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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Vierteljahrhundert zuvor gemacht worden waren. Nach wie vor sah keiner von ihnen Homer direkt an.
    Überallhin blickten sie, an die Wand, in Zeitungen, beäugten einander heimlich, sei es schmeichelhaft oder neugierig, verächtlich oder teilnahmsvoll - nur den Alten übersahen sie, als wäre dieser ein Geist. Warum hatten sie sich hier versammelt? Worauf warteten sie? Es dauerte eine Weile, bis Homer sich wieder fing. Wo war der Brigadier? Welche Erklärung hatte er für das Unerklärliche? Warum hatte er noch nichts gesagt?
    Hunter war etwas weiter hinten stehengeblieben. Die Station mit den vielen Menschen interessierte ihn überhaupt nicht. Mit schwerem Blick starrte er in den Raum vor sich, als ob er auf eine Art Hindernis gestoßen sei. Wenige Schritte vor ihm schien etwas auf der Höhe seiner Augen in der Luft zu hängen. Homer näherte sich dem Brigadier, blickte vorsichtig unter dessen Visier und plötzlich schlug Hunter zu.
    Die geballte Faust durchpflügte die Luft, beschrieb eine merkwürdige Bahn von links nach rechts, als ob der Brigadier mit einer imaginären Klinge auf eine unsichtbare Gestalt einstechen wollte. Fast hätte er Homer dabei getroffen, doch der sprang zur Seite, und Hunter setzte seinen Kampf fort. Er schlug zu, wich zurück, verteidigte sich, schien jemanden mit stählernen Fingern festhalten zu wollen, ächzte im nächsten Augenblick selbst in einer Art Würgegriff, befreite sich und ging wieder zum Angriff über. Allmählich ließen seine Kräfte nach, und der unsichtbare Gegner schien die Oberhand zu gewinnen. Immer schwerer rappelte sich der Brigadier nach jedem dieser unhörbaren, aber vernichtenden Schläge auf, immer langsamer und unsicherer wurden seine Bewegungen.
    Der Alte hatte das Gefühl, dass er etwas Ähnliches bereits gesehen hatte, und zwar erst vor kurzem. Wo und wann? Und was zum Teufel war mit dem Brigadier los? Homer rief seinen Namen, doch er schien wie besessen zu sein und reagierte nicht einmal auf lautes Schreien. Die Leute auf dem Bahnsteig beachteten Hunter nicht; er existierte für sie genauso wenig wie sie für ihn. Dafür sorgten sie sich umso mehr um etwas anderes: Immer unruhiger blickten sie auf ihre Armbanduhren, blähten die Backen auf, unterhielten sich mit ihren Nachbarn und verglichen die Zeit mit den roten Ziffern der elektronischen Uhr über dem Tunneleingang.
    Homer kniff die Augen zusammen und folgte dem Blick der Leute. Die Stationsuhr zeigte die Zeit an, seit der letzte Zug abgefahren war. Doch die Anzeige war merkwürdig verlängert - sie war zehnstellig: acht Ziffern vor dem blinkenden Doppelpunkt und dann noch zwei für die Sekunden. Außen herum zählten kleine rote Punkte im Kreis die Sekunden ab, und nur die letzte Ziffer dieser unglaublich langen Zahl - es waren über zwölf Millionen - veränderte sich. Ein Schrei ertönte - ein Schluchzen. Homer wandte sich von der rätselhaften Uhr ab. Hunter lag reglos mit dem Gesicht nach unten auf den Gleisen.
    Homer lief zu ihm hin und drehte den schweren, leblosen Körper auf den Rücken. Nein, der Brigadier atmete, wenn auch unregelmäßig. Verletzungen waren keine zu sehen, obwohl seine Augen verdreht waren wie die eines Toten. Seine rechte Hand war noch immer geballt, und erst jetzt bemerkte Homer, dass Hunter in diesem merkwürdigen Duell nicht unbewaffnet gewesen war. Aus seiner Faust ragte der Griff eines schwarzen Messers.
    Homer versetzte dem Brigadier ein paar Ohrfeigen, worauf dieser wie ein Betrunkener zu stöhnen begann, mit den Augen blinzelte, sich mit dem Ellenbogen aufstützte und den Alten mit trübem Blick musterte. Dann sprang er mit einem Satz auf die Beine und klopfte sich ab.
    Das Traumbild hatte sich verflüchtigt: Die Menschen in den Mänteln und farbigen Jacken waren spurlos verschwunden, das gleißende Licht erloschen, und der Staub der Jahrzehnte hing wieder an den Wänden. Die Station war schwarz, leer und leblos - so, wie sie Homer von seinen früheren Expeditionen kannte.
    wie ihre Bewacher miteinander flüsterten und scharf einatmeten, wenn sie mit ihren Ersatzlederstiefeln über die Schwellen stolperten. Sascha war wütend -nicht so sehr auf den Musiker, sondern auf sich selbst. Dieser . ja was? Er hatte sich nur so verhalten, wie es von ihm zu erwarten gewesen war. Inzwischen war ihr eher das eigene Benehmen etwas peinlich -war sie nicht zu hart mit ihm umgegangen?
    An der Oktjabrskaja änderte sich der Wind plötzlich wie von selbst, und als Sascha die Station

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