfundzwanzig Meter des Milne-Eisschelfs begann.
    Rachel spürte Corkys Widerstand am Sicherheitsseil. Ihre Fahrt verringerte sich, jedoch zu wenig und zu spät. Das Ende des Gletschers jagte auf sie zu. Rachel stieß einen schrillen Schrei aus.
    Die Kante des Eisabbruchs war erreicht. Dann kam der Sturz.
54
    Die Hausverwaltung der

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