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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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abliefern«, polterte der Wachmann. »Wegen Spionage für die Roten!« »Und ich dich wegen Trunkenheit im Dienst.« »Ach du . Du hast uns doch selbst. Na warte.«
    »Nein!Entschuldigen Sie bitte. Das ist ein Missverständnis«, mischte sich Sascha ein, packte den Musiker am Ärmel und zog ihn fort von Krücke, der schwer atmete. Fast gewaltsam zog sie Leonid zu den Gleisen, blickte auf die Stationsuhr und stöhnte auf. Über dem Essen und der Streiterei waren fast zwei Stunden vergangen - Hunter dagegen war sicherlich nicht eine Sekunde stehengeblieben. Der Musiker hinter ihr lachte betrunken los.
    Den ganzen Weg bis zum Park kultury über murrten die beiden Wachleute vernehmlich. Leonid hätte am liebsten dagegengehalten, doch Sascha wies ihn immer wieder zurecht und redete beschwörend auf ihn ein. Sein Rausch hielt noch an und beflügelte seinen Übermut und seine Frechheit; das Mädchenwand sich, um seinen zudringlichen Händen zu entkommen.
    »Gefalle ich dir denn gar nicht?«, sagte er gekränkt. »Ich bin nicht dein Typ, ja? Solche wie mich magst du nicht, du brauchst Muskeln und Na-a-arben. Warum bist du dann überhaupt mitgekommen?« »Weil du mir was versprochen hast!« Sie stieß ihn weg. »Nicht deswegen.« »Das alte Lied: ‚Ich bin nicht so eine!‘« Er seufzte. »Wenn ich gewusst hätte, dass du so eine Mimose bist.« »Wie kannst du nur? Dort sind noch immer Menschen am Leben. Sie werden alle sterben, wenn wir es nicht schaffen!«
    »Was soll ich denn tun? Ich krieg kaum meine Füße hoch. Weißt du, wie schwer die sind? Da, fühl mal.« Leonid versuchte im Gehen, die Füße über das Knie zu heben, was reichlich absurd aussah. »Und die Menschen dort sterben sowieso.
    Morgen oder in zehn Jahren. Genauso wie du und ich. Was soll's?« »Also hast du mich angelogen? Ja, du hast gelogen!Homer hat es mir gleich gesagt. Er hat mich gewarnt. Wo gehen wir hin?« »Nein, ich habe nicht gelogen!Soll ich schwören? Du wirst schon sehen!Entschuldigen wirst du dich bei mir! Peinlich wird es dir sein, und du wirst sagen: ‚Leonid!Ich habe so ein schlechtes Ge-wis-sen‘.« Er rümpfte die Nase. »Wohin gehen wir?«
    »Wir gehen, bis wir platt in die Smaragdenstadt. Lala-la, taram-tam-tam . Es ist kein leichter Weg«, sang Leonid und dirigierte dazu mit dem Zeigefinger. Plötzlich fiel ihm sein Flötenkasten herunter, er fluchte, bückte sich und wäre dabei fast selbst hingefallen.
    »He, du Säufer!Schafft ihr es überhaupt bis zur Kiewskaja?«, rief ihnen einer der Bewacher zu. »Wenn ihr für uns betet!« Der Musiker verbeugte sich vor ihm. »Und Elli kommt zurück«, fuhr er fort zu singen. »Und Elli kommt zurück. Mit Totoschka. Wau!Wau!Nach Haus.«
    Homer hatte nie an die Legende der Poljanka geglaubt, doch nun hatte sie ihm eine Lehre erteilt.
    Es gab Menschen, die sie »Schicksalstation« nannten und sie verehrten wie ein Orakel. Manche glaubten, dass eine Pilgerreise hierher in einer Umbruchphase ihres Lebens den Schleier von ihrer Zukunft heben, ihnen einen Hinweis, einen Schlüssel geben, ihnen den Rest des Weges voraussagen und vorherbestimmen konnte.
    Manche . Doch jeder, der bei gesundem Menschenverstand war, wusste, dass an der Station bisweilen toxische Gase aus der Erde aufstiegen, die die Fantasie entzündeten und Halluzinationen hervorriefen. Aber zum Teufel mit den Skeptikern!
    Was konnte diese Vision bedeuten? Homer schien es, als sei er nur einen Schritt von der Auflösung entfernt, doch jedes Mal stockten seine Gedanken und verwirrten sich. Und vor seinen Augen erstand erneut Hunter, wie er mit der schwarzen Klinge durch die Luft hieb. Homer hätte viel dafür gegeben, zu erfahren, welche Erscheinung der Brigadier gesehen, mit wem er gekämpft, welches Duell mit seiner Niederlage, ja seinem Tod geendet hatte.
    »Woran denkst du?« Homers Eingeweide verkrampften sich. Noch nie hatte Hunter ihn ohne gewichtigen Grund angesprochen. Ein gebellter Befehl, unwillig geknurrte, karge Antworten . Wie sollte man ein Gespräch über die Seele von einem erwarten, der keine Seele hatte? »Nur so . Nichts Besonderes«, stotterte Homer.
    »Nein, ich höre es«, sagte Hunter ruhig. »Du denkst über mich nach. Hast du Angst?« »Jetzt nicht«, log der Alte. »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dich in Ruhe lassen. Du erinnerst mich .« Eine halbe Minute später fragte Homer vorsichtig: »An wen?« »An einen Teil meiner selbst. Ich hatte vergessen, dass so etwas in mir ist.
    Du erinnerst mich

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